Neustadt Monatsübersicht: Das September-Programm im Pfalztheater Kaiserslautern

Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ ist am 21. September die erste Kaiserslauterer Schauspiel-Premiere der
Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel »Minna von Barnhelm« ist am 21. September die erste Kaiserslauterer Schauspiel-Premiere der neuen Spielzeit.

Mit einem großen Theaterfest und einem „Tag der Offenen Tür“, der Einblick gewährt in Schneiderei, Maskenwerkstatt, Requisite und vieles mehr, startet das Pfalztheater Kaiserslautern am Samstag, 31. August, ab 14 Uhr in die neue Saison. Im September stehen dann eine Opern- und zwei Schauspiel-Premieren an.

Von Oliver Steinke

Kaiserslautern. Bühnenführungen, Konzerte, Märchen-Lesungen, Instrumenten- und Ballettproben, eine Mitsingaktion, Disco- und Dance-Musik und sogar eine Kostümversteigerung und eine Torwand erwarten das Publikum beim Theaterfest – und alles bei freiem Eintritt. Besonders interessant sei dürfte aber auch, die Protagonisten von der Bühne bis hin zu Intendant Urs Häberli oder Tanz-Chef James Sutherland einmal persönlich kennenzulernen. Die ersten Premiere der neuen Spielzeit folgt dann am 14. September mit „La Traviata“.

Den Auftakt macht Verdis „La Traviata“

Obwohl das Pfalztheater im September mit drei unterschiedlichen Formaten – Oper, Lustspiel und Drama – in die neue Saison einsteigt, haben die Protagonisten der Stücke eine große Gemeinsamkeit: Sie alle kommen ob mutwillig oder erzwungenermaßen vom erhofften Lebensweg ab. Wortwörtlich wird dies bei „La Traviata“ deutlich, denn das hießt „die vom Wege Abgekommene“. Sie zählt wohl vor allem deshalb zu den bekanntesten Opern, weil der italienische Maestro Giuseppe Verdi hier Gefühle romantischer und verzweifelter Liebe unmittelbar in eingängige Melodien umzusetzen vermochte. Verzweifelt, weil „La Traviata“ im Paris der 1840 Jahre zunächst aus Liebe ihre einerseits so begehrte und zugleich verachtete Arbeit als Edelprostituierte aufgibt, dann aber trotzdem auf den Geliebten verzichten muss und zudem unter Schwindsucht leidet. Die Vorlage für das Libretto von Francesco Maria Piaves lieferte Alexandre Dumas’ „Kameliendame“. Während Kaiserslauterns erfolgreicher Generalmusikdirektor Uwe Sandner die musikalische Leitung übernimmt, inszeniert mit dem österreichische Regisseur René Zisterer jemand, der gemeinsam mit Johanna Doderer mit „Fatima oder von den mutigen Kindern“ gar eine eigene Oper erschuf. Großes Haus, Premiere am 14. September in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Die nächsten Aufführungen: 22. September, 2., 8., 11., 18., 31. Oktober.

Lessings Minna ist das Muster einer emanzipierten Frau

Mit Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ steigt eine Woche später dann auch die Schauspiel-Sparte in den Premieren-Reigen ein. Nach Preußens Siebenjährigem Krieg (1756 – 1763) gerät der hilfsbereite, zugleich auf seine Ehre bedachte Major Tellheim durch eine Intrige ins gesellschaftliche Abseits. Eigentlich nur, weil er in Not geratenen Menschen hilft. Dies ruft seine Verlobte auf den Plan, und wenn die Welt ungerecht sein will, dann stellt Minna von Barnhelm sie eben auf den Kopf. In ihrer Lebenslust, gepaart mit einer gehöriger Portion List, ist sie weit emanzipierter als viele andere Frauen ihrer Zeit und zeigt dem entmutigtem Tellheim, wo es zum Glück langgeht. Goethe nannte Lessings Stück, 1767 in Hamburg uraufgeführt, mit den geistreichen Dialogen einen „glänzenden Meteor“. Regisseur Nicolai Sykosch, sonst eher mit ernsten Stücken wie „Terror“ von Ferdinand von Schirach erfolgreich, zeigt hier, dass die Suche nach der Liebe auch mal recht heiter sein kann. Großes Haus, Premiere am 21. September. Weitere Aufführungen am 27. September, 6., 12., 16., 22. und 25. Oktober.

„Roberto Zucco“ folgt den Spuren eines Serienmörders

Man möchte meinen, wer in die kranke Seele eines Serienmörders eintaucht, will verstehen, an welchen Weichenstellungen in dessen Leben etwas entsetzlich schief gelaufen sein muss, damit in Zukunft besser hingesehen werden kann. Aber genau das machte der 1989 mit nur 41 Jahren verstorbene Bernard-Marie Koltès nicht, als er das Theaterstück „Roberto Zucco“ über das Leben des echten Roberto Succo (1962-1988) schrieb, der 1981 in Italien seine Eltern und in den folgenden Jahren noch mindestens 4 weitere Menschen ermordete. „Alles, was er gemacht hat, ist unglaublich schön“, fand Koltès stattdessen. Spannend, inwieweit ihm der vielfach ausgezeichnete Schauspieldirektor Harald Demmer dabei folgen will. Die Rolle des Killers spielt Oliver Burkia. Werkstattbühne, Premiere am 29. September. Weitere Aufführungen: 5., 9., 17., 23. und 30. Oktober.

Karten

Karten unter 0631/3675209 oder vorverkauf@pfalztheater.bv-pfalz.de.

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