Neustadt René Rast holt ersten DTM-Saisonsieg

In Spitzenposition auf der Strecke in Zandvoort: René Rasts roter Audi.
In Spitzenposition auf der Strecke in Zandvoort: René Rasts roter Audi.

«Zandvoort/Neustadt.» Die Faust war ein deutliches Signal, als René Rast gestern als Erster über die Ziellinie in Zandvoort fuhr. Im zehnten Rennen dieser Saison holte der amtierende Meister seinen ersten Sieg. Es war auch der erste Saisonerfolg für Audi.

Auch im Funk war die Befreiung herauszuhören. „Ja, ja, ja, Jungs, ich danke Euch“, schrie Rast ins Mikrofon. Dann meldete sich Florian Rinkes: „Super gemacht“, gratulierte der Renningenieur, um dann sofort sachlich weiterzumachen: „Sammle Pickup auf die Reifen.“ Business as usual, als wäre nichts Besonderes passiert. Danach wurde es wieder lebendiger. Arno Zensen, der Chef des Neustadter Team Rosberg, ergriff das Wort. „René“, brüllte er sichtlich gerührt, „was für ein Rennen, klasse gemacht.“ Und dann stellte er, mehr rhetorisch gemeint, eine Frage zu einer Szene, die hätte rennentscheidend werden können: „Weißt du, wer das Safetycar ausgelöst hat?“ Der Fahrer wusste es natürlich nicht. „Jamie war`s“, wurde er von Zensen aufgeklärt. Teamkollege Jamie Green hatte eine Kollision mit BMW-Pilot Bruno Spengler, erhielt dafür eine Durchfahrtsstrafe. Am Samstag hatte Rast schon einmal mit dem Safetycar gehadert. Sein Markenkollege Nico Müller war wegen eines Reifenschadens in die Leitplanke gerast. Um die Streckenposten bei der Bergung des Audi nicht zu gefährden, sammelte das Safetycar das Feld genau in der Runde ein, als Rast zum Reifenwechsel kommen sollte. Doch das ging dann nicht mehr. Verloren war der Vorsprung, den sich Rast auch dank der Strategie herausgefahren hatte. Denn im Gegensatz zu Green, der bereits nach einer Runde die Reifen wechseln ließ, hatten sich Rast und Ingenieur Rinkes eine gegenläufige Strategie ausgedacht. Der 31-Jährige sollte so lange wie möglich auf der Piste bleiben. Gut gedacht, doch durch das Safetycar die Umsetzung klappte nicht. Statt einen realistischen Platz unter den ersten Fünf zu ergattern, wird Rast auf Platz 17 und damit als letzter Fahrer, der das Ziel erreicht hat, in der Siegerliste geführt. Aus diesem Malheur hat das Team Rosberg seine Lehren gezogen. Im Qualifying schaffte es Rast im in dieser Saison gegenüber BMW und Mercedes unterlegenen Audi immerhin auf Startplatz drei. Hinter Stern-Fahrer Gary Paffett und BMW-Pilot Philipp Eng. „Wir haben gestern im Rennen schon gesehen, dass wir eine gute Pace haben“, sagte Rast in einer Pause, „vielleicht haben wir heute das nötige Glück und können wichtige Punkte holen.“ Entscheidend dafür war die Strategie. Schon nach der ersten Runde steuerte der Champion seinen roten Audi an die Box, ließ sich neue Reifen geben. Danach musste er zwar ein einsames Rennen auf dem 4,320 Kilometer langen Dünenkurs bestreiten, doch er konnte dadurch ohne Behinderungen sein Tempo fahren. Und dies war beeindruckend. Denn als Paffett nach seinem Stopp an der Garage zurück auf die Piste kam, musste er sich hinter Rast einreihen. Auch als Eng sich nach seinem Boxenstopp einreihte, war Rast schon an der Boxenausfahrt vorbeigefahren. Und als nach 20 Runden alle Pflichtboxenstopps absolviert waren, wurde René Rast tatsächlich ganz oben auf dem Zeitenmonitor geführt. Im Trubel um den ersten Saisonsieg eines Audis ging Jamie Green ein wenig unter. Doch der 36 Jahre alte Brite hatte damit kein Problem. Für seine Ansprüche waren Platz zehn am Samstag, und damit ein Punkt, und der 14. Platz sowieso keiner Erwähnung würdig. Beim Mann aus Leicester, der in den vergangenen drei Jahren jeweils bis zum letzten Rennen um die Meisterschaft gekämpft hat, läuft es in dieser Saison nicht richtig rund. Mit nur elf Punkten ziert er das Tabellenende. Kein Wunder, dass René Rast nach den Erfahrungen vom Samstag im gestrigen Rennen einen Schreck bekam, als ihm Florian Rinkes die Nachricht übermittelte, dass das Safetycar zum Einsatz käme. Doch sein Ansprechpartner am Kommandostand beruhigte ihn umgehend: „Alle haben gestoppt, Paffett ist hinter dir.“ Diese beruhigende Nachricht war auch bitter nötig. Denn die letzten 15 Minuten des Rennens seien verdammt hart gewesen, weil die Reifen zunehmend an Haftung verloren haben. „Gary war brutal schnell“, sagte Rast. Doch gestern nicht schnell genug.

So sehen Sieger aus: René Rast ist stolz auf seinen Erfolg.
So sehen Sieger aus: René Rast ist stolz auf seinen Erfolg.
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