Neustadt Türkische Identitätskrise

«Hassloch/Istanbul.»Im Februar hat der in Haßloch aufgewachsene Komponist und Musiktheoretiker Stefan Pohlit (41) einen arbeitsrechtlichen Prozess in der Türkei gewonnen, dem Beobachter richtungsweisende Bedeutung für Verfahren ähnlicher Art in dem Land zusprechen (wir berichteten). In einem großen Interview auf unserer überregionalen Kulturseite äußert er sich nun über die zunehmende Gleichschaltung an den Unis des Landes durch das „System Erdogan“.

Pohlit, der seit 2007 in Istanbul lebt und dort 2011 am Konservatorium für Türkische Musik der Technischen Universität promovierte, war an der Hochschule 2012 zum Assistant Professor berufen, aber schon 2014 ebenso wie hunderte andere Dozenten von einem neuen, der Regierungspartei AKP nahe stehenden Rektor trotz eines unbefristeten Arbeitsvertrags wieder entlassen worden. Dagegen hatte er 2015 eine Schadensersatzklage angestrengt, die im Februar von einem Istanbuler Gericht zu seinen Gunsten entschieden wurde. Pohlit wartet nun auf die Auszahlung der Entschädigung, um mit seiner kurdischen Ehefrau Fadime nach Deutschland überzusiedeln. Allerdings hat die TU gegen das Urteil Berufung eingelegt. Im Interview spricht Pohlit über die Schikanen, die er in Istanbul erlebte, und deutet den Aufstieg Erdogans als Ausdruck einer türkischen Identitätskrise. kultur

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