Pirmasens Ganz im Zeichen Dadas

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Selbst zu 100 Jahre alten Kunstrichtungen gibt es immer noch Entdeckungen zu machen. So auch zum Dadaismus und das just im Jubiläumsjahr hat der Präsident der Ball-Gesellschaft in Israel ein verschollen geglaubtes Gemälde gefunden, das eine Szene aus dem von Hugo Ball gegründeten Cabaret Voltaire zeigt. Das ist eine der Geschichten, die im neuen Ball-Almanach zu finden sind, der gestern präsentiert wurde.

Wobei es genau genommen nicht das legendäre Originalgemälde ist, von dem nur eine Schwarzweißfotografie erhalten ist. Der Künstler Marcel Janco hatte es Jahre später noch mal gemalt. Von der Kopie aus der Hand des Künstlers war aber nichts bekannt, bis sie Hans Dieter Zimmermann, der Präsident der Ball-Gesellschaft bei einer Israelreise in einem kleinen Museum zu Ehren von Janco aufstöberte. Das Gemälde ziert nun den neusten Ball-Almanach und wird auch wesentlicher Bestandteil des Ball-Kabinetts sein, das im November in Pirmasens eingeweiht werden soll, wie Oberbürgermeister Bernhard Matheis verriet. Der Ball-Almanach widmet sich im Dadajahr ausnahmslos dem Dadaismus und den Bezügen Balls zu Dada. So hat sich beispielsweise ein Autor der Beziehung von Dada und dem Sport angenommen, obwohl Ball so überhaupt keinen Bezug zu sportlichen Betätigungen gehabt haben soll, wie der Literaturwissenschaftler Eckhard Faul erläuterte, der für die Redaktion des Almanachs verantwortlich zeichnet. Faul erklärt in einem Beitrag im neuen Almanach, warum der Literat Klabund kein Dadaist war, auch wenn er eng mit Ball verbunden gewesen sein soll und eine Autorin stellt die Dadafrauen Emmy Hennings und Sophie Taeuber-Arp näher vor, die ansonsten immer im Hintergrund der Dadamänner bleiben. Die Namensgebung des Cabaret Voltaire wird in einem anderen Beitrag beleuchtet und in einer Analyse wird Balls Lautgedicht „Totenklage“ zusammen mit seinem bruitistischen Krippenspiel behandelt. Ein eigener Beitrag widmet sich dem nie realisierten Entwurf für das Pirmasenser Ball-Kabinett der Karlsruher Hochschule für Gestaltung und dessen spannenden Intentionen. Im Vorgriff auf einen Film über Hugo Ball lässt Faul im Almanach den Filmemacher Karl Piberhofer eine Gedächtnisfeier im Jahr 1915 von Ball und Richard Huelsenbeck rekonstruieren. Der Dokumentarfilm könnte eventuell in diesem Jahr fertig werden. (kka) Lesezeichen Hugo-Ball-Almanach, Herausgegeben von der Stadt Pirmasens und der Hugo-Ball-Gesellschaft, 234 Seiten, 19,80 Euro

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