Pirmasens Bildungsreise: Junge Union aus Pirmasens trifft Vize-Außenminister in Warschau

Beim Campus Polska Przyszłości haben sich über 1300 junge Polen mit Politikern, Nobelpreisträgern, Autoren, Wissenschaftlern und
Beim Campus Polska Przyszłości haben sich über 1300 junge Polen mit Politikern, Nobelpreisträgern, Autoren, Wissenschaftlern und Unternehmen über die Zukunft ihres Landes ausgetauscht.

Pirmasenser aus dem Kreisverband der Jungen Union haben sich an einer Bildungsreise nach Polen beteiligt. Dort sind junge Menschen aus beiden Ländern zusammengetroffen, um über die Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen zu diskutieren.

Mitglieder des Pirmasenser Kreisverbandes der Jungen Union waren für fünf Tage in Berlin und Warschau unterwegs, um über die deutsch-polnischen Beziehungen und die künftigen Herausforderungen für ein vereintes Europa zu diskutieren. Das Projekt mit dem Titel „A restart for German-Polis relations in times of the Ukraine Conflict – How can the youth contribute?“ wurde von dem Pirmasenser Kirill Kappes organisiert.

Der 19-jährige Kappes hat ein Auslandsjahr in Polen gemacht und diese Zeit beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk verbracht. „Anfang des Jahres ist er auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir daraus nicht ein Projekt machen wollen“, erzählt der Kreisvorsitzende der Jungen Union Jan Weimann. Kappes habe erlebt, wie es um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern stehe.

Start der Reise war in Berlin, wo der Besuch des Bundestages, der Polnischen Botschaft sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung auf dem Programm stand. Zunächst trafen die beiden Delegationen von jungen Menschen aufeinander. Die Gruppe der Polen habe aus politisch engagierten Leuten bestanden, die der Europäischen Volkspartei – einer europäisch politischen Partei, die sich aus christlich-demokratischen und bürgerlich-konservativen Mitgliedsparteien in der Europäischen Union zusammensetzt – nahestehen. Insgesamt sind rund 25 jungen Menschen aus Deutschland und Polen zusammengekommen.

Rollenspiel zum Auftakt

Ein Rollenspiel im Paul-Löbe-Haus habe einen ersten Problemaufwurf geschafften. „Es war ein guter Einstieg, denn es ging darum, dass die polnische Regierung Finanzmittel gestrichen hat, die für den deutschen Sprachunterricht an polnischen Schulen zur Verfügung gestanden habe“, erläutert Philipp Andreas, stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union. In kurzer Zeit habe sich eine starke Dynamik im Rollenspiel entwickelt. „Es war eine Sensibilisierung dafür, was die Polen überhaupt von uns wollen“, sagt Andreas.

Nach einem Besuch im Bundestag sei die Delegation in der Botschaft der Republik Polen empfangen worden. „Dort hat man uns dann erst einmal zwei Stunden lang erklärt, was Deutschland alles falsch macht“, berichtet Andreas. Die Themen hätten dabei vom Ukraine-Krieg bis hin zur aktuellen Rolle Europas in der Welt gereicht. „Das war ein erster Schock“, erinnert er sich an die Belehrung von drei hochrangigen Diplomaten. Hier sei klar geworden, wie unterschiedlich die Wahrnehmung aus polnischer Sicht ist.

Diskussion über Wehrpflicht

Am folgenden Tag hat die Delegation das Berliner Pilecki-Institut besucht. Dort standen die Themen Warschauer Aufstand und Holocaust im Fokus. Im Anschluss ging es zur Konrad Adenauer Stiftung. „Hier haben wir eine Grundsatzdiskussion über die Wehrpflicht geführt“, sagt Andreas. Diese sei in Deutschland eher positiv, in Polen allerdings eher negativ konnotiert.

Die wichtigsten Grundsteine für die Weiterreise der Delegation haben die jungen Menschen in Berlin gelegt. „Man muss im Hinterkopf haben: Im Herbst stehen richtungsweisende Parlamentswahlen in Polen an“, erklärt Weimann. In Warschau hat die Gruppe das polnische Außenministerium besucht. Dort traf sie den Vize-Außenminister, der die Herausforderungen der deutsch-polnischen Partnerschaft sowie die aktuellen Spannungen der Beziehung betonte. „Hierbei stand insbesondere die Reparationsforderungen Polens gegenüber Deutschlands im Zentrum“, berichtet Weimann.

Ansatz sei zudem gewesen, dass Deutschland seiner Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg nachkommen müsse. Polens regierende nationalistische Partei PiS hatte Anfang September von Deutschland umgerechnet 1,3 Billionen Euro gefordert, um für die im Krieg entstandenen Schäden aufzukommen. Eine Ansicht, die von der jungen Delegation ambivalent aufgenommen worden sei. Einig seien sich jedoch alle gewesen, dass man ein Bewusstsein für die deutsch-polnische Geschichte schaffen müsse, um nachfolgenden Generationen dieses Wissen weiterzugeben.

Zum Abschluss der Reise hat die Delegation am Campus Polska Przyszłości, dem größten politischen europäischen Festival in Olsztyn, teilgenommen. Dort tauschen sich jährlich über 1300 junge Polen mit Politikern, Nobelpreisträgern, Autoren, Wissenschaftlern und Unternehmen über die Zukunft ihres Landes sowie Europa aus. „Es ist ein einmaliges Format, das in dieser Form nicht in Deutschland vorzufinden ist“, berichtet Weimann, der selbst an einer der Podiumsdiskussionen beteiligen war. Inhaltlich ging es darum, wie man Jugendliche für die Politik begeistern kann.

Kommen die Polen in die Pfalz?

Sowohl Weimann als auch Andreas sind von der Bildungsreise begeistert. „Es war wahnsinnig intensiv und der Zeitplan vollgepackt, aber mehr als lohnend“, sagt der Kreisvorsitzende. Klar geworden sei den beiden, wo die Differenzen zwischen den Ländern liegen, wie schnell man aber auch durch eine Diskussion zusammenfinden könne – trotz unterschiedlicher Blickwinkel. Für Weimann könne die angespannte Situation mit Polen nur durch direkten Austausch, gegenseitige Wertschätzung, konstruktive Diskussion und tatsächliche Freundschaften gelöst werden. Der Kreisvorsitzende und sein Stellvertreter hoffen auf ein Nachfolgeprojekt, bei dem sie die junge Polen nach Rheinland-Pfalz einladen können.

Unterwegs war die Delegation mit den verschiedensten Fortbewegungsmitteln. Vom Bus bis hin zum Flugzeug sei alles dabei gewesen. Zur Reise hat allerdings nicht nur das Lernen über die deutsch-polnischen Beziehungen gehört. Am Abend sei man in geselliger Runde zusammen unterwegs gewesen, um sich besser kennenzulernen – trotz Sprachbarriere. Hauptsächlich habe die Reise auf Englisch stattgefunden.

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