Neustadt Zur Sache: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im CJD Neustadt

Seit 2001 nimmt das Christliche Jugenddorf (CJD) Neustadt Minderjährige auf, die ohne Eltern aus ihrer Heimat geflohen sind. Zurzeit wohnen 23 dieser unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (Umfs) zwischen 16 und 19 Jahren in Gruppen des CJD. Sie kommen aus Eritrea, Afghanistan, Syrien, Somalia, Marokko und dem Iran. Sie erhalten folgende Unterstützung: Unterkunft, Betreuung, Sprachförderung in einer Regelschule und/oder der Volkshochschule sowie ergänzende Stützkurse im CJD, berufliche Orientierung in den CJD-Werkstätten sowie durch Praktika, Sportangebote, Kunstangebote und Kontakt zu den anderen etwa rund 90 Jugendlichen, die im CJD wohnen. Zudem fördert das CJD den Kontakt zu den lokalen Strukturen, zum Beispiel durch Mitgliedschaften in Sportvereinen. „Das Ganze ist ja kein neues Thema, das gibt es seit Jahrzehnten. Aber es kommen immer mehr Länder dazu. Die Anzahl der Flüchtlinge steigt bekanntlich und damit proportional auch die der Umfs“, sagt Andreas Schmidt, Gesamtleiter des CJD Rhein-Pfalz/Nordbaden. Die Arbeit mit den unbetreuten minderjährigen Flüchtlingen sei sehr anspruchsvoll, da sie individuell zugeschnitten werden müsse. Schmidt zählt auf: „23 Umfs, neun unterschiedliche Sprachen, vier verschiedene Religionszugehörigkeiten, neun bis zehn verschiedene Volkszugehörigkeiten“ – unterschiedliche Schwerpunkte in der Betreuung und Förderung seien unerlässlich. Und dann die Geschichte jedes Einzelnen, nicht selten aus Kriegswirren geflohen: „Was man da hört, das wünscht man niemandem“, betont Schmidt. Als Europäer sehe man die Flüchtlinge ja erst, „wenn sie am Mittelmeer stehen“. Aber bis dorthin sei es „ein weiter Weg, den nicht alle überleben“. Wer dann aber letztendlich im CJD Neustadt ankomme, werde so gut wie möglich unterstützt nach dem CJD-Motto „Keiner darf verloren gehen“. Zwar gibt es in Neustadt zurzeit auch eine reine Umf-Gruppe mit acht Jugendlichen. Normalerweise werden aber gemischte Gruppen angestrebt, um die Integration zu fördern und um deutsche Sprachkenntnisse schneller zu vermitteln. Das findet auch Rahman Yavarii aus Afghanistan deutlich besser. Er selbst gehört der reinen Umf-Gruppe an, und untereinander spreche man automatisch kein Deutsch. Dankbar sind Schmidt und sein Team für die nicht selten sehr flexible Unterstützung durch das Jugendamt und das Engagement des Arbeitskreises Asyl sowie vieler weiterer Ehrenamtlicher. „Ohne sie alle wäre die Herausforderung nicht zu meistern“, sagt Schmidt. Er würde sich noch mehr engagierte Jugendliche aus der Stadt oder aus den Schulen wünschen. Diese könnten dann einfach beim CJD vorbeikommen, man schaue, wer zum wem passe, und dann könne der hier heimische Jugendliche „seinen“ Flüchtling mit zum Sport nehmen, in die Disco oder zu anderen Freizeitaktivitäten. Und könne ihn bei alltäglichen Fragen unterstützen. Motivierte Jugendliche seien eingeladen, sich jederzeit per E-Mail zu melden: andreas.schmidt@cjd.de oder jutta.blankenburg@cjd.de. (ffg)

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