Evangelische Kirche Leiter der Missbrauchsstudie übt Kritik: „Nicht auf Platz 1 der Prioritätenliste“

Die Forum-Studie rückt die Missbrauchsfälle in der Evangelischen Kirche in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die Forum-Studie rückt die Missbrauchsfälle in der Evangelischen Kirche in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Die ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland hat die Grundfesten der Evangelischen Kirche erschüttert – und Fragen aufgeworfen. Denn die Ergebnisse zeigen nur einen Bruchteil des Ausmaßes von Missbrauch. Harald Dreßing, einer der Leiter der Studie, kritisiert im Gespräch mit der RHEINPFALZ am SONNTAG die Kirche für ihre Halbherzigkeit, zum Beispiel bei der Vorbereitung der Studie: „Das Forschungsdesign war aus dem Vertrag mit der EKD bekannt und wurde fortlaufend kommuniziert“, sagt der Leiter der Forensischen Psychiatrie am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, „im Laufe von zwei Jahren zu merken, dass das von den Landeskirchen nicht zu schaffen ist, zeigt mir, dass es vermutlich nicht auf Platz eins der Prioritätenliste stand.“ Die Präsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, warnt im Gespräch mit der RHEINPFALZ am SONNTAG indes vor einem schiefen Bild, das in der Öffentlichkeit geszeichnet werden könnte.

An den Problemen, die die Aktenanalyse bereitete, zeigt sich jedenfalls eine Schwäche der Evangelischen Kirche Deutschlands, die oft als Stärke verkauft wird: der Föderalismus. Dieser sei zwar nicht per se schlecht, sagt Kirchenpräsidentin Wüst, aber er habe zu einer Verantwortungsdiffusion geführt – also zu einem Verschwimmen der Verantwortung –, die Räume für Täter und Tatkontexte geöffnet habe. Wüst: „Das ist bitter.“

Den vollständigen Beitrag zu beiden Gesprächen lesen Sie hier: Kirche und Missbrauch: Leiter der Forum-Studie sieht „eine große Selbstgerechtigkeit“

Unseren Kommentar zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Evangelischen Kirche finden SIe hier: Damit bei der Kirche mehr Licht ins Dunkel kommt

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