Neustadt Wo gefiederte Gesellen gelüftet werden

Keine Angst vor großen Tieren: Falkner Alan Redzepovic mit Uhu Bubo.
Keine Angst vor großen Tieren: Falkner Alan Redzepovic mit Uhu Bubo.

„Oooh“, raunt es durch die Gruppe aus Kindern, Betreuern, Eltern und Großeltern, als Weißkopfseeadler-Dame Sky im Tiefflug über sie hinweg rauscht. Die imposanten Flügel schlagen hoch und runter. Alle Zuschauer spüren die Kraft, die dahintersteckt – und den Luftzug am Kopf. Seit April sind die Flugschauen der Falknerei wieder regelmäßiger Bestandteil des Zoolebens im Kaiserslauterer Stadtteil Siegelbach.

Bis Ende Oktober sind Sky und die anderen gefiederten Gesellen wieder am Start mit Falkner Alan Redzepovic. „Der pädagogische Auftrag ist uns wichtig, dass wir etwas weitergeben und die Kinder etwas lernen“, betont Tina Werner, ehrenamtliche Helferin in der Falknerei. Und so erfährt der Zuschauer der Flugschau zum Beispiel, dass Falken sich jeden Tag viel bewegen müssen, damit sie keine Stoffwechselerkrankung bekommen oder dass das graue Gefieder der afrikanischen Weißgesichtseule in ihrem ursprünglichen Lebensraum bei allerlei Bäumen mit grauer Rinde eine gute Tarnung bedeutet. Das ein oder andere Tier darf aber auch gestreichelt oder der lederne Falknerhandschuh übergestreift werden, worauf sich dann sogar einer der Vögel niederlässt. Die Erfahrenheit und Zuverlässigkeit der Tiere sei bei der Schau wichtig, erzählt Werner. 14 Tiere zählt die Zoo-Falknerei derzeit: „Eulen, Falken und Adler“, spezifiziert Redzepovic. Kein Vogel stammt aus der freien Wildbahn, alle kommen von Züchtern. Lucky, ein zwölfjähriger Sakerfalke, ist dabei der Älteste, die Jüngste ist mit Irina ein gerade einmal vier Wochen alter Sibirischer Uhu. Das rund eineinhalb Kilo schwere Flaum-Knäuel mit den durchdringenden orangefarbenen Augen verlangt derzeit mächtigen Einsatz – nicht nur im Zoo, sondern auch im Hause Redzepovic. Irina hat nämlich tüchtig Hunger und muss alle drei Stunden gefüttert werden. Sie sitzt in einem Eimer, dessen Boden mit Mulch ausgelegt ist. „Uhus bauen keine weichen Nester, sie brüten gerne in Steinbrüchen“, sagt die ehrenamtliche Helferin Werner, die wie Redzepovic einen Falknerschein hat. Der 39-Jährige ist seit fünf Jahren Falkner im Zoo. „Es hat sich so ergeben“, meint der Fachmann dazu lapidar. Da sein Vorgänger krankheitsbedingt ausscheiden musste, hat er den Job übernommen. Sein Hobby habe er damit zum Beruf gemacht, sagt Redzepovic. Die Vögel hätten ihn einfach schon immer fasziniert. Er machte also zunächst den Jagdschein und danach den Falknerschein, als Erster aus seiner Familie. Für den Falknerschein hat er eine spezielle Schule besucht, wo er theoretisches Wissen vermittelt bekam. Das Praktische eignete er sich bei einem Falkner in der Nähe von Köln an. In Siegelbach ist Redzepovic nun nicht nur für die Greifvögel zuständig, sondern betreut auch andere Tiere wie die Störche, übernimmt Schaufütterungen von Erdmännchen und Ottern. Einen typischen Arbeitstag in der Falknerei schildert Tina Werner so: Am Morgen werde erst einmal nach allen gefiederten Schützlingen geschaut, überprüft, ob alles in Ordnung sei. Die Tiere werden gewogen: „Anhand des Gewichts wird der körperliche Zustand kontrolliert.“ Ist besonders schönes Wetter, kommen die Falken schon mal nach draußen: „Sie werden gerne gelüftet.“ Dann geht es auch schon bald daran, die erste Flugschau vorzubereiten. Das Futter wird gerichtet, das dann der Falkner aus seiner Tasche hervorholt. Tote Küken gibt es dann zu fressen. Die sind nur Anreiz zum Mitmachen oder Belohnung. Regulär gefüttert würden die Falknerei-Tiere einmal am Tag, sagt Werner. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Tauben, Ratten und Kaninchen. „Gibt es beim Großhändler“, sagt Werner. Zur Vorbereitung auf die Schau zählt auch, dass die Vögel einen Sender bekommen. So können sie wiedergefunden werden, falls sie doch einmal fortfliegen. Nach der Vorführung am Vormittag und den Schaufütterungen sei dann Zeit fürs Training, berichtet Werner. Dabei würden die Vögel durchaus mal auf dem Arm sitzend durch den Zoo getragen, damit sie an das Umfeld gewöhnt sind. Und dann steht auch schon die nächste Vorführung an ... Info Die Flugshows finden bis Oktober in der Regel von Dienstag bis Sonntag statt, jeweils um 11 und 15 Uhr.

x