Neustadt „Industriegebiet wird vernachlässigt“

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Als „eine große Katastrophe“, bezeichnet Felix Hammann, Geschäftsführer der Heinrich Hammann GmbH & Co. KG, in der Fabrikstraße, die Internetversorgung im Industriegebiet Süd. In der Fabrikstraße stehe lediglich ein Anschluss mit einer Übertragungsmenge von 3000 Kilobyte zur Verfügung. „Wenn wir nach Wartungsarbeiten an unserem Online-Shop diesen neu in das Netz laden, dauert das zwei Tage“, berichtet Hammann im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Das Internet gehört heute dazu wie Strom und Wasser, deshalb muss die Gemeinde etwas zur Verbesserung tun“, sagt Hammann. „Aber in Haßloch tut sich nichts, das Industriegebiet wird vernachlässigt“, kritisiert Hammann. „Wir bewegen und zweifelsohne in einem Bereich, der ursprünglich keine Aufgabe der Gemeinde gewesen ist“, sagt Bürgermeister Lothar Lorch (CDU) auf Anfrage der RHEINPFALZ. Trotzdem bemühe sich die Gemeinde um Bundes- und Landeszuschüsse zur Verbesserung der Internetversorgung. Nach Angaben von Vodafone seien im Industriegebiet Süd Geschwindigkeiten von 100 bis 200 Mbit – etwa 12 bis 25 Megabyte – vorhanden, so Lorch weiter. Doch sei der Gemeinde aus Gesprächen mit Inhabern von Betrieben bekannt, dass diese Geschwindigkeiten nicht überall erreicht werden. Hammann berichtet, dass er 2013, bevor mit dem Ausbau von Fabrik- und Werkstraße begonnen wurde, bei der Gemeinde angeregt habe, bei den Arbeiten auch Kabel für schnelleres Internet zu verlegen. Laut Hammann wären einige Betriebe bereit gewesen, sich an den Kosten zu beteiligen, doch die Gemeinde habe abgelehnt. Wie Elmar Walter von der Bauabteilung der Gemeinde auf Anfrage mitteilt, hatte die Gemeinde die Telekom und Kabel Deutschland, die beiden im Industriegebiet vertretenen Anbieter, angeschrieben. Beide hätten mitgeteilt, dass sie keine Arbeiten vorhätten. Wie Lorch meint, würden die Telekommunikationsanbieter „häufig den Ausbau eher zögerlich“ angehen, vor allem „in bevölkerungsärmeren Gebieten und in Landschaften mit komplizierter Lage“. Lorch verweist darauf, dass es Landeszuschüsse für den Auf- und Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen gebe. Um diese hatte sich die Gemeinde vor dem Ausbau von Fabrik- und Werkstraße nicht bemüht, wie aus einem Schreiben von Lorch an Hammann hervorgeht. In diesem berichtet Lorch, dass zwar von der Verteilstation am Badeparkkreisel bis in das Industriegebiet ein leistungsstarkes Glasfaserkabel liege. Doch sei keine Übergabetechnik von diesem Glasfaserkabel zu den im Industriegebiet liegenden Kupferkabeln vorhanden. Nach Angaben der Telekom würde diese Technik 30.000 Euro kosten. Die Telekom sei nicht bereit, diesen Betrag zu investieren, da das Unternehmen keine Amortisation der Kosten erwarte. „Die Kommune kann diese Kosten nicht übernehmen, da die Kommunikationsversorgung keine hoheitsrechtliche Aufgabe der Kommunen ist“, so Lorch in dem Schreiben an Hammann. Die Firma Hammann ist nicht das einzige Unternehmen, das mit der Internetversorgung im Industriegebiet Süd nicht zufrieden ist. „Die Internetgeschwindigkeit ist extrem langsam, vor allem bei einer starken Nutzung, das behindert uns immer wieder bei der Arbeit“, berichtet Franz-Josef Brand, Inhaber des Brand Reifenservice in der Fabrikstraße. „Es könnte schneller sein“, sagt Dirk Medart, Verkaufsleiter der Firma Hildebrand, in der Adam-Steigerwald-Straße. Eigentlich habe das Unternehmen eine Übertragungsrate von 16.000 Kilobyte. „Aber es kommen nicht mehr als 3110 Kilobyte an, ich habe es gemessen“, berichtet Medart. Die Firma müsse wenige Dokumente mit großen Datenmengen laden, deshalb seien die Probleme „so, dass wir damit leben können“, sagt Medart. Doch sogar das Öffnen eines E-Mail-Anhangs könne ziemlich lange dauern. „Wir haben die Gemeinde über die Probleme informiert, aber es tut sich nichts“, sagt Medart. „Wenn man nicht weiß, wie schnell es gehen könnte, wäre man zufrieden“, sagt Werner Hartmann, Geschäftsführer der Eugen Hartmann GmbH in der Fabrikstraße. Das Unternehmen arbeite nicht mit großen Datenmengen, „trotzdem könnte es schneller gehen“, so Hartmann. Die Druckerei Englram Partner in der Siemensstraße hat sich wegen des zu langsamen Internets eine eigene Standleitung legen lassen, „für die sie jeden Monat zahlen muss“, berichtet Geschäftsführer Joachim Brucker. „Wir bieten beispielsweise an, dass sich unsere Kunden über Internet Visitenkarten herstellen können, dafür hätte die vorhandene Internetgeschwindigkeit nicht gereicht“, so Brucker. Aber auch andere Arbeitsabläufe wären mit der im Industriegebiet üblichen Internetgeschwindigkeit nicht möglich gewesen. „Ich brauche das Internet nur für Mails, Online-Banking und Recherche, dafür reicht es“, sagt Stefan Brunk, Inhaber des Großhandels Ernst Weber KG, in der Fabrikstraße. „Wir haben keinen allzu großen Datenaustausch, deshalb ist die Internetgeschwindigkeit einigermaßen okay“, so Jutta Best, Mitarbeiterin der PM Metallbau in der Fabrikstraße. Lorch verweist darauf, dass der Landkreis Bad Dürkheim Bundesmittel für den Ausbau der Internetgeschwindigkeit beantragen will. Dazu müsse ein Cluster gebildet werden, an dem sich die Gemeinde beteiligen wolle. Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung im Februar darüber entscheiden. (ann)

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