Neustadt Wieder skurrile Situation

Alles im Griff: Markus Scholz beim 4:0-Erfolg der Mannheimer am Samstag in Offenbach.
Alles im Griff: Markus Scholz beim 4:0-Erfolg der Mannheimer am Samstag in Offenbach.

«Offenbach/Mannheim.»Das war ein fast perfektes Spiel für einen Torhüter: Markus Scholz blieb beim 4:0-Sieg des SV Waldhof in der Fußball-Regionalliga bei den Offenbacher Kickers ohne Gegentor, hatte aber in der zweiten Halbzeit dann doch ein paar Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Es läuft gerade für den Keeper, dessen Traum sich nun so langsam erfüllt.

„Es werden große Steine sein, die da abfallen werden“, sagt Scholz, „die Emotionen werden sehr intensiv sein.“ Der Torwart ist einer von nur drei Spielern, die in den zurückliegenden Jahren bei den drei gescheiterten Anläufen der Mannheimer in den Aufstiegsspielen dabei waren, beziehungsweise dabei sein mussten. „Das wird außergewöhnlich, deshalb denke ich da im Vorfeld lieber nicht zu viel nach“, blickt er deshalb auf die Momente voraus, die unmittelbar vor ihm liegen. Eigentlich hätte die große Aufstiegsfeier der Waldhöfer am Samstag in Offenbach schon starten können, doch wegen eines schwelenden Rechtsstreites mit dem Deutschen Fußball-Bund wird die Party auf den kommenden Samstag und das Heimspiel gegen Wormatia Worms verlegt. Das Landgericht in Frankfurt hat den DFB verurteilt, den Waldhöfern die ursprünglich abgezogenen drei Punkte wieder gutzuschreiben, der Verband jedoch Revision eingelegt und den formalen Akt bislang nicht vollzogen. „Ich feiere erst, wenn wir den finalen Schritt gemacht haben“, sagt der Keeper und begründet damit, warum seine Teamkollegen und er sich nach dem Sieg beim Erzrivalen in Offenbach zwar ausgelassen freuten, Gratulationen zum Aufstieg aber noch abwehrten. Die Situation beim SVW ist in diesen Tagen skurril, passt aber wiederum zu den vergangenen Jahren, in denen Scholz in den Sommermonaten immer wieder emotionale Tiefschläge verarbeiten mussten. „Das war nicht einfach, das hat gedauert“, berichtet Scholz davon, dass er selbst in der Vorbereitung auf die nächste Spielzeit noch mit den Gedanken an das Scheitern zu kämpfen hatte. Der Vater einer zweijährigen Tochter fand mit Hilfe der Familie aus den Tälern im Kopf heraus und wird jetzt gerade für die Mühen der vergangenen Jahre belohnt. „Ich habe in der Hinrunde nach dem Sieg in Saarbrücken gemerkt, dass es dieses Jahr etwas werden kann. Da hatte ich das Gefühl, uns kann nichts umwerfen“, erzählt der 30-Jährige von seinem ganz persönlichen Schlüsselmoment. Die sportliche Qualität wiesen die Waldhöfer in dieser Saison schnell nach, an der charakterlichen hatte Scholz nie einen Zweifel. „Wir haben keinen Stinkstiefel bei uns und keinen Egoisten, das ist ungewöhnlich“, sagt der Schlussmann. Scholz ist froh, ein Teil dieser Gruppe zu sein und im vergangenen Jahr der Versuchung widerstanden zu haben, ein Angebot eines Zweitligisten angenommen zu haben. Im gesetzteren Fußballer-Alter weiß er zu schätzen, was er beim SVW hat und plant deshalb keinen Vereinswechsel mehr. „Ich habe durchaus noch sportliche Ziele, aber die möchte ich mit dem SV Waldhof erreichen“, sagt Scholz. Das erste und größte kann er am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Worms abhaken: Den Aufstieg in die 3. Liga im vierten Anlauf. Darauf freut sich der Torwart: „Das wird der Wahnsinn.“ Scholz hat lange genug darauf gewartet.

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