Pirmasens Bei US-Armee gehen die Lichter aus

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Das medizinische Versorgungsdepot der Amerikaner auf der Husterhöhe, das als einzige Dienststelle nach der Schließung des Depots 1994 in Pirmasens verblieben war, wird voraussichtlich 2017 nach Kaiserslautern umziehen. Viele der 295 deutschen Beschäftigten bangen deshalb um ihren Job.

„Am Ende ist das eigentliche Ziel die Reduktion von Mitarbeitern.“ Der Vorsitzende der Hauptbetriebsvertretung bei den amerikanischen Streitkräften in Europa, Andreas Rogel, macht sich da nichts vor. Zu oft schon musste er miterleben, dass bei Reorganisationen der US Armee in Deutschland, bei Kasernenschließungen oder bei Umzügen deutsche Zivilbeschäftigte ihren Job verlieren. So wird es auch diesmal kommen, befürchtet Rogel, wenn USAMMCE ( U.S. Army Medical Materiel Center Europe) auf der Husterhöhe nach Kaiserslautern umzieht. Er schätzt, dass ein Drittel der Jobs wegfallen, was auch der derzeitige Standortkommandeur bereits angedeutet hatte, wofür es aber keine offizielle Bestätigung gibt. Auf eine entsprechende Frage bei der Pressestelle der US Army Garnison Rheinland-Pfalz, ob Angestellte ihre Arbeit verlieren oder ob sie an einen anderen Standort wechseln können, lautet die Antwort: Die Angestellten haben die Möglichkeit mit der Einheit nach Kaiserslautern zu wechseln. Ein schöner Traum, der sich wohl nicht für alle Beschäftigten erfüllen wird. Was die amerikanischen Zivilbeschäftigten betrifft, werden auf Grund der extrem langen Beschäftigungszeiten außerhalb der Vereinigten Staaten die meisten in die Staaten zurückkehren müssen. Dies hängt mit einer Vorschrift zusammen, die in den letzten drei Jahren strikt angewandt wird. Die dann vakant gewordenen Positionen werden aber voraussichtlich weitestgehend mit Neueinstellungen wieder besetzt. Die Stimmung unter den Angestellten im Depot ist geteilt, die Moral am Boden, hört man von Beschäftigten. Derzeit denken viele über Auflösungsverträge nach, insbesondere jene Arbeitnehmer, die rentenfähig sind beziehungsweise kurz vor der Rente stehen. Hat jemand seine 45 Arbeitsjahre geschafft, muss er keine Abschläge bei der Rente hinnehmen. Wer im rentenfähigen Alter ist, aber noch keine 45 Arbeitsjahre nachweisen kann, muss mit einer Rentenminderung rechnen. Dennoch kann der Abschied von den Amerikanern finanziell abgemildert werden, denn jeder Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin kann einen Auflösungsvertrag und zugleich bis zu 15 Monatsgehälter aus einem sogenannten „Trust Fund“ der US Army beantragen. Voraussetzung dafür ist eine bis zu 20-jährige ununterbrochene Betriebszugehörigkeit und das Okay des Kommandeurs, der die Anträge prüft. Die älteren deutschen Arbeitnehmer, die zudem viele Dienstjahre bei den Amis nachweisen können, haben gegenüber den jüngeren Kolleginnen und Kollegen ein dickeres „Sozialpunktekonto“. Insbesondere trifft die Schließung die mittleren Jahrgänge zwischen 45 und 55 Jahren. Sie werden im Fall des Falles mehr Schwierigkeiten haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, als die Jungen, die noch mobiler sind, vielleicht auch noch keine Familie oder gar eine Immobilie besitzen. Da also die berufliche Zukunft bei den Stationierungsstreitkräften unsicher scheint, haben sich schon etliche Arbeitnehmern mit der Hauptbetriebsvertretung in Verbindung gesetzt, wie Rogel bestätigt, und haben sich bereits für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen angemeldet. „Personalabbau findet über ein Sozialplanverfahren statt“, sagt der Vorsitzende der Hauptbetriebsvertretung. „Eine Transfergesellschaft wird es sicherlich geben und das ganze Programm, das wir erreicht haben für jeden Personalabbau.“ Allerdings sieht Rogel auch die Strukturschwäche der Region. So habe es bei der Transfergesellschaft beim Personalabbau bei MAP (Maintenance Activity Pirmasens) nicht das gleiche positive Ergebnis wie beispielsweise in Mannheim oder anderswo gegeben. Bei USAMMCE in Pirmasens arbeiten aktuell noch rund 360 Leute, deutsche Arbeitnehmer, amerikanische Zivilangestellte und Soldaten. Wenn die Einheit 2017 umzieht (Rogel: „Da bin ich skeptisch. Ich halte das nicht für realistisch“), wird die Geschichte der amerikanischen Militärpräsenz in Pirmasens zu Ende sein. Rund zehn Einrichtungen, verteilt über eine Fläche von rund 131 Hektar, waren zwischen den 60ern und 80ern von rund 3500 Soldaten, zivilem amerikanischen Personal, deren Angehörigen und tausenden „Local Nationals“, also regionalen deutschen Arbeitnehmern, bevölkert. Die genaue Zahl der Beschäftigten zu jener Zeit ist nicht bekannt, heißt es bei der amerikanischen Pressestelle. USAMMCE,  das auf einer Fläche von 31 Hektar in Pirmasens 17 Lager- und Warenhäuser stehen hat, bedient und unterstützt den Europäischen Kommandobereich (EUCOM), CENTCOM (Central Command) und AFRICOM (Africa Command) der US-Armee, Kriegsmarine, Luftwaffe, Marine, und zwar sowohl die Hospitäler, Kliniken, Botschaften und Feldlazaretts als auch die sich im Einsatz befindenden medizinischen Einheiten des Auswärtigen Amtes. Nachdem bereits seit Jahren Gerüchte über einen Umzug die Runde machten, scheint das amerikanische Verteidigungsministerium jetzt Ernst zu machen. Die Anlage in Pirmasens werde geschlossen, um Operationen zu verbessern, überflüssige Infrastrukturen zu beseitigen und die Kosten zu senken, so verlautet die amerikanische Pressestelle auf Anfrage. Auf die Frage, wann denn nun konkret Schluss sein soll, lautet die Antwort: Die Einrichtung wird voraussichtlich 2017 an die deutsche Bundesregierung zurückgegeben. ZUR SACHE: Oberbürgermeister Bernhard Matheis bedauert den Abzug der Amerikaner. Gegenüber der RHEINPFALZ betonte er, eine Vielzahl von Gesprächen, auch von Landesseite, hätten am Ende nichts genützt. Schon seit einiger Zeit sei abzusehen gewesen, dass das so komme. Deshalb habe die Stadt auch schon die Initiative ergriffen und 145.00 Euro für einen Masterplan in den Haushalt eingestellt. In Zusammenarbeit mit dem sehr erfahrenen Ingenieurbüro FIRU aus Kaiserslautern sollen Pläne für die künftige Nutzung  des Geländes auf der Husterhöhe entwickelt werden. Die US-Armee zeige sich dabei sehr kooperativ, habe der Stadtverwaltung auch schon Gebäudepläne zur Verfügung gestellt. „Das Datenmaterial ist gut“, so der Oberbürgermeister. Anfang 2014 habe er auch schon mit der Stadt Rodalben in der Sache Kontakt aufgenommen. Nach ersten Gesprächen sei man sich einig, ein interkommunales  Gewerbegebiet entwickeln zu wollen. „Das hätte eine Menge Vorteile, etwa die, dass man bei Unternehmensansiedlungen nicht auf Gemarkungsgrenzen achten müsse.“ Matheis zufolge haben die Stadt Rodalben und Pirmasens flächenmäßig etwa die gleichen Geländeanteile. Mit überplant werden soll auch das Areal mit den früheren Panzerhallen der Bundeswehr.  Ein Vorteil sei, so Matheis, dass Pirmasens auf der Husterhöhe schon Erfahrung mit dem Thema Konversion gesammelt habe. (cla)

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