Pirmasens Wie ein Derwisch hinterm Schlagzeug

Werden immer besser: „Bluesy Jam“ jammt in Kuchems Brauhaus.
Werden immer besser: »Bluesy Jam« jammt in Kuchems Brauhaus.

Pech für „Bluesy Jam“. Aufgrund des schlechten Wetters musste das fünfte Konzert des diesjährigen Pirmasenser Musiksommers kurzfristig vom Neufferpark in Kuchems Brauhaus umziehen. Dies tat der Spielfreude des Quintetts um Front-Lady Dani Eger jedoch keinen Abbruch. Neben zahlreichen Blues-Standarts wurde dem Publikum im nahezu vollbesetzten Lokal auch ein Dutzend hochklassiger Eigenkompositionen präsentiert.

Der Konzertbeginn wurde leicht nach hinten geschoben. Gegen halb acht wählte die Formation um die beiden Gründungsmitglieder Michael Glöckner (Gesang und Gitarre) und Max Paul (Piano und Slide) den eigenen fluffigen Softrocker „Wonder On“. In dieselbe Richtung ging das direkt folgende „Shine“, doch dann wurde mit „No Need But Rock’n Roll“ zwei Gänge höher geschaltet. Dieser Song erinnerte stark an den Bob Seger-Klassiker „Old Time Rock’n Roll“. Bei ihren Eigenkompositionen teilten sich Eger und Glöckner den Gesang und der geneigte Rockmusik-Freund kam nicht umhin, das unbestreitbar vorhandene Songwriting-Talent und das harmonische Zusammenspiel der Gruppe zu bemerken. Irgendwie hatte man das Gefühl, dies alles schon mal im Radio gehört zu haben, was aber schlichtweg unmöglich ist, da keines der Lieder bis dato veröffentlicht wurde. Als weitere Höhepunkte des Konzerts kristallisierten sich der von Eger gut gesungene Adele-Hit „Rolling In The Deep“, der eigene kernige Rocker „Crazy Hearts“ inklusive feiner Piano-Einlage von Max Paul und natürlich Johnny Cashs „Ring Of Fire“ heraus. Dieser unsterbliche Klassiker wurde in einer komplett umarrangierten Version vorgetragen. Aus dem flotten Country-Ohrwurm wurde ein sehr langsames und gefühlvolles Lied, in dem Glöckner und Eger stimmlich famos harmonierten. Während „Great Balls Of Fire“ (Jerry Lee Lewis), gaben die Musiker dann tiefere Einblicke in ihr instrumentales Können: Mit Bassistin Sabine Khoury und Marc Kambach am Schlagzeug verfügt „Bluesy Jam“ über ein punktgenau groovendes Rythmustandem, und das Talent eines Max Paul an den Tasten ist mittlerweile auch überregional wohlbekannt. Michael Glöckner an Gitarre und Gesang ist eindeutig als Leader der Truppe auszumachen und Dani Eger verleiht „Bluesy Jam“ noch mehr Variabilität bezüglich der Songauswahl. Vor allem der dreistimmige Gesang in den Refrains, zusammen mit dem singenden Trommler Kambach, erwies sich als äußerst harmonisch. Nach der Pause vermochte es „Bluesy Jam“ in punkto Spielfreude und Dynamik noch eine Schippe draufzulegen. Insbesondere das selbst komponierte „This Is Blues“ riss den Genre-Freund förmlich mit. Das ist ein waschechter Delta-Blues der Machart „Sweet Home Chicago“ („The Blues Brothers“). Das gesangliche Vermögen von Dani Eger hat sich seit den Anfangstagen von „Bluesy Jam“ stetig gesteigert. So ist sie mittlerweile in der Lage, Wohlbekanntem wie „Jolene“ (Dolly Parton) ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Mit einer voller Inbrunst vorgetragenen Version von „Love Is A Lie“ aus der Feder von Beth Hart setzte Eger ein Glanzlicht des Abends. War man sich kurz vor dem Auftritt noch unsicher, ob man einige Songs in sogenannten Jamsessions ausweiten sollte, so ergab sich dies im Laufe des Konzerts von selbst. „Back To The Blues“ entpuppte sich als feine Rockabilly-Nummer mit 1960er-Jahre-Flair. Die Coverversion von „Bluest Blues“ von Altmeister Alvin Lee war das schillernde Highlight des Konzerts. Hier war die Band kurz davor, sich in einen Rausch zu spielen, der Härtegrad wurde stetig gesteigert, Kambach wirbelte phasenweise wie ein Derwisch hinter seinem Schlagzeug, Glöckner überzeugte mit feinen Gitarrensoli sowie ausdrucksstarkem Gesang, Pauls Finger flitzten filigran über sein Keyboard und Khoury bediente gewohnt punktgenau ihren Bass. Der tosende Beifall gab „Bluesy Jam“ recht, einfach mal frei zu improvisieren. Mit den Zugaben „Me And The Candle“ und „Weitergehn“ aus Glöckners Solo-Schaffen endete ein kurzweiliges hochklassiges Konzert.

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