Neustadt „Jetzt werde ich bestimmt ein großer Trainer“

NIEDERKIRCHEN. Goran Barisic ist enttäuscht, als Trainer des Frauen-Fußball-Zweitligisten FFC Niederkirchen entlassen worden zu sein (wir informierten gestern). Einen Vorwurf macht er dem Verein aber nicht. „Die Mannschaft hat nun kein Alibi mehr“, sagt der 50-Jährige.

Vor gut zwei Jahren hatte der Ludwigshafener Kroate in Niederkirchen Neuland betreten. Frauen-Fußball? Das war etwas Neues für den begnadeten Fußballer, der eine verunsicherte Mannschaft übernommen hatte, dann gleich in seinem ersten Spiel einen Sieg feierte und das fast Unmögliche noch geschafft hat. Er hat das Abstiegsgespenst noch vertrieben. Nun hat er in einer Phase gehen müssen, die von den Begleitumständen her keine leichte war. „Aber der Trainer ist eben immer das schwächste Glied“, sagt FFC-Geschäftsführerin Anja Marx, die auch denkt, dass bei einer Entlassung „viele Faktoren eine Rolle spielen“ und ergänzt, „es muss nicht nur am Trainer liegen.“ Die nackten Zahlen sind kein Ruhmesblatt. Nach zehn Spieltagen hat der FFC sechs Punkte auf dem Konto. Dass er damit noch auf Rang neun steht, ist dem Umstand zu verdanken, dass zwei punktgleiche Teams (Aufsteiger Alemannia Aachen und ETSV Würzburg) ein schlechteres Torverhältnis haben und dass Schlusslicht FFC Montabaur nur fünf Zähler auf der Habenseite verbucht. Allerdings hat Barisic auch vollkommen recht, wenn er auf den für Niederkirchen schwierigen Spielplan verweist. Bisher hat der FFC siebenmal auswärts gespielt (wobei eine Partie vom Verein selbst „getauscht“ worden war) und nur dreimal im eigenen Stadion. Einen einzigen Sieg hat die Mannschaft bisher feiern können, ein 1:0 bei Bundesliga-Absteiger VfL Sindelfingen. In den Heimspielen gab es ein Unentschieden gegen Crailsheim (2:2) und zwei Niederlagen – gegen den FFC Frankfurt II (0:2) und eine ganz unglückliche gegen den FC Bayern München II (2:3), weil das Siegtor für die Münchnerinnen nach einem Konter der Gäste nach einem FFC-Standard gefallen war. Nach diesem Spiel hatte es eine Krisensitzung gegeben, in der eigentlich entschieden worden war, dass es auf alle Fälle bis Weihnachten gemeinsam weitergeht. Nach dem jüngsten 0:3 bei Aufsteiger TSG Hoffenheim II hat der Verein nun doch reagiert. „Die Verantwortlichen des FFC haben die Situation in vielen Gesprächen analysiert. Goran Barisic hat beim FFC sehr gute Arbeit geleistet und die Mannschaft weiter entwickelt. Doch leider sind wir aktuell an einem Punkt, an dem wir nicht weiter kommen. Trotz mehrfacher Gespräche mit Mannschaft und Trainer konnten wir keinen gemeinsamen Weg finden, um aus unserem Tief heraus zu kommen“, so Marx. „Ich würde behaupten, dass wir in Hoffenheim ein solides Spiel gemacht haben, nach der Pause haben wir 30 Minuten lang auf ein Tor gespielt“, sagt Barisic. Doch wie so oft hat der Gegner die Punkte mitgenommen. Deshalb „verstehe ich auch den Verein, dass er den Trend stoppen will“, sagt der 50-Jährige, der auch nicht „sauer ist, weder auf den Vorstand noch auf die Mannschaft. Das bleiben meine Mädels.“ Er hat auch nicht bereut, sich für Niederkirchen entschieden zu haben. „Ich bin nur zum ersten Mal als Trainer entlassen worden. Aber jetzt werde ich bestimmt ein großer Trainer, weil Franz Beckenbauer einmal gesagt hat, dass alle großen Trainer einmal entlassen werden müssen.“ Barisics Bilanz: „Es war eine gute Erfahrung. Ich habe viele schöne Dinge erlebt.“ Besonders vermissen wird er die Sonntage im Bus, wenn „Willi Anekdoten erzählt und Traudel, weil sie mir immer extra Wurstsalat ohne Zwiebeln gemacht hat, weil ich keine Zwiebeln mag“. Gestern Abend hat sein Nachfolger Markus Bähr, ein ehemaliger Profi des Karlsruher SC und 1. FC Köln (34 Bundesliga-Einsätze, ein Tor), erstmals das Training geleitet. Der 40-jährige Familienvater aus Dossenheim hat bis dato auch noch keine Frauen-Mannschaft trainiert. Zuletzt war er in der Rückrunde als Co-Trainer bei Jahn Regensburg engagiert. Nun geht es für ihn als Trainer in der Zweiten Frauen-Fußball-Bundesliga weiter. Und mit welcher taktischen Ausrichtung? „Ein System hat man schon im Kopf. Wichtig ist zu schauen, wo die Stärken der Spielerinnen liegen“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler, der offensiv spielen will, auch gerne mit zwei Spitzen. (cka/mame)

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