Neustadt Theaterkulissen für historische Parade

Ein richtiges Gewusel herrschte im Hof der Familie Weis in Kirrweiler. Gut zehn Leute bauten dort am Wagen, der am Samstag, 30. August, bei der „Historischen Parade“ in Maikammer, aber auch beim Jubiläumsumzug in Edesheim und beim Winzerfestumzug in Neustadt teilnehmen soll. Nachgestellt werden Szenen des Stationentheaters vom vergangenen Jahr.

Christa Wirth steht in einem der zwei Häuschen, die beim Stationentheater im vergangenen September in der Marktstraße aufgebaut waren. Fast ganz Kirrweiler bildete damals die Kulisse für die Darstellung eines Teils seiner jüngsten Geschichte; in sechs Stationen wurden 50 Jahre nachgespielt. Die Szene, die jetzt auf dem Wagen nachgebildet wird, gehörte zur Station zwei. Zwei Klatschbasen – Wirth wird eine mimen – unterhalten sich aus dem Fenster heraus über die Ereignisse am Ort. „Vorhäng und Blumesteckelscher brauche mer noch“, meint die Kirrweilererin, die die Fensterscheiben gewienert hat. „Do sin die Vorhäng’“, ruft Willi Lang und reicht ihr den Stoff. Kaum aufgehängt, wendet sich Christa Wirth den Rebknorzen zu. Die sollen an den Klappen befestigt werden. Alfons Hagenbucher, der den Anhänger bereits mit Holzlatten versehen und die notwendigen Vorarbeiten geleistet hat, schaut in seinem Fundus nach. „Die bassen“, meint er und holt aus einer Schachtel einige Schrauben. Schon schnappt sich Wirth den Akku-Bohrer und heftet den ersten Rebknorzen an. Weil nicht alle einen eigenen Wagen erhalten können, werden einige Stationen zusammengeführt. Heißt im Klartext, in die Mitte kommen Teile von Station vier. Im Schuppen stehen ein antiker Stuhl, die Schneiderpuppe und eine alte Nähmaschine. „Nä, so nackich kann die net bleiwe“, findet Gaby Bauer. Sie wird später staunen: Die Puppe trägt irgendwann einen schwarzen Tüllstoff als Rock; am Hals baumelt ein Metermaß. Die Puppe und ein Stuhl für die Nähschwester Malvine müssen – auch aus Sicherheitsgründen – befestigt werden. Kein Problem. Klaus Eichhorn und Alfons Hagenbucher schleppen eine stabile Tischplatte bei. Eichhorn stellt den Stuhl auf die Platte, zeichnet mit einem dicken Bleistift die Umrisse der Füße nach und bohrt die entsprechenden Löcher. Mit Hagenbuchers Unterstützung schraubt er den Stuhl fest. Noch schneller ist er mit der Schneiderpuppe fertig: Er schlägt an jedes der vier Ständerbeine einen längeren Nagel und biegt ihn um die Füße. Mit vereinten Kräften wird die schwere Nähmaschine auf den Wagen gehoben. Christa Wirth ist noch nicht ganz zufrieden. Sie holt weitere Rebknorzen und befestigt sie. „Was meint ihr, sollen wir die Wagenklappen mit grünem Filzrasen bekleben?“, fragt Rolf Metzger in die Runde. Die Meinungen gehen auseinander. „De Walter“, gemeint ist Chawwerusch Theater-Regisseur Walter Menzlaw, „wär bestimmt defür, alles so zu belasse“, meint Metzger. Doch die Mehrheit spricht sich für den Filz aus. Sehe besser aus. „Dann auf in de Baumarkt“. Reinhold Stadler, dem neben Metzger die Organisation obliegt, schaut in seine Mappe mit Listen, Tabellen, E-Mail-Ausdrucken. „Alles im Griff“, meint er lachend. „Soll ich auch auf den Wagen?“, fragt Robert Kuntz, der Onkel Joutsch spielte. Stadler überlegt nicht lang. „Nein, du fahrschd mit deim Rad mit.“ Kuntz ist zufrieden. Am Nachmittag wird im Anwesen von Willy Lang noch der Tieflader bestückt, auf dem Figuren und Kulissen von Station drei, fünf und sechs zu sehen sein werden. Der Jeep von Station eins wird die Truppe aus Kirrweiler anführen. Auch einige Kinder oder Spieler von einzelnen Szenen werden mitlaufen. Zwei Drehorgelspieler sorgen für die passende Musik. Sicher, räumen Metzger und Stadler unisono ein, der Aufwand sei zwar nicht ganz so hoch wie für das eigentliche Stationentheater gewesen, „aber einiges zu planen und zu tun gab es schon“. Zu guter Letzt wird noch eine Plane über den Wagen gestülpt. „Nicht dass noch etwas nass wird und kaputt geht“, betont Rolf Metzger, der selbst als Bumbezines mit von der Partie sein wird. (giw)

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