Neustadt Qual der Wahl für Klassikfreunde

Der Förderverein Alte Winzinger Kirche hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Konzert-Veranstalter in Neustadt entwickelt. „Wir bekommen viele Anfragen von Gruppen, die bei uns auftreten möchten“, berichtet Ursula Baade, eine der beiden Vorsitzenden. Auch der Publikumszuspruch sei sehr gut. Man lege bei der Gestaltung des Programms großen Wert darauf, ein hohes Qualitätsniveau zu halten, sagt sie, allerdings sei man inzwischen dazu übergegangen, auf musikalische Angebote zu verzichten, die keinen Publikumszuspruch finden, schließlich sollen die Konzerte einen Erlös einbringen, der für die Erhaltung der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche genutzt werden kann. Der Förderverein denkt aber nicht nur an sich selbst und lädt deshalb am 5. März zu einem Benefizkonzert für die Tagesbegegnungsstätte Lichtblick ein: Der Liedermacher Thomas Felder wird auf Gitarre und Mundharmonika Folk, Blues und Jazz spielen und singen. Saisonstart beim Förderverein ist schon am kommenden Samstag, 10. Januar, mit einem von Bariton Ralph Jaarsma organisierten Neujahrskonzert, bei dem er und andere Chormitglieder des Pfalztheaters Kaiserslautern Arien und Duette von Puccini, Rossini, Lehár, Kálmán und Stolz vortragen werden. Weiter geht es danach am 25. Januar mit der im Elsass lebenden Pianistin Natali Pavlovic und am 21. Februar mit Schuberts „Winterreise“, präsentiert von dem Bariton Michael Marz und dem Pianisten Helmut Freitag. Auf den Auftritt der japanischen Pianistin Sachi Matsushita am 29. März freut sich Baade besonders, denn die Künstlerin war in Winzingen einmal kurzfristig für eine verhinderte Kollegin eingesprungen und hatte dabei einen fantastischen Eindruck hinterlassen. Bei ihrem neuerlichen Besuch wird sie nun zusammen mit ihrem Mann, dem Gitarristen Markus Krämer, Musik aus Barock, Klassik, japanische Folklore, Jazzstandards und Eigenkompositionen spielen. Das Mandolinenorchester Rietania am 15. März, die Sopranistin Michèle Rödel am 12. April, der Gitarrist Michael Raeder am 25. April und die Aufführung einer Oper des in Deidesheim lebenden Komponisten Nors Josephson am 17. Mai sind weitere Programmpunkte, die bis zum Sommer bereits feststehen. Bei den Mandelringkonzerten steht am 28. Februar ein Jubiläum an, die 200. Musikveranstaltung im umgebauten Kelterhaus der Familie Schmidt am Mandelring in Haardt. Als 1984 das erste dieser privat organisierten Konzerte stattfand, „waren wir die einzigen, die klassische Konzerte in kleinerem Rahmen angeboten haben“, erinnert sich Jörg Sebastian Schmidt. Inzwischen gebe es „erstaunlich viele“ Angebote dieser Art, was sich auch auf die Besucherzahlen der Mandelringkonzerte auswirke. „Aber die Stimmung ist immer wunderbar, das Niveau ist hoch, und den Leuten gefällt es“, erzählt Schmidt. Etwas traurig sei die Familie aber darüber, dass nur wenige Haardter zu den Konzerten kommen. Trotzdem solle die Zahl von fünf bis sechs Konzerten pro Jahr beibehalten werden. „Für das Jubiläumskonzert am 28. Februar haben wir uns sehr liebe Gäste eingeladen“, sagt Schmidt. Es sind die Geigerin Erika Geldsetzer und der Pianist Ian Fountain, so etwas wie der „Hauspianist“ beim Hambacher Musikfest, wo sich Geldsetzer und Fountain vor einigen Jahren auch kennengelernt haben. Seitdem sind sie zusammen, führten aus beruflichen Gründen aber eine Fernbeziehung, weshalb sie sich „immer freuen, wenn sie zusammen Musik machen können“, so Schmidt. In Haardt wird das Paar Stücke von Elgar, Beethoven und Strauß spielen. Die weiteren Mandelringkonzerte des Jahres werden überwiegend von Schülern von Sebastian und Bernhard Schmidt bestritten, den beiden Söhnen des Hauses, die Professuren an den Musikhochschulen in Hamburg und Nürnberg inne haben. So stellt am 13. Juni der junge Cellist Wilfried Futter sein Examensprogramm vor. Am 4. Juli folgen Kammermusikgruppen der Musikhochschule Nürnberg und am 12. Dezember Violin-Studenten der Musikhochschule Hamburg. Zuvor gibt es am 26. September noch ein musikalisch-literarisches Programm mit Klavierwerken von Franz Liszt, vorgetragen von dem Pianisten Wolfgang Nies. Das „Mandelring Quartett“ selbst ist bis zum Sommer noch zweimal in seiner Kammermusikreihe im Saalbau zu erleben: am 17. Februar gemeinsam mit dem Cellisten Alexander Hülshoff und Werken von Franz Schubert und Igor Strawinsky und am 19. April allein mit Mozart, Schumann und Schostakowitsch. Außerdem gibt es natürlich auch wieder das „Hambacher Musikfest“, das diesmal auf 3.-7. Juni fällt und unter anderem das bekannte „Fauré Quartett“ an die Weinstraße bringt (wir berichteten), Über stetig steigende Besucherzahlen kann sich Norbert Gamm, Vorsitzender des Freundeskreises Kirrweilerer Kammerkonzerte, freuen. Zuletzt sei es bei den Konzerten in der barocken Marienkapelle eigentlich immer voll gewesen, erzählt er. Trotzdem teilt der Flötist Jörg Sebastian Schmidts Einschätzung, dass es bei der Kammermusik in der Region ein sehr großes, vielleicht sogar zu großes Angebot gebe. Deshalb werde der Freundeskreis weiterhin nicht mehr als vier Konzerte pro Jahr anbieten, zumal man sich auf die wärmeren Monate des Jahres beschränken muss, da die Marienkapelle nicht beheizt werden kann. Auch sonst hat der Raum einige Auswirkungen auf die Programmgestaltung, wie Gamm berichtet. So können in der kleinen Kapelle keine großen Gruppen auftreten. Andererseits sei der intime Rahmen auch ein besonderes Merkmal der Reihe. Für 2015 stehen bislang zwei Konzerte fest: Das erste am 16. Mai ist Teil der 3. Orgel-Kammermusik-Tage Altdorf-Duttweiler-Kirrweiler. Dabei werden die in Haardt lebenden Musikerinnen Andrea Baur (Laute) und Jennifer Harris (Barockfagott) gemeinsam mit einer Cembalistin unter dem Motto „The Passion Abroad“ zu einer „fagottistischen Entdeckungsreise durch England“ einladen. Und am 13. Juni spielt die aus Ungarn stammende und in Berlin lebende Musikerin Enikö Ginzery barocke und zeitgenössische Stücke auf dem Cimbalon, einem mit Klöppeln geschlagenen Saiteninstrument in der Art des Hackbretts, das vor allem in Osteuropa sehr verbreitet ist. Die beiden weiteren Kirrweilerer Kammerkonzerte finden am 18. Juli und im September statt. Wer da auftreten wird, stehe aber noch nicht fest, so Gamm. Das Neustadter Sinfonieorchester werde sich 2015 wahrscheinlich auf eine Veranstaltung beschränken, sagt der Vorsitzende Caspar Grote, und zwar auf die traditionelle Hofserenade am 28. Juni im Innenhof des Rathauses. Dazu erwartet das größte Liebhaberorchester der Region sein französisches Partnerensemble „Orchestre Résonances“ aus Mâcon. Um vor dem Konzert gemeinsam proben zu können, habe man sich für einen Sonntagvormittag als Termin entschieden, so Grote. Das Sinfonieorchester will 2015 außerdem erneut die von der Streicherschule übernommenen Streicher-Workshops für Jugendliche anbieten. „Wir wollen das in bewährter Weise weiter tun, um Jugendlichen die Freude an der Musik und am Spielen im Ensemble zu vermitteln“, sagt Grote. Das Interesse an den Workshops sei in aller Regel groß. Das Kurpfälzische Kammerorchester gab im vergangenen Jahr zusätzlich zu seinen drei üblichen Konzerten im Hambacher Schloss noch ein weiteres im Sommer. In diesem Jahr beschränkt man sich nun aber wieder auf Ostern, Pfingsten und Adventszeit. Das Pfingstkonzert am 25. Mai fällt dabei auf den Jahrestag des Hambacher Festes und steht passend dazu unter dem Motto „Von der Mannheimer Schule über die Französische Revolution bis zur Polnischen Avantgarde“. Zu hören sein werden Kompositionen von Stamitz, Mendelssohn, Beethoven und Henryk Mikolaj Górecki. Solistin ist die israelische Violonistin und Villa-Musica-Stipendiatin Nitzan Bartana. Kammermusik und Liederabende sind der Schwerpunkt der Konzertreihe der Stiftskantorei in der Parkvilla des Herrenhofs. Der Salon der Villa biete für diese Formate den idealen Rahmen, sagt der künstlerische Leiter Ulrich Loschky und verweist darauf, dass die Besucher zusätzlich zur Musik die Bilder der neu gestalteten Gemäldeausstellung und die Puppen des Figurentheaters Dornerei bewundern könnten. Nach dem Start am Neujahrstag stehen beim zweiten Parkvillakonzert des Jahres am 15. Februar Kunstlieder vor allem von Max Reger auf dem Programm. Ausführende sind der Tenor Marcus Ullmann und der Pianist Alexander Schmalcz. Am 15. März geht es mit der Cellistin Katja Zakotnik und dem amerikanischen Pianisten Noel Lester mit Werken vom 17. bis 21. Jahrhundert „Zurück in die Zukunft“. Stücke von Lisa Streich, Schostakowitsch und Piazzolla haben die Cellistin Christina Meißner und die Akkordeonistin Claudia Bruder am 17. Mai im Repertoire. Und beim letzten Konzert vor der Sommerpause am 21. Juni wird Ulrich Loschky persönlich am Cembalo Platz nehmen und gemeinsam mit der jungen Neustadter Flötistin Rebecca Funk unter dem Titel „Flauto e Cembalo concertato“ den Sommer begrüßen. Noch völlig offen ist laut Auskunft von Fritz Burkhardt das Jahresprogramm des „Ensembles 1800“ und des Jugendsinfonieorchesters Neustadt. Es werde Konzerte geben, aber das Wo, Wann und Was sei noch nicht festgelegt. (ann)

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