Vinningen Ganz in Georg-Kreisler-Manier: Konstantin Schmidts Auftritt in der Alten Kirche

In Konstantin Schmidts Programm erfährt man vieles über den Sänger, Komponisten und Dichter Georg Kreisler.
In Konstantin Schmidts Programm erfährt man vieles über den Sänger, Komponisten und Dichter Georg Kreisler.

Konstantin Schmidt ist ein Kabarettist, der mit seinem einzigartigen Talent und seinem scharfen Humor die Bühnen Deutschlands erobert hat. Seine Darbietung am Sonntag in Vinningen war geprägt von einer beeindruckenden Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten und dem leichten, fast nebensächlich wirkenden Klavierspiel.

Konstantin Schmidt beherrscht das gesamte Spektrum des Kabaretts und versteht es meisterhaft, sein Publikum zu fesseln und zu unterhalten. Ein Höhepunkt in Schmidts Schaffen ist sein Georg-Kreisler-Programm. Damit kam er am Sonntag nach Vinningen. Die Hommage an den österreichischen Kabarettisten und Komponisten Georg Kreisler ist für ihn eine Herzensangelegenheit – und das spürte man in jeder Sekunde des Konzerts.

Stets in der akzentuierten Rolle des Kabarettisten, moderierte Schmidt seine Stücke an und ließ dabei einfließen, dass er nach vier Jahren den Klavierunterricht beendet hatte, aber die Lieder Kreislers, für die sein Herz schon als Jugendlicher schlug, immer weiterspielte.

Zur Oper kam es nie

Über Kreisler erfuhr man einiges in Schmidts Moderationen. Der 1922 in Wien geborene Komponist emigrierte mit seinen Eltern während des Zweiten Weltkriegs in die USA, wo er als Komponist und Texter für verschiedene Unterhaltungsproduktionen arbeitete, darunter auch Broadway-Shows. Sein schwarzer Humor kam in den USA jedoch nicht sonderlich gut an, weswegen er nach dem Krieg wieder nach Wien zurückkehrte. Eigentlich, so erzählte Konstantin Schmidt, wollte Georg Kreisler lieber Opern komponieren, doch dazu kam es nie. In seinem Titel „Opernboogie“ hörte man allerdings deutlich den Opernfreund heraus.

Dass Schmidt sich mit den Liedern Georg Kreislers lange und intensiv befasst hat, war daran zu erkennen, dass jede Tonfarbe, jeder Gesichtsausdruck und jeder musikalische Impuls perfekt ausgearbeitet war. Dadurch und wegen seiner sehr klaren Aussprache konnte das Publikum den Texten mit ihrem schwarzen Humor jederzeit folgen – und die waren ziemlich deftig.

Vergiftete Tauben, ungeliebte Kritiker

Einen netten Zeitvertreib beschrieb der Künstler im wohl bekanntesten Lied Kreislers, dem 1955 komponierten „Tauben vergiften“. In „Bidla buh!“ wiederum wurden in zweieinhalb Minuten Lieddauer 15 Geliebte vergiftet. In dem bekannten Stück „Das Triangel“ litt das Publikum mit einem gelangweilten Orchestermusiker, und „Der Musikkritiker“ war eine Abrechnung Kreislers mit dieser Berufsgruppe, unter der jeder Künstler irgendwann einmal leidet. Georg Kreisler hatte die Texte einiger Stücke in den 1990er und 2000er Jahren selbst etwas modernisiert und etwa aus dem Stück „40 Schilling“ „Sieben Euro“ gemacht.

Das Lied „Mütterlein“ hat Konstantin Schmidt seiner Mutter gewidmet, von der er behauptete, sie sei im Saal anwesend, was sich, nachdem sich das Publikum schier die Hälse verrenkt hatte, als Finte herausstellte. Schmidt führte die Zuhörerinnen und Zuhörer an der Nase herum, verblüffte sie und unterhielt sie ganz in Kreisler-Manier auch in seinem eigenen Lied. „Sie war 16, ich auch“ war eine der drei Zugaben, die ihm das beglückte Vinninger Publikum in der vollbesetzten Kirche abringen konnte.

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