Neustadt Nullnummer in den Dünen

Zandvoort/Neustadt. Jamie Green vom Neustadter Team Rosberg hatte sich das anders ausgedacht. Mit 81 Punkten war der Audi-Pilot als Spitzenreiter in der DTM nach Zandvoort angereist, mit 81 Punkten verließ der Brite das Strandbad an der Nordseeküste wieder. Immer noch als Führender in der Gesamtwertung. Allerdings sind ihm sein Markenkollege Mattias Ekström und Mercedes-Fahrer Pascal Wehrlein dramatisch näher gerückt. Mit jeweils 76 Punkten sitzen sie ihm nun dicht im Nacken.

Vor allem über den Ausgang des Samstagrennens ärgerte sich der Rosberg-Pilot. Auf Platz fünf war er unterwegs, mit Abstand der beste Audi-Fahrer. Weil Green auf der langen Start-und-Ziel-Geraden nicht so schnell wie erhofft war, konnte von hinten Bruno Spengler mit seinem BMW schon seit einiger Zeit drängeln. Doch für einen Routinier wie den 33 Jahre alten Green sollte dies kein Problem sein. Dann kam er in einer schnellen Rechtskurve um wenige Zentimeter von der Ideallinie ab. Mit beiden linken Räder kam er ins sandige Gras. Es gab kein Halten mehr. Der orangefarbene Audi RS5 drehte sich im Kies. „Ausgangs der Kurve acht bin ich etwas weit raus, es endet ziemlich schnell, war kein großer Fehler, aber ein großes Problem. Schade!“, sagte Green. „Das ist ärgerlich, aber kann passieren, wenn man sich am Limit bewegt.“ Nichts war′s mit den wichtigen Punkten. Das ärgerte Green besonders. Denn während Wehrlein so als Zehnter gerade noch einen Punkt sammelte, blieb Ekström auf Platz 13 ohne Zähler. Kleiner Trost für das Rosberg-Team: Nico Müller ergatterte sich als Neunter zwei Punkte, war damit direkt hinter Mike Rockenfeller zweitbester Audi-Pilot. Es lag nicht an den fahrerischen Fähigkeiten, dass Green und seine Markenkollegen Schwierigkeiten auf der anspruchsvollen Rennstrecke in der Nähe von Amsterdam hatten. „Ich war nicht in der Lage, mit den BMW mitzuhalten“, sagte Green. Schuld daran war auch das Platzierungsgewicht, das die bislang erfolgreichen Audi und Mercedes zuladen mussten. „Wir haben hier bereits im Training gesehen, dass wir aufgrund der Performance-Gewichte etwa eine halbe Sekunde pro Runde auf die leichteren Autos verlieren“, erklärte Dieter Gass, Audis DTM-Leiter. So gelang den leichten BMW M4 am Samstag ein historischer Siebenfach-Triumph, am Sonntag lagen fünf BMW in Front. Doch es war nicht nur das Gewicht. Green lag im Zeittraining nach seinem ersten Versuch auf Platz fünf. „Mit meinem zweiten Reifensatz bin ich aber in meiner Runde aus der Box heraus im Verkehr hängengeblieben“, sagte der Brite. So konnte er seine Reifen nicht richtig aufwärmen. „Das war schade, denn mein Auto fühlte sich sehr gut an – besser als gestern und besser als im Warm-up.“ Trotzdem war von Startplatz 18 nicht viel mehr drin als Platz 13. Müller musste nach einem Stupser von Mercedes-Mann Maximilian Götz aufgeben. Nicht nur wegen der beiden Nullnummern in den Dünen begann Green nach acht von 18 Rennen in dieser Saison eine Diskussion um die Gewichte und das Reglement. Unterstützung erhielt er von Mattias Ekström. „Ich brauche keine Zusatzgewichte“, sagte er. Als Fahrer erschwere es seine Arbeit. Doch er dachte mehr an die Fans: „Das ist zu kompliziert, das ist ja schon für mich schwer zu verstehen.“ Wie sollen das dann die Zuschauer auf den Tribünen tun? Zumal auch das Reglement nicht wirklich logisch ist. „Es kann nicht sein, dass jemand, der drei Rennen gewinnt und einmal nicht in die Top Ten kommt, leichter ist als jemand, der viermal Zehnter ist“, kritisiert Ekström. Der Sieger und seine Markenkollegen in den Top Ten müssen jeweils fünf Kilogramm zuladen, maximal 20 Kilogramm. Es dürfen aber immer nur 2,5 Kilogramm ausgeladen werden. Green und Ekström hatten mit je 1130 Kilogramm die schwersten Autos, die Fahrzeuge der Tagessieger Wittmann (Samstag) und António Félix da Costa (Sonntag) waren 25 Kilogramm leichter. Wobei Jamie Greens Erinnerungen an Zandvoort gemischt sind. Einerseits erinnert er sich gerne an 2004. Mit einem souveränen Sieg auf dem Dünenkurs wurde er Meister in der Formel-3-Euroserie. Sein härtester Konkurrent damals war Nico Rosberg. Heute fährt Green für das Rosberg-Team. Teambesitzer ist allerdings nicht Nico, sondern dessen Vater Keke. In der DTM, in die der Brite nach seinem Titelgewinn gewechselt ist, konnte er jedoch noch nie aufs Podium fahren. Zur Verteidigung der Tabellenführung hat′s wenigstens gereicht ...

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