Pirmasens „Es war Dummheit“

Vorm Jugendschöffengericht Pirmasens müssen sich seit Montag ein 19-jähriger Heranwachsender und ein 17-jähriger Jugendlicher wegen 17-fachen gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahls, davon 15 Mal gemeinschaftlich, verantworten. Der ältere Angeklagte soll zudem zwei Körperverletzungen begangen haben.

Laut Anklage sollen die beiden jungen Leute für eine Einbruchserie in der Zeit vom 2. März bis 26. Juni dieses Jahres verantwortlich sein. Betroffen waren unter anderem das Jugendhaus, die Nagelschmiedsbergschule, die Realschule plus in der Alleestraße, der Internationale Bund auf der Husterhöhe, das Sportheim Rot-Weiß, die Realschule plus und die Grundschule in Rodalben sowie Gaststätten und zwei Wohnungen auf dem Sommerwald und zuletzt ein Kindergarten in Rodalben. Dort wurden die mutmaßlichen Täter verhaftet. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Hinsichtlich der Einbrüche zeigten sich die Angeklagten geständig, lediglich bei der Höhe des jeweils mitgenommenen Geldes gingen die Angaben auseinander, auch im Vergleich zu den Angaben bei der Polizei, die sie so nicht gemacht haben wollten. Richter Mark Edrich riet ihnen, zukünftig nichts zu unterschreiben, was sie nicht zuvor gelesen haben. Manchmal habe nachts eine Tür offen gestanden oder ein Fenster sei gekippt gewesen. Aber sie schreckten auch nicht davor zurück, Fenster einzuschlagen, Türen und Behältnisse, insbesondere Automaten, in denen sie Geld vermuteten, aufzuhebeln und Sachen sinnlos zu zerstören. Mit einem Auto, dessen Schlüssel sie fanden, machten sie eine Spritztour und setzten es in einem Sandkasten auf. Der angerichtete Sachschaden betrug teilweise mehrere Tausend Euro und stand in keinem Verhältnis zum aufgefundenen Geld. Erschreckend war das Eingeständnis der Angeklagten, dass sie sich bei ihren Taten nichts gedacht und das Geld für „unnützes Zeug“ ausgegeben hätten. Selbst als sie im April von der Polizei ausführlich vernommen worden waren und jeder gesagt hätte, „so kann es nicht weiter gehen“, seien sie noch in den Kindergarten in Rodalben eingebrochen. „Es war Dummheit“, sie hätten erst in der Untersuchungshaft nachgedacht und realisiert, was sie verbockt hätten, erklärten die Angeklagten in der Gerichtsverhandlung. „Das sind Gedanken, die man sich vorher machen kann“, wies sie Richter Edrich zurecht. Die Angeklagten entschuldigten sich in der Verhandlung bei ihren Opfern. „Mit einer Entschuldigung ist es nicht getan. Sie wissen nicht, was sie den Leuten antun“, wies sie ein Opfer auf die psychischen Folgen hin. Sie leide noch heute unter Angstzuständen, denn sie wohne über der Gaststätte. Der ältere Angeklagte soll außerdem laut Anklage im April in Fehrbach ein Mädchen am Hals gewürgt und mit einem Schlagstock auf den Hinterkopf geschlagen haben. Er sei am Telefon von ihr beleidigt worden, deshalb habe er sie zur Rede stellen wollen und sei zusammen mit anderen zu ihr gefahren, verteidigte sich der 19-Jährige. Das Mädchen habe ihn geschubst und ihm ins Gesicht geschlagen, da habe er sie auf den Kopf geschlagen. In der Hand habe er einen Schlagstock gehabt, mit dem er Angst machen wollte. Die Geschädigte sagte aus, bei der Beleidigung habe es sich um ein Missverständnis gehandelt. Laut Anklage soll der 19-Jährige außerdem am Exerzierplatz einem anderen Jugendlichen eine Kopfnuss verpasst haben. Der Geschädigte gab an, er habe mit einem anderen Streit gehabt, der Angeklagte habe ihn weggezogen, ihm eine Kopfnuss auf die Nase gegeben und gedroht, seine Familie umzubringen, wenn er wegen des Vorfalls in Fehrbach eine Aussage bei der Polizei machen würde. Den Kopfstoß gab der Angeklagte zu. Aber er habe nur gedroht, den Geschädigten zusammenzuschlagen, nicht dessen Familie. Die jugendlichen Zeugen beider Vorfälle zeigten erhebliche Erinnerungsausfälle, teils wegen damaligem Alkoholeinfluss, teils weil „es so lange her ist“, wie sie sich ausdrückten – gerade mal sechs Monate. Die Verhandlung wird am 23. November fortgesetzt. (arck)

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