Neustadt Kenner der Drogenszene

Rund 1500 Klienten betreut der Drogenverein Mannheim. „Das sind Menschen, die öfter als einmal in unseren Räumen sind. Die tatsächliche Anzahl an Kontakten ist weitaus höher“, sagt Philip Gerber. Der 42-Jährige weiß es ganz genau. Seit April ist er als Geschäftsführer der 1972 gegründeten Hilfseinrichtung für den Bereich „Inhalte und Innovationen“ zuständig. Er teilt sich die Gesamtverantwortung an der Spitze des Vereins mit Ulrike Müller, der die Bereiche Wirtschaft und Finanzen unterstehen. Philip Gerber kennt sich aus in der Mannheimer Drogenszene. Inklusive seiner Praktika als Student ist er bereits seit 19 Jahren im Drogenverein tätig. „Ich fand die Aufgabe unheimlich interessant“, sagt der Diplom- Sozialarbeiter, der nach dem Studium als Streetworker in den Quadraten begonnen hat. „Vor dem Woolworth in der Breiten Straße gab es eine kleine Szene und auch vor dem Hauptbahnhof habe ich, zusammen mit Freezone, gearbeitet.“ Und obwohl er schon lange nicht mehr selbst in der direkten Hilfe als Ansprechpartner auf der Straße unterwegs ist: „Die Hälfte der Leute kennt mich von damals noch.“ Umgekehrt kennt er „seine Leute“ ebenfalls noch: „Der durchschnittliche Drogenkonsument ist männlich und zwischen 35 und 40 Jahre alt“, sagt Gerber. Allerdings reiche die eigentliche Bandbreite über ein Alter von 13 bis 69 und bilde die gesamte Gesellschaft ab. „Nur zu manchen Szenen haben wir keinen Zugang. Stichwort Kokain.“ Vielleicht kommt das ja noch. Zu Gerbers Aufgaben gehört es, neue Programme und Angebote zu entwickeln. An einigen war der 42-Jährige schon beteiligt. Aus einem Bundesprogramm zum Beispiel wurde das Projekt „Halt – Hart am Limit“. Mehrere Kooperationspartner wie dem Jugendamt und der Polizei widmeten sich der Aufgabe, Jugendliche vor exzessivem Alkoholkonsum und dessen Folgen zu schützen. „Und ich habe von Anfang an Projekte in den Jugendhäusern initiiert.“ Andere Projekte wurden aus anderen Städten und Bundesländern übernommen und für Mannheim zugeschnitten. Ein weiteres Programm, das frühzeitig über die Gefahren des Alkoholkonsums informieren will, sei sehr gut angelaufen. Das Hauptklientel des Drogenvereins bleiben jedoch mit einem Anteil von etwa 50 Prozent die Konsumenten von Opiaten, also in erster Linie Heroin. „Um der Problemlage gerecht zu werden, sind wir in diesem Bereich gut aufgestellt, aber wir könnten es natürlich besser ausbauen“, sagt Gerber und verweist dazu auf zwei einfache Zahlen: „In Köln kommt ein Betreuer auf 30 Konsumenten. In Mannheim liegen wir bei einer Quote von eins zu 100. Ein begleitendes Arbeiten ist damit fast nicht möglich.“ Und dies, obwohl Gerber mit den 19 festangestellten Mitarbeitern, 20 Hilfskräften, drei Praktikanten und fünf ehrenamtlichen Helfern ein motiviertes Team hinter sich weiß. In den kommenden Monaten müsse der Drogenverein mehrgleisig fahren, sagt der Geschäftsführer. „Da ist zum einen die reaktive Arbeit etwa in der Neckarstadt und im Jungbusch. Außerdem wollen wir die Arbeitsfördermaßnahmen ausbauen. Das sehe ich als unsere Zukunftsaufgaben“, sagte Gerber nach seinem ersten halben Jahr in der Geschäftsführung des Mannheimer Drogenvereins.

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