Pirmasens Croissant wird Kirchenmusikdirektor

Maurice Antoine Croissant.
Maurice Antoine Croissant.

Der Pirmasenser Bezirkskantor Maurice Antoine Croissant wird für seine Verdienste um die evangelische Kirchenmusik von Oberkirchenrat Manfred Sutter am 8. November mit einem Ehrentitel ausgezeichnet.

Nach Katja Gericke-Wohnsiedler, Bezirkskantorin in Grünstadt, und dem Speyerer Bezirkskantor Robert Sattelberger ist Maurice Croissant ab November erst der dritte Träger dieses Titels innerhalb der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die feierliche Verleihung findet statt im Rahmen des Gottesdienstes am Sonntag, 8. November, 11 Uhr. Den Pandemie-Einschränkungen geschuldet muss auf die Teilnahme der Chor-Ensembles verzichten werden. Maurice Croissant freilich hat diesen Festgottesdienst, die neben Sutter auch Dekan Ralph Krieger und das Pfarrerehepaar Kerstin und Volker Strauch begleiten, musikalisch sozusagen im persönlichen Superbreitwand-Format ausgestaltet.

Mit kleinen Ensembles illustriert die Palette der liturgischen Musiken ganz wunderbar stimmig die professionelle Bandbreite des Dirigenten, Sängers, Organisten und Flötisten Croissant – zwischen Bach-Motette, Trio-Sonate von Johann Joachim Quantz, John Rutter und Jazz-Combo.

Verliehen wird der Titel Kirchenmusikdirektor – KMD – allein durch die Landeskirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands beziehungsweise die Bistümer, dort auch zuweilen erweitert auf Diözesankirchenmusikdirektor – DKMD. In der Regel sind verdienstvolle Hauptamtliche die Würdenträger, aber der Titel kann auch an spezielle Beauftragungen gekoppelt sein. In der Evangelischen Kirche der Pfalz ist KMD ein reiner Anerkennungstitel und die Vergabe hat keinerlei Auswirkung auf die Höhe der Bezüge. Er signalisiert, bildlich gesprochen, eine tiefer Verbeugung des Dienstherrn vor dem segensreichen Wirken einer „Arbeiterin“ oder eines „Arbeiters“ im (kirchenmusikalischen) Weinberg des Herrn.

Maurice Antoine Croissant, der Kindheit und Jugend in der Südpfalz verlebt hat, schwärmt, danach befragt, für sein berufliches wie privates Domizil Pirmasens. Seit er 2001 das dortige Bezirkskantorat, bis 2015 noch mit Bad Bergzabern verknüpft, antrat, ist er im besten Sinne heimisch geworden. Hat sozusagen Pflöcke eingerammt.

1974 in Landau als Spross einer weit verzweigten Künstlerfamilie geboren, hatte sich Croissant schon zu Schulzeiten emsig in künstlerischen Arbeitsgemeinschaften herumgetrieben, zudem soziologisch-politisches Interesse signalisiert. Nicht von ungefähr ist er heute, den Spuren seines Vaters Manfred folgend, der Arzt und Theologe war, auch SPD-Stadtratsmitglied in Pirmasens.

Teils während oder unmittelbar nach dem Kirchenmusikstudium in Heidelberg hat Croissant immer wieder Ensembles aus der Taufe gehoben, teils geleitet. Das bekannteste sind wohl The Lords of the Chords, eine hochprofessionell besetzte Männercrew, die sich nicht allein in der Pfalz zahlreiche Fans erobert hat. Das Pfälzische Vokal Ensemble wiederum, mit dem Croissant jeweils zur Sommerzeit Norddeutschland bereist, betrachtet er als Vermächtnis seines Lehrmeisters Heinz Markus Göttsche, der es ihm seinen Kammerchor zu Lebzeiten quasi vererbt hatte „und dem ich unendlich viel an Empfindung, an Gestaltungskraft und praktischem Handwerk verdanke“.

Zurück nach dem Hier und Jetzt: Die mit rund 50 Stimmen besetzte Kantorei an der Johanneskirche steht für Oratorien-Konzerte, bedient in kleinerer Besetzung zudem die liturgischen Feiern in der Lutherkirche mit. Die Gottesdienst-Combo und der rund zwölfköpfige Jugendchor vitalisieren erfolgreich alternative Formate, führen Jazz-Messen, bringen nicht zuletzt das noch ungeübte Liedgut aus „Wo wir Dich loben, wachsen neue Lieder“ animierend unter die Leute. Auch auf Blechbläserklang muss nicht verzichtet werden, im Posaunenchor ist zum Beispiel auch das mit 1,5 Stellen tätige Pfarrer-Ehepaar Kerstin und Volker Strauch präsent.

Die Kinderkantorei ist mit gleich drei Alterssegmenten und wenigstens einem Kinder-Musical pro Jahr präsent. Da gibt es eine mittlerweile etablierte Zusammenarbeit mit dem Pirmasenser Kant-Gymnasium; Croissant, der Kirchenmusiker – ein Mann mit Antennen. So hat er manchen Anknüpfungspunkt im „Profanen“ gefunden, der durchaus Rückkopplungseffekte für sein kirchliches Milieu zeitigt.

Die „Fabrikmusiken“ in der ehemaligen Neuffer-Schuhfabrik sind ein solches Projekt. 2003 wurden sie etabliert und unter dem Schirm des Unternehmers Bernd Hummel als buntes Pasticcio aus Jazz, Chor- und Kammermusik alljährlich zunehmend zum Publikumsrenner. Ab Mitte November, so hofft Croissant, könnte dort wenigstens eine Kammermusikreihe starten. Denn wie überall diktiert auch hier die Corona-Pandemie momentan kleinere Formate.

Mit der Kantorei und dem „Requiem“ von Luigi Cherubini, rein für Chor und Orchester besetzt, probt der Bezirkskantor derzeit umschichtig und festen Mutes auf das traditionelle Konzert am Sonntag „Judica“ 2021 hin.

Dass in den Bereich sakraler Popularmusik seit seiner Beauftragung 2008 doch Bewegung gekommen ist, freut Croissant ungemein. „Zum Beispiel scheint die Schaffung eines eigenen Kantorats dafür in realistische Nähe gerückt.“ Er selbst allerdings würde dafür nicht zur Verfügung stehen, stellt er gleich klar. „Dazu bin ich zu sehr Mehrkämpfer, liebe meine Alte Musik, die Oratorien-Arbeit, das Orgelspiel. Ich will nicht eingleisig fahren. Aber es wäre mir Genugtuung, den Weg mit bereitet zu haben.“

Infos

Sonntag, 8. November, 11 Uhr, Johanneskirche, Musikgottesdienst mit Verleihung des Titels Kirchenmusikdirektor an Bezirkskantor Maurice Antoine Croissant. Wegen der begrenzten Platzkapazität wird eine Anmeldungen erbeten unter Telefon 06331/73280 und über die Homepage der Johanneskirche, www.johanneskirche-pirmasens.de.

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