Pirmasens Bunter Wurm schlängelt sich durch City

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Laufkleidung. Diese läuferische Grundregel beherzigen gestern Abend 1250 Firmenlauf-Teilnehmer. Dass so viele Freizeitläufer zum Auftakt des Pfälzerwald-Marathon-Wochenendes die Fünf-Kilometer-Strecke durch die Innenstadt mit Start und Ziel an der Messehalle bewältigen würden, damit hätte Mitorganisator Hartmut Kling nicht gerechnet.

„Ich lauf’ natürlich in kurz“, lautet die Antwort von Andy Woll aus Weselberg, während er sich um 18.45 Uhr, ziemlich genau eine Stunde vor dem Startschuss, seiner Jeanshose entledigt. Gemeinsam mit 34 Arbeitskollegen von Profine joggt er im Dienst der guten Sache, nämlich fürs Hospiz, erstmals mit. Derweil präsentieren sich zwei Lehrerinnen der Realschule plus in Rodalben, Kerstin Gütermann und Jennifer Bauer, im schwarz-weißen Petticoat in der Messehalle. „Wir sind eine Sportschwerpunktschule und wollen mit gutem Beispiel voran gehen“, sagt die Merzalberin Gütermann schmunzelnd. Die Devise laute: Ankommen und Spaß haben. Während Herbert Steffny, das Laufidol aus Trier, gerade seinen Motivationsvortrag vor mindestens 200 interessierten Läufern beendet hat, tauscht er Straßenkleidung gegen Laufkleidung. „Ich kenne Pirmasens nicht, aber ich werde es gleich laufend erkunden“, sagt der sympathische „Laufpapst“, wie er in Läuferkreisen genannt wird. Die 23-jährige Julia Krebs aus Pirmasens läuft gemeinsam mit 40 Mitarbeitern des ambulanten Pflegedienstes „Kis- Med“ beim Firmenlauf mit. Im mitgeführten Bollerwagen befindet sich ganz oben ein Päckchen Verbandszeug. Eine Etage tiefer kommt das „Doping“ zum Vorschein, darunter kleine „Hugo“ und Sektflaschen. „Pflege bewegt sich“, steht auf den roten Shirts geschrieben. Zum zweiten Mal ist die Marketingleiterin der Wasgau AG, Isolde Woll, beim Firmenlauf am Start, zusammen mit 14 Mitarbeiterinnen des Unternehmens. „Ich laufe am Sonntag die Marathonstaffel mit“, sagt die ehemalige Handballerin, während im Eingangsbereich der Messehalle der Trulber Musikverein spielt. Dass es inzwischen stärker regnet, scheint das Lauferlebnis noch entspannter werden zu lassen. Für den idealen Regenschutz und obendrein einen Hingucker der ganz besonderen Art hat sich Emanuel Stephan aus Thaleischweiler-Fröschen entschieden. Ein lilafarbener Ganzkörperanzug trägt der 21-Jährige, und zwar so viel Ganzkörper, dass sogar das Gesicht darunter verschwindet. „Das Nötigste seh’ ich“, scherzt er vor dem Start. Zeitgleich nehmen etwa 40 Sparkassenläufer auf der Treppe Aufstellung nach dem Motto: „Rot dominiert“. Aber auch „Grün“ ist vertreten. Förster Ludwig Vollmar vom Forstamt Hinterweidenthal sucht eine halbe Stunde vorm Start seine elf Forstamtskollegen. „Die Damen sind heute in der Überzahl“, sagt der Revierförster aus Horbach lächelnd. Die nächste Farbe ist „Schwarz“. Zwei Nonnen. Richtig, echte Nonnen bereiten ihre Firmenlaufpremiere vor: die beiden Schwestern Daisy und Veronica vom Altenzentrum St. Anton. Wenige Sekunden vorm Start flachsen Jessica Kammerer und Herbert Steffny miteinander. „Was, du hast den Marathon 2013 gewonnen?“, fragt Steffny Kammerer schmunzelnd, während Kammerer erwidert: „Was, du bist deutscher Meister im Marathonlauf gewesen?“ Sie laufen ebenso im Dienste der guten Sache wie Steffi Breschke, die die schnellste Damenzeit beim Pfälzerwald-Marathon im Jahr 2008 mit 2:02,25 Stunden aufgestellt hat. Im Abenddämmerungslicht, gepaart mit etwas Nieselregen und einer La-Ola-Welle, schickt pünktlich um 19.45 Uhr Hartmut Kling den Tross von mehr als 1200 Läuferinnen und Läufern auf die Strecke, angeführt von sechs Mann der städtischen Feuerwehr. Nur der Vollständigkeit halber: Als erster Läufer kommt Philipp Silzer vom Team der Sparkasse Südwestpfalz schon nach 15 Minuten ins Ziel. Derweil joggt die Masse des Feldes noch durch die Schlossstraße.

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