Neustadt Tango, Fiesta und Romantik

Neustadt-Hambach. Einfach sensationell: Zum zweiten Mal nach 2006 gelingt es dem „Mandelring Quartett“, das wohl weltbeste Klavierquartett nach Neustadt zu holen: Beim von 3. bis 7. Juni 2015 stattfindenden 19. Hambacher Musikfestes wird das „Fauré Quartett“ als zweites Hauptensemble neben den Gastgebern vielfältige Besetzungsvarianten ermöglichen und spannende Klangfelder erschließen.

Gleich zum Auftakt des Festivals am Mittwoch, 3. Juni, dürfen die Klassikfreunde im Hambacher Schloss verfolgen, wie sich das mit Dirk Mommertz (Klavier), Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola) und Konstantin Heidrich (Violoncello) besetzte Ensemble weiterentwickelt hat. „Russische Meisterschaft“ lautet das Eröffnungsmotto: Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“ werden „umrahmt“ von Streichsextetten aus der Feder von Rimskij-Korsakow. Neben den beiden renommierten Ensembles werden Ian Fountain, der langjährige „Hauspianist“ des Hambacher Musikfestes, und der Kontrabassist Winfried Holzenkamp die russischen Tonmalereien mit weitere Farbakzenten bereichern. Von Russland nach Südamerika: Ganz im Zeichen des Tangos steht das Festival-Programm 2015, denn gleich drei Konzerten widmen sich dem Tanz aller Tänze: „Klassik trifft Tango“ heißt es am Donnerstag, 4. Juni (Fronleichnam), um 15.30 Uhr, wenn das „Mandelring Quartett“ im Weingut Georg Naegele einen der weltbesten Tango-Experten in Gestalt des argentinischen Bandoneon-Virtuosen Marcelo Nisinman präsentiert. Mit seinen kunstvollen Piazzolla-Bearbeitungen hat Nisinman den Tango auf eine neue Ebene gehoben. Einige Kostproben davon gibt es nicht nur in diesem Konzert, sondern auch beim Festkonzert am Samstag, 6. Juni, 20 Uhr, im Hambacher Schloss. Wie gewohnt, endet der Abend mit dem beliebten Surprise-Konzert, bei dem alle Festivalteilnehmer ihre ganz persönlichen Schmankerl, gewürzt mit einer gehörigen Prise Humor, servieren. Mozart hat zwar keine Tangos komponiert, darf aber trotzdem beim Festlichen Finale im Hambacher Schloss am Sonntag, 7. Juni, 18 Uhr, mitmischen, wenn der Tango-Reigen mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 14 in Es-Dur und dem Klavierquartett Es-Dur (KV 493) eingeleitet wird. Bei allen drei Tango-Konzerten ist übrigens der eingangs erwähnte Kontrabassist Winfried Holzenkamp, fester Tango-Duopartner von Nisinman, mit von der Partie. Auch er hat sein Handwerk von der Pike auf erlernt: Holzenkamp ging nach seiner klassischen Ausbildung am Kontrabass für ein Jahr nach Buenos Aires, um den Tango für sich zu entdecken. 2015 gibt’s kein Kinderkonzert und kein „Podium junger Künstler“, dafür aber erstmals Musikkabarett. „Kunst der Unfuge“ nennt das „Bos-Art Trio“ sein „Meisterwerk des musikalischen Humors“. Am Donnerstag, 4. Juni, 20 Uhr, bürsten Wolfgang Schäfer, Hans Hachmann und Reinhard Burow den klassischen Musikbetrieb gegen den Strich und konfrontieren das Publikum mit feingesponnenen „Bos-Artigkeiten“. Zwei wunderbare Werke von Robert Schumann, sein Klavierquartett Es-Dur op. 47 und sein Klavierquintett Es-Dur op. 44, stehen am Freitag, 5. Juni, 19 Uhr, in der Pfarrkirche St. Jakobus auf dem Programm. Dazu passend hat Paul Engel, Mitglied der bekannten Musikerfamilie Engel, im Auftrag des Hambacher Musikfestes ein Werk geschaffen, das sich auf sieben Lebensstationen Schumanns bezieht und einen interessanten Kontrapunkt zu den beiden Perlen Schumann′scher Klavierkammermusik setzt. Traditionell findet nach dem Konzert der kulinarische Höhepunkt des Musikfestes im alten Gewölbekeller der Hambacher Schloss-Kellerei statt, wenn die Hobby-Köche des Kochclubs St. Jacques die Gaumen der Musikfreunde erfreuen. Kastagnetten- und Gitarrenklänge erwarten das Publikum bei der „Spanischen Fiesta“ am Samstag, 6. Juni, 15.30 Uhr, im Weingut Naegele. An der Seite des „Mandelring Quartetts“ wird der Gitarrist Friedemann Wuttke Werke von Luigi Boccherini und Enrique Granados zu Gehör bringen. Seine kompromisslose Hinwendung zum klassischen Repertoire hat dem Konzertgitarristen zu einer Sonderstellung in der Klassikszene verholfen und ihm Auftritte mit großen Orchestern in aller Welt eingebracht. Was wäre das Hambacher Musikfest ohne Entdeckungen abseits ausgetretener Pfade: Schubert und Brahms kennt jeder, der Name George Onslow dagegen ist den aufgeschlossenen Klassikfans der Region wohl nur aufgrund der musikalischen Verdienste des „Mandelring Quartetts“ bekannt. Neben dem Streichquartett Es-Dur von Schubert und dem berühmten Streichsextett B-Dur von Brahms wird bei der traditionellen Matinee im Weingut Müller-Kern am Sonntag, 7. Juni, 11 Uhr, das Streichquintett c-Moll des um 1900 fast in Vergessenheit geratenen Romantikers zu Gehör gebracht.

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