Pirmasens „Eine merkwürdige Geschichte“

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SPD-Stadtratsmitglied Wolfgang Deny hatte das Problem mit den Bauschutthalden hinter dem Güterbahnhof am Montagabend im städtischen Hauptausschuss vorgetragen. „Das ist sehr unangenehm für die Anwohner“, argumentierte Deny, der die Auffassung vertritt, so ein Gewerbe gehöre nicht in ein Wohngebiet. „Da wird Abbruchmaterial geschreddert, das macht Lärm und es staubt.“ Er halte das für schizophren, sagte Deny zur RHEINPFALZ. „Abrissmaterial von der Husterhöhe wird mit schweren Lastern durch die ganze Stadt gekarrt, dabei könnte man das dort oben auch schreddern, ohne dass es Anlieger groß stören würde. „So aber fahren Laster-Konvois das Material erst durch die ganze Stadt zum Schreddern, transportieren es dann wieder ab und machen die Straßen kaputt.“ Ein Anwohner des hinteren Schachens machte gestern zusammen mit seiner Frau seinem Unmut Luft. „Wir haben hier den Abbruch von zwei Kasernengebäuden, der Schuhfachschule und des Hotel Matheis in gekörnter Form fast vor der Haustür liegen.“ Das habe Ende 2014 angefangen. „Das Schreddern mit einer mobilen Anlage ging den ganzen Sommer über, von morgens um halb Acht bis 17 Uhr. Durch den gleichzeitigen Betrieb von Schaufelbagger, Schredder und rückwärts fahrenden Hubladern, die einen schrillen Warnton von sich geben, wurden alle anderen Geräusche überlagert. Nur am Wochenende hatten wir unsere Ruhe“, berichtet der Bürger, der von „erheblichen Staubaufwirbelungen“ erzählt. Er fragt sich, wieso das ganz in der Nähe eines Wohngebietes von der Stadtverwaltung geduldet wird. Wer den Genehmigungsbescheid erteilt hat, auf dem früheren Betriebsgelände der Speditionsfirma Krebs eine Bauschuttdeponie inklusive mobiler Bauschuttbrecher zu betreiben, wüsste er gern. Das hat auch der Politiker Deny im Hauptausschuss nicht erfahren, als er am Montagabend nachfragte, ob die Bauschuttablagerung bekannt sei und was es damit auf sich habe. Beigeordneter Michael Schieler sagte zu, sich darum zu kümmern. Auf Anfrage konnte die Pressestelle der Stadtverwaltung gestern keine Angaben dazu machen. „Wir prüfen das noch“, hieß es im Rathaus. Eine Nachfrage beim Ordnungsamt hatte den Anwohner im Vorjahr zumindest vorübergehend beruhigt. Damals war ihm versichert worden, das gehe nur noch ein paar Tage. „Das stimmte auch. Bis letzten Donnerstag. Da haben die Schutt-Lkw erneut ihre Fahrt aufgenommen.“ Diesmal werde offenbar das Abbruchmaterial des alten Wohnblocks angekarrt, der gegenüber der Fachhochschule der Abrissbirne zum Opfer gefallen ist. Der Mann befürchtet, dass es nicht mehr lange dauert, bis die mobile Bauschuttbrecheranlage wieder ihren lärmenden Betrieb aufnimmt. „Wir haben ja in Pirmasens mittlerweile eine regelrechte Abriss-Euphorie, was nicht schlecht ist.“ Aber wenn sich die Zerkleinerung des Baumaterials weiter in Sicht- und Hörweite abspiele, sehe er das mit Sorge. „Das kann kein Dauerzustand sein“, empört sich der Pirmasenser. Zumal er, gerade beim Abriss von Altgebäuden, gar nicht wissen will, was da alles recycelt wird. Der Anwohner hat alles dokumentiert, auch fotografiert. Ein Firmenschild hat er nirgendwo erspähen können. „Das ist schon eine merkwürdige Geschichte“, meint er. Zumal im Spätsommer, als wieder Laster-Ruhe eingekehrt war, bezeichnenderweise an der Ecke Güterbahnhofstraße und Hermannstraße die Straße ausgebessert werden musste. „Das war genau dort, wo die Großlastwagen immer darüber gedonnert sind.“ Der Pirmasenser versteht die Welt nicht mehr: „Es ist unergründlich und rational nicht nachvollziehbar, weshalb man Tonnen von Schutt durch Pirmasenser Wohngebiete – die fahren über die Bahnbrücke durch die Gasstraße und Hermannstraße bis in die Blümelstalstraße – an einen anderen Ort fährt, anstatt wie üblich das Material vor Ort zu schreddern. Auf der Husterhöhe wäre doch ausreichend Platz.“ Was den Anwohner wundert: Offenbar wisse die Stadtverwaltung nicht, wo das Abrissmaterial ihrer eigenen Gebäude lande. (cla)

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