Neustadt Sonorer Bläserklang

Maikammer. Gut besucht war am Sonntagabend das Kirchenkonzert mit dem Trompeten-Ensemble der Musikhochschule Karlsruhe unter Leitung des vielfach ausgezeichneten Trompeters Reinhold Friedrich in der katholischen Pfarrkirche Sr. Cosmas und Damian in Maikammer. Die Zuhörer erlebten bei dem noch von der alten Verbandsgemeindeverwaltung auf den Weg gebrachten Konzert Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart, meisterlich gespielt auf historischen Instrumenten. Ihr Dank an die Ausführenden: jede Menge stürmischer Beifall.

Prof. Reinhold Friedrich hatte das Konzert zweiteilig aufgebaut. Im ersten Teil erklangen bekannte und weniger bekannte Kompositionen aus Renaissance und Barock, der zweite Teil war überwiegend romantischen Werken gewidmet. Insgesamt 16 Trompeten, darunter Friedrich selbst und mit Jens Böcherer, Michael Maisch und Sarah Slater drei weitere international bekannte Lehrkräfte aus Karlsruhe, erfreuten Ohren und Herzen des Publikums. Die Unterstützung durch basso continuo leisteten Magdalena Todorova und Eriko Takezawa an Klavier und Orgel. Dass die ventillosen, langen, schmalen Barocktrompeten, die das Ensemble einsetzt, hervorragend zum Schmettern geeignet sind, in Kriegszeiten auch gern dazu genutzt wurden, Feinde in Angst und Schrecken zu versetzen, wird vor allem bei Fanfaren deutlich. Ein bekanntes Beispiel dafür lieferte das Ensemble mit der „Toccata“ aus Claudio Monteverdis musikalischem Drama „Orfeo“. Die Klangfülle wurde dadurch verstärkt, dass die Musiker und Musikerinnen sich dafür nicht nur vor dem Altar, sondern auch im hinteren Teil des Kirchenschiffs aufgestellt hatten und das Publikum damit im wahrsten Sinne mit Musik umschlossen. Triumphierend klangen Trompeten und Pauken auch bei den drei Aufzügen für Trompetenensemble aus den „Charamela Real“ aus dem 18. Jahrhundert. Was die Barockinstrumente in den hohen Stimmlagen leisten, zeigte unter anderem die Sonate für Trompeten und basso continuo eines unbekannten Komponisten aus dem 17. Jahrhundert, zart und melodisch, mit heiteren und tänzerischen Elementen. Zu den Höhepunkten des ersten Teils gehörte neben Antonio Vivaldis berühmtem Concerto C-Dur für zwei Solotrompeten auch die Sonata in C op. 1 Nr. 12 für Naturzink und Barocktrompete des englischen Komponisten William Corbett. Zwar wurde der Zink, eine Grifflochtrompete von der Form eines gebogenen Horns, auch Cornetto genannt, mit dem heutigen Kornett allerdings hat er nur gemein, dass er wie eine Trompete gespielt wird. Im 17. Jahrhundert, erläuterte Friedrich, galt der Zink als das virtuoseste Instrument überhaupt. Mit seinem weichen Klang spielte er sich auch in Maikammer in die Herzen der Zuhörer. Ebenso beeindruckend durchflutete die beinahe vier Jahrhunderte später entstandene „Fanfare for St. Edmundsbury“ von Benjamin Britten das Kirchenschiff. Die außergewöhnlichen Klangbilder ergeben sich dabei durch das Zusammenspiel der in F-Dur, C-Dur und D-Dur gestimmten Barocktrompeten. Mit Überraschungen spielte der zweite Konzertteil. Die „12 Quattuor“ für Trompetenquartett von Jean Désiré Artôt, von denen insgesamt vier ganz unterschiedlich gefärbte zur Aufführung kamen, hat Friedrich in einer Wiener Bibliothek entdeckt. Der erste Satz des Konzerts e-Moll für Trompete von Oscar Böhme, ebenfalls meisterhaft interpretiert, erinnerte an Mendelssohns Violin-Konzert, aufhorchen ließen auch Kompositionen von unbekannten Meistern wie des Franzosen J. F. Pennequin und des Russen Ilija Chakov. Mit dem meisten Applaus allerdings wurde Friedrich selbst bedacht, als er selbst zur Trompete griff und George Gerhswins „Rhapsody in Blue“ intonierte. Ein umso größeres Vergnügen, als das Publikum hier das Solo eines Trompeters hautnah miterleben konnte, der 2013 nicht nur für sein Album „Russische Trompetenkonzerte“ als „Instrumentalist des Jahres“ mit dem Klassik-Echo ausgezeichnet wurde, sondern erst am 2. Juni auch den „Pfalz Klassik Preis“ der Stiftung der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz entgegennehmen durfte.

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