Pirmasens Die Geschichte der Pestwaisen

„Pestkind“ heißt der neue historische Roman von Nicole Steyer, den die Autorin am Freitagabend in der Gemeindebücherei in Rieschweiler- Mühlbach vorstellte.

Autoren finden Geschichten überall. Nicole Steyer begegnete ihrem „Pestkind“ in den Wäldern um ihre Heimatstadt Rosenheim. „Bei Stephanskirchen steht ein Pestkreuz. Im Wald, auf einem Massengrab. Dort gibt es einen Gedenkstein. Die Inschrift lautet: Während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1632 herrschte in der Umgebung die Pest. Der Überlieferung nach sind ganze Ortschaften ausgestorben. In Kieling blieb nur ein kleines Mädchen übrig“, erzählt die 36-jährige Autorin, die 2012 mit dem historischen Roman „Die Hexe von Nassau“ ihr Debüt feierte. Die Geschichte der Pestwaisen lässt Steyer, Mutter zweier Töchter, nicht mehr los. Weder in den Stadtarchiven, noch in den Kirchenbüchern findet sie Hinweise. Also ist es die Autorin selbst, die ihr „Pestkind“ auf den Namen Marianne tauft, es zu einer jungen Frau heranwachsen lässt und ihm eine Geschichte schenkt. Die steckt – in der Tradition des historischen Romans – voll von Abenteuern, Gefahren und natürlich Liebe. Aufgewachsen als Außenseiterin, die in dem Ruf steht, Unglück zu bringen, arbeitet die junge Frau in der Wirtschaft ihrer hartherzigen Ziehmutter. Zuneigung findet Marianne nur bei ihrem geistig zurückgebliebenen Ziehbruder Anderl und den Mönchen des Klosters, die sie einst gerettet hatten. Dann wird die Ziehmutter getötet und Anderl des Mordes verdächtigt, Marianne will seine Unschuld beweisen. Doch nun steht der schwedische General Wrangel mit seinem Heer vor Rosenheim. Aber Wrangels Bruder hat ein Auge auf die schöne Marianne geworfen, und so wird sie zum Preis für die Sicherheit der Stadt. Die junge Frau soll mit dem schwedischen Tross mitziehen. Doch was soll dann aus Anderl werden? Marianne trifft eine Entscheidung. Steyer, die mit acht Jahren ihre ersten Geschichten verfasste, hat äußerst gründlich recherchiert und präsentierte den Besuchern mehr als nur kurzweilige Unterhaltung. Die Ereignisse um das schwedische Heer, das 1648, in den letzten Monaten des Dreißigjährigen Krieges, Rosenheim bedrohte, beruhen auf Fakten, und General Carl Gustav Wrangel ist eine historisch verbürgte Person. „1645 wurde er Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen in Deutschland. Gegen den Willen seines Vaters heiratete er Anna Margareta, eine Frau von niederem Landadel, die er im Tross kennenlernte. Es muss eine echte Liebesheirat gewesen sein. Etwas sehr Ungewöhnliches zu dieser Zeit. Beide hatten eine Vorliebe für Luxus und Antiquitäten. Selbst im schwedischen Tross führten sie Zelte voll mit wertvollen Gemälden und Möbeln mit sich“, berichtete Nicole Steyer. Neben drei Schlüsselszenen aus dem „Pestkind“ – die Rettung der kleinen Marianne, die erste dramatische Begegnung zwischen der jungen Frau und Albert Wrangel und einem Einblick ins schwedische Lager – gewährte sie ihrem Publikum so in kurzen historischen Exkursionen einen lebendigen Einblick in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

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