Pirmasens Das stärkste Team siegt abseits des Rasens

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DAHN. Spritziger Spaß-Kick, witzige Sprüche als Begleit-Kommentar – und Gänsehaut-Momente zur Halbzeitpause, als all der Terz ums runde Leder plötzlich wirklich nur noch Nebensache schien: Der Auftritt der Lotto-Elf am Mittwochabend war ein Erlebnis, das Eindruck hinterlässt. Bei annähernd 1000 Zuschauern, bei früheren Spitzenfußballern wie lokalen Kicker-Größen vergangener Tage. Mehr als 15.000 Euro hat das Ereignis eingebracht. Geld, mit dem Gutes getan wird (wir berichteten bereits gestern kurz im überregionalen Sportteil).

Es gibt im Smartphone-Zeitalter tatsächlich noch Zeitgenossen, die sich über original geschwungene Schriftzüge freuen. Und so fand sich denn keiner in Reihen der Lotto-Elf, der einen Autogramm-Wunsch verweigert hätte. Höher im Kurs aber stehen ja heutzutage sogenannte Selfies. Auch dieser Erscheinung trugen die „Stars“ von einst gern Rechnung. So kam es, das nun Wolfgang Overath und Stefan Kuntz, Harry Koch und Hans-Peter Briegel, auch all die anderen, am Ende Seit’ an Seit’ mit Fußballfreunden strahlten. Den Blick gerichtet in Handy-Linsen am ausgestreckten Arm all derer, die ein Erinnerungsbildchen mit nach Hause tragen oder gleich in alle Welt verschicken wollten. Das ist wohl immer so, wenn die Lotto-Elf aufläuft. Doch kommt es gar nicht so oft vor, dass die hochkarätige Auswahl eine Viertelstunde braucht, eh’ sie einen Treffer feiern darf. Die Dahnertal-Truppe aber hielt beherzt dagegen – und der starke Bernd „Flieger“ Kunz seinen Kasten sauber. Immerhin bis zur 14. Minute, als Europameister Stefan Kuntz mit links einlochte, kurz darauf „Euro-Eddie“ Edgar Schmitt einen zweiten Treffer folgen ließ. So einfach aber wollten es die Einheimischen den Kicker-Promis denn doch nicht machen. Der überragende Joachim Burkhart ließ es doppelt, einmal mit tollem Lupfer, hinterm früheren Frankfurter Eliteliga-Keeper Thomas Ernst klingeln – und profitierte vom einzig noch richtig aktiven Recken im Dahner Trikot: FKP-Sturm-Ass Benjamin Auer ließ sich von den ehemaligen FCK-Defensiv-Spezialisten Roger Lutz und Harry Koch – immerhin mit „Schale“ dekorierte Meister ihres Fachs – kaum bremsen. Auer, just aus dem Urlaub zurückgeeilt, war als einziger U40-Akteur gemeinsam mit seinem Trainer Peter Tretter („ich bin am Buffet stärker“) im selben Team aufgelaufen. Walter Zwick und Klaus Wagenblatt würfelten als Trainer-Tandem die Heim-Auswahl zur Pause ebenso neu aus wie Lotto-Teamchef Hans-Peter Briegel die Seine. Dass nach einem 2:3-Zwischenstand dann in Minute 90 ein zweistelliges Resultat zu beklatschen war, juckte letztlich keinen. Auch nicht Torhüter Jürgen Becker, der in Halbzeit zwei im Auswahl-Kasten neunmal hinter sich fassen musste. „Nach der Pause war der Gegner jünger – und wir älter“, witzelte der Fischbacher nach dem 2:11. Ohnehin aber gab es an jenem denkwürdigen Mittwochabend keine Verlierer, vielmehr samt und sonders Sieger. Und die stärkste Teamleistung, die war – trotz unterhaltsamer Darbietung der Hauptfiguren, trotz bemerkenswerter Leistung der „Alten Herren“ aus Dahn und Umgebung – zweifelsohne abseits des grünen Rasens zu verzeichnen: Die Organisatoren und Helfer haben Großes geleistet. Stolz darauf waren denn auch Volker Wagenblatt und Erich Fröhlich, die im FC-Stab die Fäden zogen. „Hochzufrieden, wirklich. Klar, es gibt immer was, das ein bisschen hakt“, meinte Wagenblatt. Aber was die gesamte Truppe da geleistet habe, das sei schon aller Ehren wert. Nach einem derart gelungenen Abend konnte Wagenblatt zu mitternächtlicher Stunde erleichtert in seinen 60. Geburtstag feiern. Locker 50 Helferinnen und Helfer hatte der Dahner Fußballclub da auf die Beine gebracht. Das fing an mit den Mitstreitern des Geselligkeitsvereins, die die Anfahrt regelten. Das setzte sich fort über die Bundenthaler Sportfreunde, die im Zuge bester Nachbarschaftshilfe mit anpackten, und das endete noch lange nicht bei der Stellvertretenden FCD-Vorsitzenden Gabi Hartmann, unter deren Regie ein mediterranes Buffet auf die Vip-Raum-Tische gezaubert wurde. Erfreulich die vielen kleinen Randerscheinungen. Wie etwa die bemerkenswerte Geste der Abiturienten vom Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium: Jacqueline Kirsten hatte die gute Kunde mitgebracht, dass sie und ihre Kameraden überschüssiges und selbst erwirtschaftetes Geld nach der Abifeier nicht verbraten, sondern lieber Gutes damit tun wollten. Und schon waren weitere 500 Euro in der großen Kasse gelandet. „Es sind bereits 15.000, es werden wohl noch gut 2500 mehr werden“, gab sich gestern Dieter Radtke optimistisch. Der FCD-Hansdampf hatte als Stadionsprecher neben dem Feld einen ebenso starken Auftritt wie die Dahnerland-Kicker auf dem Rasen hingelegt.

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