Nürnberg Minijobs verdrängen in Kleinbetrieben feste Stellen

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Minijobs, die während der Corona-Pandemie in Deutschland zu Hunderttausenden weggefallen sind, verdrängen in Kleinbetrieben zunehmend sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In Betrieben der Größenordnung bis zu zehn Beschäftigten seien davon 500.000 Beschäftigungsverhältnisse betroffen, teilte das Institut am Mittwoch mit. „Anders als erhofft, bilden sie zudem nur selten eine Brücke in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“, hieß es.

Ein zusätzlicher Minijob in einem Kleinbetrieb ersetze im Mittel etwa eine halbe durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Stelle. „Minijobs sind demnach – zumindest in kleinen Betrieben – keine Ergänzung zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung“, sagte IAB-Forscher Matthias Collischon.

Anja Piel: „Die nächste Koalition muss Minijobs reformieren“

Im Jahr 2003 sei die Anzahl der Minijobber im Zuge der Hartz-Reformen von etwa 4 Millionen auf über 6 Millionen gestiegen. Im Jahr 2019 übten insgesamt mehr als 7 Millionen Erwerbstätige Minijobs aus. In der Corona-Krise sei die Zahl auf rund 6 Millionen gesunken. Der dann folgende Anstieg wäre noch stärker ausgefallen, hätte der Gesetzgeber nicht die Abgabenlast für Arbeitgeber erhöht.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wertete die Ergebnisse der Studie als Beleg dafür, dass Minijobs eher eine Falle auf dem Arbeitsmarkt darstellten als ein Sprungbrett. „Die nächste Koalition muss die Minijobs reformieren: Geringfügige Beschäftigung muss von Anfang an sozialversichert sein, und es darf keine weitere Dynamisierung bei den Einkommensgrenzen geben“, forderte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Stattdessen müssten Minijobs so gestaltet sein, dass es sich lohne, mehr zu arbeiten.

„Eine eigenständige Existenzsicherung muss gefördert, unfreiwillige Teilzeit verhindert, und es muss für eine bessere Beteiligung insbesondere von Frauen an der Erwerbsarbeit gesorgt werden“, verlangte Piel. „So lässt sich auch das schlummernde Fachkräftepotenzial in Deutschland heben.“

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