Neustadt „Spiele werden immer hinten gewonnen“

91-88113394.jpg

Hassloch. Am 3. September starten die Haßlocher Handballer in ihre zweite Saison in der Dritten Liga Süd. In der vergangenen Runde hatten sie sich als Aufsteiger erst in der Relegation beim 23:22-Sieg gegen die Füchse Berlin II den Ligaverbleib gesichert. Damals war bereits der 36-jährige Tobias Job TSG-Trainer. Er hatte Admir Kalabic abgelöst.

Herr Job, wer hat das Tennisturnier am Mannschaftsabend gewonnen?

(lacht) Alt hat gewonnen. Bei den Alten haben Daniel Schlingmann, Ales Muhovec, Elvijs Borodovskis und ich gespielt. Bei den Jungen waren es Dennis Gregori, Felix Müller, Stefan Job und Rico Wilde. Und wechselt jetzt einer der Handballer die Sportart? Nein, wir haben nicht unbedingt so geglänzt. Aber es war ein schöner Abend. Sie haben mit der TSG kein Trainingslager absolviert. Warum nicht? Ich habe Trainingslager und Turniere schon als Spieler gehasst. Man macht sich warm, müht sich ab, und zwei Stunden später muss man sich wieder aufrappeln. Wir spielen aber Turniere, das lässt sich nicht vermeiden. Und wie bereiten Sie Ihre Spieler auf die Saison vor? In der Vorbereitung haben wir pro Woche dreimal Hallentraining plus mindestens einmal Training im Fitnessstudio unter Anleitung eines Experten. Letzteres kontrolliere ich aber nicht. Welches System werden Sie Ihre Mannschaft spielen lassen? In der vergangenen Saison hatte ich keine Zeit für so etwas. Aber jetzt kann ich der Mannschaft gewisse Philosophien vermitteln. Handball kann ich zwar nicht neu erfinden. Aber dass Spiele immer hinten gewonnen werden, damit habe ich gute Erfahrungen gemacht: aus der guten Abwehr heraus leichte Kontertore machen und vorne strukturierte Angriffe bringen. Wie sieht die Abwehr aus? Wir versuchen zwei Deckungsreihen: eine gute 6:0-Abwehr und eine gute 3:2:1-Deckung. Blaue Karte, Sechs-Pass-Regel, die letzten 30 Sekunden – was halten Sie von den neuen Regeln? IHF-Präsident Hassan Moustafa will auch noch den Gebrauch von Harz in einem Jahr weltweit bei allen Handballspielen abschaffen. Es soll stattdessen mit einem speziell haftenden Ball gespielt werden aus gesundheitlichen Gründen und um die Böden nicht zu verschmutzen. Das ist das Ende vom Handball. Ohne Harz wird Handball unattraktiver, es gibt viel mehr technische Fehler. Dabei wollen die Zuschauer ein schnelles Spiel sehen. Es sind meist Leute, die noch nie einen Handball in der Hand hatten, die meinen, etwas ändern zu müssen. Und wie stehen Sie zu den aktuellen Regeländerungen? So, wie die neue Siebter-Mann-Regel praktiziert wird, heiße ich sie nicht gut. Es ist erschreckend, wie viele Bälle bei den Olympischen Spielen ins leere Tor gegangen sind. Die neue Regel verleitet zu mehr unnötigen Aktionen. Aus Sicht des Angriffs bietet sie aber mehr Möglichkeiten. Stichwort Umgang mit verletzten Spielern ... Wenn der Spieler verletzt auf dem Boden liegt, darf er drei Angriffe lang nicht mehr ins Spiel. Ich habe aber keinen Nutzen davon, die Zeit wird ja angehalten. Die Regel gehört beim Fußball eingeführt, wenn sich Spieler zehn Minuten vor dem Ende minutenlang auf dem Boden rumwälzen. Und die Sechs-Pass-Regel? Die Zeitnehmer müssen aufpassen, wann die drei Angriffe herum sind und der verletzte Spieler wieder rein kann. Dann noch die Sechs-Pass-Regel – die Schiedsrichter und Zeitnehmer haben zu viele Aufgaben. Und das Doppelspielrecht gilt nur noch für Erste, Zweite und Dritte Liga ... Ja, in der vergangenen Saison ging das noch bis zur Fünften Liga. Ich hätte mich mehr gefreut, wenn man das Doppelspielrecht beibehalten hätte, um jungen Spielern Spielpraxis zu geben und lange verletzten Spielern den Einstieg zu erleichtern. Welche Teams sind für Sie Aufstiegs-, welche Abstiegskandidaten? Nußloch, die TGS Pforzheim, Hochdorf werden oben mitspielen. Auch Horkheim hat eine Mannschaft mit Qualität. Dann kommt ein großes breites Mittelfeld. Ich hoffe, dass uns der Klassenverbleib deutlich vor dem letzten Spieltag sicher ist. Dann könnten wir auch besser für die Runde 2017/2018 planen. Es waren bestimmt zwei, drei Spieler, an denen ich für die jetzige Saison interessiert war und die sich anders entschieden hatten, als wir den Klassenverbleib endlich sicher hatten. Sie haben in der Vorbereitung gegen Aufsteiger Mundenheim gespielt. Wie schätzen Sie den Konkurrenten ein? Die Mundenheimer werden es schwer haben, die Klasse zu halten. Aber das wissen sie selbst. Wir versuchen, die beiden zusätzlichen Derbys mitzunehmen. Zum Saisonauftakt bekommt die TSG gleich ein paar dicke Brocken vorgesetzt: SG Kronau-Östringen II, Heilbronn-Horkheim, SG Nußloch und dann schon den TV Hochdorf ... 0:8 Punkte wäre kein schöner Auftakt. Da werden viele unruhig. Da interessiert es keinen mehr, was wir vergangene Saison geleistet haben. Wo wir die Punkte letztendlich holen, ist egal. Aber gerade vor heimischem Publikum wäre es schöner. Wer ist TSG-Kapitän? Ilan Eigenmann, sein Vertreter ist Sebastian Schubert. Für mich ist der Kapitän ein wichtiger Führungsspieler. Ihr Team hat sechs Neuzugänge inklusive Michal Kurka, der in der vergangenen Saison an die TSG Friesenheim II ausgeliehen war. Wie klappt das Zusammenspiel? Sechs Neuzugänge sind viel. Der eine oder andere tut sich noch schwer mit der neuen Spielweise. Ales Muhovec und Dominic Hartstern waren lange verletzt. Sie brauchen noch ein bisschen Zeit. Es ziehen aber alle gut mit. Die Saison hat noch nicht begonnen, und doch sind schon einige Spieler verletzt. Zuletzt ist Kevin Seelos mit angebrochenem Ellenbogen ausgefallen. Ihn ersetzt bis Jahresende Sebastian Winkelmann. Sie haben keine Langeweile in der Saisonvorbereitung, oder? Nein, wirklich nicht. Dieser Sport bringt es aber mit sich, dass die Verletzungsquote hoch ist – ein für diese Woche vorgesehenes Spiel gegen Hanau musste abgesagt werden, weil der Gegner zu viele Verletzte hat. Am Samstag vor dem Testspiel gegen Gelnhausen haben wir noch Training. Dann wird Sebastian Winkelmann erstmals zur Mannschaft stoßen. Er war ja schon einmal in Haßloch. Sein Kommen wurde von der Mannschaft positiv aufgenommen. Sebastian Schubert hat eine Patellasehne angerissen und wird bis Oktober ausfallen. Peter Masica plagen noch immer Knieprobleme. Außer Haßloch spielen noch Hochdorf, Zweibrücken und Mundenheim in der Dritten Liga Süd. Wer wird am Saisonende das beste Pfälzer Team? (lacht) Das, das die meisten Punkte geholt hat.

x