Neustadt Wenn Helfer die Modeschau rocken

91-89333201.jpg

Ein langer roter Teppich ziert die Kellereistraße. Im drei mal drei Meter großen weißen Zelt am Anfang des Teppichs herrscht vor der ersten Show fröhliche Betriebsamkeit. „Raum ist in der kleinsten Hütte“, dieser Satz von Friedrich Schiller, kommt einem spontan in den Sinn, denn „Raum“ wird hier gebraucht. Sechs Models und ebenso viele Umkleide-Helferinnen wuseln zwischen vollgepackten Kleiderständern im Zelt herum. Taschen und Schuhe werden in Ecken und zwischen das Gestänge gequetscht. Am Zeltdach klemmt ein Hut. Auch für einen kleinen Tisch ist noch Platz, an dem Sara Müller von der Parfümerie Aurel ihre Utensilien um den Teller mit köstlichem Fingerfood verteilt hat und gerade die 19-jährige Nane für ihren Auftritt schminkt. Die hübsche blonde junge Frau ist die Enkelin der Ladeneigentümer und schon lange Kundin. „Schauen Sie, was richtig rockt ...“ Mit diesem Slogan hatte Sabine Omlor, Inhaberin der Boutique „Laufsteg“, im Flyer für ihre Mode geworben. Und um kurz vor zehn rockt es so richtig in dem Zelt. Man kennt sich, denn alle Damen hier stammen aus Omlors Familie oder Freundeskreis und gehen gleich sehr locker miteinander um. Das ist allemal hilfreich, schließlich sieht man sich heute in knappen Dessous. Die Stimmung steigt, denn vor dem Zelt hat Omlors Nachbarin und Freundin Sonia die Intro-Musik zur Show gestartet. „Ohne mich und meine Musik läuft hier nix, nicht mal die Models“, sagt sie und grinst. Im Zelt fliegen die Wäschestücke, einige Models, teils noch in Unterwäsche, lassen sich von der rhythmischen Trommelmusik von „Safari Duo“ mitreißen und tanzen beim Umziehen, während draußen Conférencier Andreas, der Ehemann von Omlors Cousine und eigentlich Professor für Betriebswirtschaft, überaus eloquent die Vorübergehenden zur bevorstehenden Show einlädt. Schnell noch ein kleiner Schluck Hugo aus der rosa Shopping-Queen-Dose, und schon drängen die drei Männer-Models Thomas, Johannes und Frank ins Zelt. Sie führen die Herbstmode des benachbarten Marc S. Trendstores vor. „Denkt dran, den Laufsteg nicht allein lassen“, mahnt Omlor, während Andreas den inzwischen zahlreichen Zuschauern den ersten Durchgang ankündigt. Die Models sind zwischen klein und groß, schlank und kräftig und zwischen 16 und 47 Jahre alt, aber allen passt und steht Omlors „rockige“ Mode. Der Probelauf vor einigen Tagen im Maikammerer Feuerwehrhaus hat sich gelohnt. Die von Omlor und dem Model-Team entwickelte Choreographie sitzt. Ob Annika im goldenen Gala-Kleid oder mit Hahnenkamm-Fascinator zur schwarzen Kaninchenfelljacke oder Michi im lachsroten Kaninchenfell-Poncho, dazu „Heavy Cross“ von Beth Ditto und „I’m Too Sexy“ von Right Said Fred – alles charmant und witzig präsentiert von dem souveränen Conférencier Andreas – das rockt tatsächlich. Ganze zweieinhalb Minuten Zeit zum Umziehen bleiben zwischen den Durchgängen jedem Model. Damit das zu schaffen ist und jedes Outfit wieder geordnet an seinem Platz hängt, hat jedes Model eine eigene Outfit-Assistentin. Bei der letzten Vorführung um 16 Uhr geben alle ein letztes Mal und noch immer hochmotiviert Vollgas. „Wir sind ein tolles Team, wir rocken das Ding auch im nächsten Jahr wieder“, sind sich alle einig. Auch Omlor ist begeistert. „Alle hier waren sehr engagiert“, lobt sie: „Ich werde im nächsten Jahr wieder eine Modenschau machen und meine Truppe erweitern.“

x