Neustadt/Friedelsheim Weincampus-Absolventin findet bei Wagner Pflanzen-Technik ihren Traumberuf

Voller Einsatz mit der Einsetz-Maschine IPS-Drive: (von links nach rechts) Wagner-Führungsduo Stefan Hirl und Anne-Sophie Wagner
Voller Einsatz mit der Einsetz-Maschine IPS-Drive: (von links nach rechts) Wagner-Führungsduo Stefan Hirl und Anne-Sophie Wagner, Professor Andreas Düker und Svenja Oehler.

Aus dem Hörsaal hinaus in den Weinberg: Zwischen den blühenden Reben fühlt sich Svenja Oehler wohl. Sie hat ihren Traum zum Beruf gemacht. Dabei geholfen hat ihr ein spannender Vergleich.

An ihre erste Weinerfahrung erinnert sich Svenja Oehler genau: Mit ihren Eltern sei sie auf einem Weinfest gewesen, um etwas Kühles zu trinken, danach ging es nach Hause. Nach diesem Fest begann in Oehler ein Gedanke zu reifen: Wie funktioniert das eigentlich mit dem Weinanbau?

An diesem Morgen steht Oehler zwischen den grünen Weinreben im Friedelsheimer Land. Ihre mit Schlamm verschmierten Halbstiefel zeugen von der Arbeit an der frischen Luft. Unweit von ihr scheint die Sonne auf eine große Pflanzmaschine. Gezogen wird sie von einem modernen Trecker. Der Name der Maschine lautet IPS-Drive, was für „intelligentes Pflanzsystem“ steht. Das imposante Gerät lässt sich wohl als Symbol für den Traum ansehen, den sich Oehler mit gerade mal 23 Jahren erfüllt hat.

Weinbaufan ohne Winzer-Hintergrund

Seit zwei Monaten arbeitet sie schon für das Unternehmen Wagner, das in Friedelsheim seinen Sitz hat. Das Familienunternehmen hat sich auf den Bau von Pflanzmaschinen spezialisiert, eben solche wie die IPS-Drive. Aus einer typischen Weinanbau-Familie stammt Oehler nicht. In einem Praktikum bei einem Winzer entdeckte sie ihre Leidenschaft. Anstatt für eine Ausbildung entschied sie sich für ein Studium. Am Neustadter Weincampus schrieb sie sich für den dualen Studiengang „Weinbau und Oenologie“ ein. Dual bedeutet, dass das Studium aus theoretischen und praktischen Phasen besteht. Die dreimonatigen Praxisphasen – zuletzt passenderweise in der Weinlesezeit – finden in Kooperation mit dazu passenden Unternehmen statt. Diese können ihren Sitz deutschlandweit haben.

Ihren Praxisteil absolvierte Oehler bei einem Weingut in Bad Dürkheim. Für ihre Bachelorarbeit arbeitete sie mit Andreas Düker zusammen, der Professor für „Precision Viticulture“ am Weincampus ist. In diesem Fachbereich geht darum, den Ertrag zu steigern und mögliche Umweltbelastungen zu reduzieren. Düker erzählt, dass Anne-Sophie Wagner, die zur Gründerfamilie des Unternehmens gehört, und Stefan Hirl, seit zwei Jahren Geschäftsführer, ein- bis zweimal pro Jahr als Gastdozenten am Weincampus auftreten. „Auf diese Weise können sie ihr Unternehmen und ihre Arbeit sehr viel besser vorstellen“, sagt Düker.

Maschine leistet Präzisionsarbeit

Bei einem Treffen zu viert loteten Oehler und Düker ein Thema für die Bachelorarbeit aus. „Ich habe mich mit mehreren Einsetzarten für Reben beschäftigt“, erklärt Oehler, darunter mithilfe eines Spatens, einer Wasserlanze und einer Pflanzmaschine, der IPS-Drive, die laut Hirl etwas Übung voraussetzt. Während des Betriebs gibt es einen Fahrer, der den Traktor fährt, und zwei Personen, die die angeschlossene Maschine mit Reben füttern. Durch ein ausgeklügeltes System zieht das Gerät einen Pflanzgraben durch den Boden. Die Reben werden aufgenommen und hochkant in den Boden gesetzt. „Auf plus, minus zwei Zentimeter gelingt das fast exakt“, sagt Hirl, der 30-jährige Berufserfahrung im Maschinenbau mitbringt. Im Anschluss schüttet die Drive-Maschine dann etwas Erde darauf. Innerhalb einer Stunde kann das zwei Tonnen schwere, mit GPS ausgestattete Gerät bis zu 2000 Reben setzen.

Im Namen der Wissenschaft: Auf diesem Areal hat Svenja Oehler ihren Einsetz-Vergleich für ihre Bachelorarbeit durchgeführt.
Im Namen der Wissenschaft: Auf diesem Areal hat Svenja Oehler ihren Einsetz-Vergleich für ihre Bachelorarbeit durchgeführt.

Auf einem kleinen Areal, inmitten der Friedelsheimer Weinreben, hat Oehler das dreimonatige Projekt durchgeführt. Dazu gehörten Messungen der Bodendichte und des Wasserpotenzials. Oehlers Ergebnis: Mit dem Spaten brauchte das Einsetzen der Reben etwa vier Stunden. Mit der Lanze zwei und mit der Drive-Maschine etwa zwölf Minuten. Das Einsetzen mit der 160.000 Euro teuren Maschine sei damit am effektivsten gewesen.

Fürs Ergebnis gibt es eine Eins

Für ihre wissenschaftliche Arbeit erhielt Oehler eine 1,3 Benotung. Zu Wagner stieß sie dann fast zufällig. „Von Mund zu Mund habe ich gehört, dass das Unternehmen jemanden für den Außenbetrieb sucht, da habe ich angefragt“, sagt Oehler. Bei Wagner ist sie heute Außenbetriebsleiterin. Das bedeutet, dass sie für alle Arbeiten auf dem Feld zuständig ist. „Sie wächst da langsam rein“, sagt Stefan Hirl. Am Ende werde sie auch Personalverantwortung tragen. Für Hirl sei der persönliche Draht zu Oehler wichtig gewesen. „Es ist angenehm, jemanden einzustellen, den man kennt.“

Ob sie noch einen Masterabschluss machen will, lässt Oehler offen. Kürzlich ist sie aus ihrer Heimatregion Frankenstein nach Bad Dürkheim gezogen. Da habe sie es näher zur Arbeit. Besonders Spaß macht ihr die Fahrt mit dem Traktor. „Im Sommer gibt es im Fahrerhäuschen eine Klimaanlage und im Winter eine Heizung“, erklärt sie. Da könne man sich nur wohlfühlen.

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