Neustadt Teilen eine gute Sache

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„Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne, brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht.“ So sangen gestern Abend die Kinder des katholischen Kindergartens St. Bernhard während des Umzugs zu Ehren des heiligen Martins.

„Warum kann denn eine Laterne Feuer fangen und brennen, die Kinder haben doch alle Lichter mit Batterie?“, frage ich Oma Nagute. Sie erklärt mir, dass es früher keine Batterielichter gab, sondern richtige Kerzen oder Teelichter, die in den selbst gebastelten Laternen flackerten und während des Umzugs vorsichtig von den Kindern durch die Gassen getragen wurden. Das Fest des heiligen Martin wird auch heute noch in den Neustadter Kindergärten gefeiert. Eine besondere Beziehung haben die katholischen Gemeinden zu dem Heiligen. Oma Nagute erzählt mir: „Der Namenstag von Martin dient den Menschen zur Erinnerung an seine guten Taten und sein Leben.“ Im voll besetzten Gemeindezentrum St. Bernhard spielten Elias in der Rolle des Martin und Noah als Bettler die bekannte Geschichte des Heiligen nach. Martin war Soldat, als er an einem kalten Wintertag vor über 1600 Jahren an eine Stadtmauer kam, an der ein Bettler frierend um Hilfe bat. Martin zögerte nicht und teilte mit dem Schwert seinen warmen Mantel mit dem armen Mann. Und Martin beschloss, kein Soldat mehr zu sein. Er wurde schließlich ein bescheidener Bischof, der vielen Menschen half. Deshalb wurde er später auch heilig gesprochen. Die Vorschulkinder Mirja, Isabell und Maxim vom Kindergarten St. Bernhard kennen die Geschichte. Sie haben ihre gebastelten Laternen dabei. In diesem Jahr sind es lustige Mäusegesichter. „Wir erinnern uns heute an Martin, weil er ein guter Mensch war“, erzählt die fünfjährige Isabell. „Er hat so viel mit anderen geteilt“, ergänzt ihre Freundin Mirja. Und Maxim sagt: „Wir brauchen Laternen, weil es so dunkel ist.“ Rund 400 Menschen versammelten sich noch nach dem Gottesdienst, lauschten den Liedern des Posaunenchors und zogen danach mit Fackeln und Laternen durch die Straßen von Branchweiler. Am Lagerfeuer gab es dann Martinsbrezeln und Kinderpunsch. 450 Brezeln hatte Kindergartenleiterin Monika Gimbel gekauft. „Es ist auch ein Ereignis für viele Ehemalige aus dem Kindergarten. Wenn die Brezeln am Schluss nicht für alle reichen, wird geteilt, so wie es der heilige Martin getan hat“, berichtete Gimbel. Auch die Eltern, die das Fest organisiert haben und Kuchen, Wurst und Getränke anbieten, wollen teilen. Sie spenden den Erlös jungen Flüchtlingsfamilien. Schließlich ist Sankt Martin auch der Schutzheilige der Flüchtlinge. (kle)

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