Pirmasens Eine große Nähe zum Original

91-78557349.jpg

Die Band „Beyond The Doors“ aus Zweibrücken hat sich über die Jahrzehnte ihres Bestehens eine beneidenswert große und vitale Fan-Gemeinde erspielt. Nach ihrem Konzert am Freitag auf dem voll besetzten Bärenbrunnerhof muss man aber genauso neidlos anerkennen, dass die Beliebtheit dieser „The-Doors“-Tribute-Band in jeder Beziehung berechtigt ist.

Was schon kürzlich beim Auftritt der „The-Police“-Tribute-Band „Roxanne“ im „Z1“ in Pirmasens aufgefallen war: Es gab mal Rockmusik im musikalischen Mainstream, die weitaus querständiger war, als das Angebot heutiger Tage. Geht man von der Epoche von „The Police“ noch mal ein gutes Jahrzehnt zurück, dann ist man - beispielsweise bei „The Doors“. Auch dort fand sich eine Musik, die mit ihren nicht selten verwickelten und bisweilen zufällig und willkürlich anmutenden Formabläufen, Genrebrüchen und Grenzüberschreitungen in Musik und Bühnenpräsentation trotz allem relativ massentauglich blieb, sogar zu Hit-Ehren („Riders On The Storm“) gelangte. Bis auf das genannte „Riders On The Storm“, „Light My Fire“ und dem Credo-Song der Rockmusik „Roadhouse Blues“ gibt es aber kaum Songs, die es ins Repertoire anderer Bands geschafft oder gar eine weitere Bearbeitung erfahren haben. Das Hervorragende an den „Beyond The Doors“ – mit Dirk „Nelly„ Brill, Gesang, Ronny Stenger, Schlagzeug, Peter Hoffmann, Gitarre und Stefan Schöner, Tasten – ist aber, dass sie die Einzigartigkeit der „The-Doors“-Musik kongenial auf die Bühne bringen – und das Generationen übergreifend. Das Quartett erreicht sowohl jene, die die Platten der Doors gekauft haben, als sie erstmals erschienen sind, als auch jene, die die Musik von Jim Morrison, Robby Krieger, John Densmore und Ray Manzarek erst nachvollziehend entdeckt haben. „Beyond The Doors“ erreicht sie alle, die die jede Textzeile Jim Morrisons mitsingen können – auch wenn der als Lyriker einigermaßen überschätzt wurde – und die übrigen, die „The Doors“ schlicht als Rockmusik begreifen, zu der man prima tanzen kann. Lässt man beiseite, dass sich Nelly Brill glücklicherweise nicht völlig zugedröhnt auf der Bühne wälzt und auch die übrigen Bandmitglieder die „Pforten der Wahrnehmung“ nicht mit allerlei illegalen chemischen Firlefanz aufschließen, bekommt man doch eine ausgesprochen authentische Performance. Selbstverständlich gibt es keine Bass-Gitarre, Stefan Schöner liefert die mit der linken Hand auf dem Keyboard, analog dem Original. Moderne Digital-Elektronik gestattet es zudem, die Originalsounds von E-Orgel und Fender Rhodes Piano praxisgerecht nachzubilden. Peter Hoffmann hat die Gitarrenlinien von Robby Krieger wahrscheinlich exakter parat als ihr Erfinder. Auch Ronny Stenger lässt noch kein Detail von John Densmores Schlagzeugspiel vermissen. Nelly Brill bringt – das ist das sprichwörtliche Sahnehäubchen – auch noch eine große Nähe zum Timbre von Jim Morrison mit, dessen Phrasierungen hat er eh drauf. Und die „Beyond The Doors“ haben nicht vergessen, dass auch Druck und Lautstärke ästhetisch unabdingbare Elemente von Rockmusik sind. Dabei dürfte der Sound auf dem Bärenbrunnerhof höchst wahrscheinlich weit besser gewesen sein, als das den Vorbildern im Livekonzert technisch vergönnt war. Früher war eben nicht alles besser. Gut aber für Publikum und Band, dass die großartigen „Beyond The Doors“ einen derart guten Zuspruch erfahren, weil es ansonsten final hieße „This Is The End...“.

x