Neustadt Was der Museumsförderverein bis zum Sommer alles plant

Hiltrud Funk, die Vorsitzende des Museumsfördervereins, beschäftigt sich leidenschaftlich gerne mit baugeschichtlichen Themen. D
Hiltrud Funk, die Vorsitzende des Museumsfördervereins, beschäftigt sich leidenschaftlich gerne mit baugeschichtlichen Themen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen zum »Burckshof«, einer 1890 errichteten Villa in Gimmeldingen, stellt sie am 1. Juni bei einem »Mittwochstreff« vor. Das Foto zeigt den Bauherrn Hermann Jakob Ludwig »Louis« Burck und seine Familie kurz nach der Entstehung.

Mit einem vielseitigen Programm startet der Förderverein des Neustadter Stadtmuseums ins neue Jahr – allerdings immer noch am Ausweichspielort Martin-Luther-Kirche. Auftakt ist am 16. Januar ein Gesprächskonzert mit dem Titel „Die Zeit im weißen Kleid“. Danach folgen bis zum Sommer fünf Vorträge in der Reihe der „Mittwochstreffs“.

Der Konzerttitel verweist auf das Biedermeier, als das Bürgertum sich mit Soireen im privaten Raum unterhielt. Zu hören sind Werke von Mozart, Weber und Schubert, die die beiden Neustadter Alte-Musik-Spezialistinnen Andrea Baur auf der Geib-Gitarre und Jennifer Harris auf dem Nachbau eines klassischen Fagotts erklingen lassen. Texte und Gedichte unter anderem von Eichendorff und Scheffel trägt die Hambacher Schauspielerin Hedda Brockmeyer vor.

Im Gespräch thematisiert die Vorsitzende des Fördervereins, Hiltrud Funk die durch die Pandemie verursachte komplizierte Situation der Programm-Verwirklichung. „Wir bieten unsere Veranstaltungen zweigleisig sowohl live als auch über Youtube an. Trotz aller Einschränkungen wurden sie bisher gut angenommen, so dass ich weiterhin optimistisch bin.“ Wichtig ist der promovierten Pädagogin, dass der Verein, der 320 Mitglieder umfasst, so gut aufgestellt bleibt wie bisher und dazu beiträgt, kulturelle Verbindungen zu fördern. Großen Wert legt sie auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Museum selbst. Als Verfasserin eines Kinderführers durch die Sammlung in der Villa Böhm ist ihr die Museumspädagogik besonders wichtig. Beteiligt ist der Verein natürlich auch an der im März 2021 etablierten Arbeitsgruppe zur Museumsneukonzeption.

Wie die Volksgemeinschaft der Nazis in Neustadt funktionierte

ie Mittwochstreffs des Vereins starten am 2. Februar mit einem Vortrag des Mainzer Privatdozenten Markus Raasch, der in Neustadt noch gut als Leiter des Projekts zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Stadt bekannt ist. In seinem „Es war doch eine schöne Zeit“ betitelten Referat knüpft er an die bei dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse an und erläutert die „Funktionsweise der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“. Der Titel stammt dabei aus einem Zitat von Zeitzeugen und soll natürlich keinesfalls die Greuel der NS-Zeit verharmlosen. Der Referent, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Zeitgeschichte der Mainzer Uni, will vielmehr am Beispiel der Gauhauptstadt Neustadt aufzeigen, wie die Idee der Volksgemeinschaft die Menschen im „Dritten Reich“ prägte und als Mittel rassistischer Ausgrenzung eingesetzt wurde.

Revierförster Bramenkamp beleuchtet die Lage des Waldes

„Der Wald in Zeiten des Klimawandels“ ist das hochaktuelle Thema von Jens Bramenkamps Vortrag am 2. März. Der Neustadter Revierförster und Waldpädagoge schildert die aktuelle Situation der Wälder in der Pfalz nach den Trockenjahren von 2018 bis 2020 und nach dem feuchten Sommer und Herbst dieses Jahres.

Über „Das Rote Buch der Stadt Neustadt an der Haardt – Inhalt und Edition der Handschrift“ informiert Heimatforscher Johannes Weingart am 6. April. In diesem „Juwel“ des Stadtarchivs sind Regeln, Ordnungen und Privilegien und vor allem das in 93 Artikeln formulierte Recht der Stadt niedergeschrieben. Weingart legte die Edition 2020 vor. Nur knapp ein Jahr später folgte dann sein zweiter Streich in Form der mittelalterlichen Stadtrechnungen, die er als Gastautor aktuell in dieser Zeitung vorstellt.

Die Vereinsvorsitzende tritt selbst ans Rednerpult

Im Mai 2022 soll in Neustadt das erste „Demokratiefest“ steigen und damit an die freiheitlichen Traditionen der Stadt erinnert werden. Nur kurz zuvor, am 4. Mai, spürt der Neustadter Autor und Theologe Michael Landgraf beim „Mittwochstreff“ unter dem Titel „Demokratiewurzeln - Neustadts Bedeutung für die Demokratiegeschichte im 16. Jahrhundert“ den Anfängen dieser Tradition in unserer Stadt nach.

Zum Abschluss des Programms tritt die Vorsitzende Hiltrud Funk dann am 1. Juni selbst ans Rednerpult. In ihrem Vortrag „Der Burckshof in Gimmeldingen – von der Ziegelhütte zur behaglichen Villa“ rückt sie ihre Erkenntnisse zu Entstehung und Geschichte der im späten 19. Jahrhundert von dem jüdischen Architekten Ludwig Levy – Planer auch der Villa Böhm, in der sich das Stadtmuseum befindet – in dem Weindorf erbauten Villa des Frankfurter Weinhändlers Louis Burck in den Fokus.

Noch Fragen?

Das gemeinsam mit der Ortsgruppe des Historischen Vereins veranstaltete Konzert „Die Zeit im weißen Kleid“ findet am Sonntag, 16. Januar, um 17 Uhr in der Martin-Luther-Kirche statt. Eintritt: 12 Euro. Die Mittwochstreffs beginnen jeweils um 16 Uhr ebenfalls in der Luther-Kirche. Hier ist der Eintritt frei. Anmeldung ist aber für alle Veranstaltungen unter 06321 3995838 oder hiltrudfunk@web.de erforderlich. Es gilt 2G, und es stehen maximal 50 Plätze in der Kirche zur Verfügung.

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