Pirmasens Fehrbachs verrückte 45 Sekunden

Voller Einsatz: Mirco Weinrich vom SV Rot-Weiß Pirmasens wirft sich in den Schuss von Alexander Müller (SV Ruhbank).
Voller Einsatz: Mirco Weinrich vom SV Rot-Weiß Pirmasens wirft sich in den Schuss von Alexander Müller (SV Ruhbank).

Nach 168 Minuten Fußball unterm Dach der Wasgauhalle kam (fast) alles so, wie man es erwartet hatte: Die vier Favoriten der Vorrundengruppe A der 42. RHEINPFALZ-Stadtmeisterschaft hatten sich durchgesetzt. Jedoch bot die Tabelle einen ungewohnten Anblick. Nicht der hochgehandelte FK Pirmasens gewann die erste Etappe auf dem Weg zum Titel, sondern der zwei Klassen tiefer in der Landesliga kickende FC Fehrbach.

«PIRMASENS.»Der Auslöser: Die Schlussminute im direkten Duell der beiden Kontrahenten, in der sich der Oberligazweite dank eines 2:0-Vorsprungs und einer verbleibenden Spielzeit von 61 Sekunden zu sicher fühlte. Die „Tiroler Jungs“ schossen aber binnen 45 Sekunden drei Tore und verpassten dem FKP eine 2:3-Niederlage. Der überragende Julian Links und FCF-Kapitän Florian Grünfelder lochten hinter FKP-Keeper Matthias Gize ein. „Das war ein gelungener Abend“, befand FCF-Trainer Martin Gries, der betonte, dass sein Team kein Hallentraining hinter sich gebracht habe. Doch den Fehrbachern war die Lust am Fußball unterm Dach anzumerken. „Insbesondere Florian (Grünfelder) hatte große Lust“, merkte Gries an und lobte im gleichen Atemzug Julian Links, den Mann fürs Defensive, der mit sechs Treffern auch Offensivstärke nachwies. Wäre Links noch ehrgeiziger, würde er wohl nicht mehr in Fehrbach spielen, sieht Gries noch Potenzial bei seinem Schützling. Dass sein Team den Oberligisten schlug, wollte Gries indes nicht überbewerten. „In der Halle geht das manchmal ruckzuck.“ Dennoch: Sechs Siege in Serie bei einem Torverhältnis von 20:3 ließen Fehrbach näher an den FKP heranrücken. Patrick Fischer, der das FKP-Aufgebot coachte, war indes nicht niedergeschlagen ob der Schlappe. Oberliga- und Verbandsligateam hätten sehr viele Verletzte zu beklagen. So sei ein Mix aus beiden Teams und den U-19-Kickern aufgeboten worden. Da habe zeitweise die Erfahrung gefehlt – wie beim 2:3 gegen Fehrbach. Zudem habe Torjäger Christopher Ludy bereits „nach 30 Sekunden im ersten Spiel über Atemnot geklagt“. Er werde sich einer Blutuntersuchung unterziehen. Der dreifache Torschützenkönig unterlag im mannschaftsinternen Kampf um den goldenen Schuh seinem Mitspieler Patrick Freyer. Ludy traf zwei-, „Patte“ Freyer gleich zwölfmal. „Er war der überragende Mann des Abends“, sagte Fischer. Erst im letzten Match vergab er auch mal eine Chance. Da sich Freyer mit Ludy als Sturmspitze des FKP stets abwechselten, kam dieser statistisch gesehen etwa jede zweite Minute zu einem Torerfolg. Fischer indes lobte mit A-Junior Philipp Koch einen Akteur aus seinem Aufgebot, der eher unspektakulär auftrat. Fischer: „Er hat unser Spiel von hinten heraus sehr gut aufgebaut.“ Mit dem „Weiterkommen, aber nicht mit den gezeigten Leistungen“ war Vladislav Dimitrov, der zuschauende Spielertrainer des SV Ruhbank, zufrieden. „Spielerisch haben wir noch Luft nach oben“, merkte er an. Gleichwohl sei das Ziel erreicht worden. Und in der Endrunde sei der Einsatz der Asse Christian Zarbel, Wadim Rytikov und Waldemar Leis möglich. „Wir haben drei Spiele gewonnen. Deshalb bin ich zufrieden, auch wenn wir die Endrunde nicht erreicht haben“, sagte Oliver Rau, Trainer des TuS/DJK Pirmasens. Immerhin war der C-Klasse-Dritte bis zum letzten Gruppenspiel gegen Fehrbach auf Endrundenkurs, hatte das A-Klasse-Team des TuS Winzeln 2:0 besiegt. Mit Ausnahme von Mario Lickteig war kein Spieler älter als 22 Jahre. Rau: „Wir hatten eine starke Gruppe, haben Winzeln geschlagen und uns gut präsentiert, waren aber in entscheidenden Momenten zu nervös.“ „Wir hatten es nicht verdient weiterzukommen“, stellte Winzelns Spielertrainer Falko Freyer fest. Letztlich gelang aber im entscheidenden Spiel gegen Ruhbank ein 2:0-Erfolg und Winzeln rutschte punktgleich mit Ruhbank und dem TuS/DJK als Tabellendritter in die Endrunde. Die Leistung der Mannschaft sei „sehr enttäuschend“ gewesen. Zu oft seien „leichte Gegentore kassiert“ worden. Zudem seien die Pausen zwischen den Partien „sehr kurz gewesen“. Fast alle Teams hätten, da die Vorbereitung auf die Restsaison noch nicht begonnen habe, in den letzten Spielen physische Probleme gehabt. Das habe den klassenhöheren Teams, Fehrbach und dem FKP, Vorteile verschafft. Freyer schlug vor, sollten noch einmal nur 14 Teams teilnehmen, Fehrbach und den FKP für die Endrunde zu setzen und den Rest in vier Dreiergruppen, mit jeweils längerer Spielzeit, die übrigen Finalisten ausspielen zu lassen. Zumindest solle dies als Denkanstoß dienen.

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