Neustadt Markenzeichen Pfefferminztee

Mit großem Bahnhof hat Geinsheim am Sonntag die Dominikanerschwester Bernardine verabschiedet. Nach über sechs Jahrzehnten Tätigkeit in dem Weindorf (wir berichteten am Freitag) kehrt die 84-Jährige ins Mutterhaus des Ordens nach Speyer zurück.

Erst ein Gottesdienst in St. Peter und Paul, dann ein Festakt in der Festhalle: Viele Geinsheimer waren auf den Beinen, um Schwester Bernardine Lebewohl zu sagen. Aber auch viele Ordensfrauen waren gekommen. „Wir werden ihr jetzt erst einmal Zeit lassen, im Mutterhaus unseres Instituts St. Dominikus in Speyer anzukommen. Ihre Aufgaben werden sich dann finden“, meinte Generalpriorin Schwester Gertrud Dahl. Mit Schwester Bernadine verlasse eine Ordensfrau Geinsheim, die in ihrer Arbeit in Kindergarten und Kirchengemeinde ganz im Sinne des Ordens aufgegangen sei. „Ich glaube, es gibt niemanden, der sich nicht an ihren Pfefferminztee erinnert“, kramen Pia Kästel und Gertrud Schaaf in ihren Erinnerungen und lachen. Beide hatten Anfang der 1960er Jahre den Geinsheimer Kindergarten besucht. Damals seien die Zeiten natürlich ganz anders gewesen als heute. „Mit nur einer weiteren Person musste die Schwester über 100 Kinder betreuen“, erzählte Schaaf. Die Räumlichkeiten seien eng und die Betreuung sei in ihnen nur möglich gewesen, weil die Ordensschwester eine Respektsperson gewesen sei. Man habe zwar nicht stramm stehen müssen, aber die Tagesabläufe seien sehr strukturiert gewesen. Zwar wurde in früheren Jahren noch nicht für die Jüngsten gekocht, aber „ihren beliebten Pfefferminztee hat sie immer für uns Kinder zubereitet. Die frische Minze brachten die Leute vorbei, weil die damals in Geinsheim noch viel angebaut wurde“, berichteten Schaaf und Kästel. Noch heute würden sie gerne die Sommervariante des Tees trinken: „Da gab es dann Sirup mit Pfefferminze und kaltem Wasser aufgefüllt.“ Denise Günthert, Jahrgang 1992, ist bereits in den neu gebauten Kindergarten St. Josef gegangen. Für sie ist Schwester Bernadine eine Geinsheimer Institution, von deren zahlreichen – auch handwerklichen – Einsätzen rund um den Kindergartenneubau sie aus Erzählungen weiß. Günthert hatte als Ministrantin den Abschiedsgottesdienst mitgestaltet, das habe sie gerne getan, wie sie erzählte. Gemeinsam mit vielen anderen Ministranten trug Denise Günthert brennende Kerzen an den Altar, begleitet vom feierlichen Gesang des katholischen Kirchenchors und gefolgt von den Pfarrern Bernd Schneider, Markus Magin, Raimund Röther, Max Heintz sowie Diakon Johannes Hellenbrand. Gemeindepfarrer Schneider predigte von den Ordenszielen und der Hingabe der Schwestern im Dienst an den Menschen. Und er dankte Schwester Bernadine, die er im Jahr 2009 kennengelernt hatte, für ihren unermüdlichen Einsatz. „Als ich in Geinsheim begonnen habe, hat sie zu mir gesagt, ich werde wohl ihr letzter Pfarrer sein, den sie in der Pfarrei erlebe. Und ich habe geantwortet, dass wir dann ja zusammen gehen könnten, so rüstig hat sie gewirkt“, erinnerte sich Schneider. Dass sie nun tatsächlich fast gleichzeitig Geinsheim verließen, sei eine Schicksalsfügung. Abschiedsgeschenke wollte Schwester Bernardine nicht; stattdessen hatte sie um Spenden für Hilfsprojekte im afrikanischen Togo gebeten. (aew)

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