Neustadt Immer in Bewegung

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Neustadt-Königsbach. Aktuell stellt er in Berlin und Kapstadt aus. Auch in Irland steht in diesem Jahr noch eine Vernissage an. Derzeit aber hält sich der Maler Ralph Gelbert, bekannt als Schöpfer großformatiger informeller Farbkompositionen, in der Heimat auf – und lädt zur herbstlichen Werkschau in sein Atelierhaus in Königsbach.

Seine Werke wirken wie kosmisches Chaos. „Stromboli“ zum Beispiel, eine wilde Orgie in Rot, spiegelt vielleicht einen Teil der Schöpfungsgeschichte. Entstanden ist es nach einem Besuch am gleichnamigen Vulkan, wie überhaupt die Natur, das Reisen, die Empfindung der Landschaft, der Geologie eine große Rolle in Gelberts Werk spielen. „Wenn ich reise, male ich“, sagt er. Im Kopf und auf Papier, in Skizzen. Egal, ob in Italien, Irland oder wie gerade erst in Südafrika. „Ich habe ein absolutes visuelles Gedächtnis. Ich mache keine Fotos“, verrät er. Seine großformatigen Bilder entstehen dann später zuhause im Atelier. Wildheit, Freiheit, Ungezwungenheit drücken sich in diesen Farbzusammenballungen aus. Diese Begriffe charakterisieren auch ihren Schöpfer, was sich im Atelier ganz direkt feststellen lässt. Tausende Farbspritzer auf dem Boden belegen, mit welchem Furor Gelbert zu Werke geht. Dabei ist sein Haus gepflegt, ein einziges großes Arrangement, die Wohnaccessoires sind liebevoll zusammengetragen von seinen Reisen oder aus Familienbesitz. Wie der Tisch. Ein großer „Schuhreisekoffer“ aus Leder von seiner Urgroßmutter wird, durch eine Glasplatte geadelt, zum Blickfang. Schon als Sechsjähriger habe er künstlerische „Visionen“ gehabt und, sobald er einen Pinsel gefunden habe, drauflos gemalt, erzählt der 46-Jährige. Seine Schulzeit am Hans-Purmann-Gymnasium in Speyer verlief völlig unaufgeregt, keine spannenden Geschichten etwa über ein verkanntes Genie beim Kunstunterricht oder Ärger mit den Pädagogen, weil er vielleicht zu viel geträumt hätte. Nach dem Abitur stand ihm der Sinn nach Kunst. Vielleicht Modedesign, vielleicht Filmhochschule. „Eine Mischung aus Kreativität und Brotberuf“, schwebte ihm vor. Beim Sommerkurs in Trier fiel er den damaligen Dozenten positiv auf. Er erhielt ein Stipendium für die Kunstakademie in Florenz. Und blieb bis zum Diplom. Er versuche Gesehenes in Abstraktes umzuwandeln, beschreibt Gelbert seine künstlerische Vorgehensweise. Er sehe überall Farben. Abends sei er deshalb völlig erschöpft, ausgelaugt, wie ein leerer Schwamm. Wenn er beschreibt, was er gesehen und auf die Leinwand umgesetzt hat, dann versteht und sieht man es auch. Doch er wartet zunächst ab, lässt den Betrachter rätseln, eigene Gedanken formulieren. Dabei setzt er durchaus auf Wiedererkennungswert in seinem Schaffen. „Man versucht mich zu kopieren. Doch das kann man nicht“, sagt er. Dennoch will er nicht stehenbleiben. Das letzte fertiggestellte Gemälde wird so immer zum Grundstein für das nächste. Dabei arbeitet er immer an mehreren Werken gleichzeitig. Denn die Farbe muss trocknen, bevor die nächste Schicht dazu kommt. Und er übermalt auch immer wieder. Scheinbar fertige Bilder erhalten so einen vollkommen neuen Touch. Er nennt es „geplanter, gesteuerter Zufall“. Dazu kommen Lichtreflexionen. Entstanden durch die Farben, die er selbst aus Pigmenten und Leinöl herstellt. Über sich selbst sagt Gelbert, er sei unruhig, versuche immer in Bewegung zu sein. Tatsächlich zieht es ihn auch jetzt schon wieder in die Ferne, Richtung Afrika. Diesmal vielleicht nach Botswana oder Namibia. Termin Ralph Gelbert lädt für morgen, Donnerstag, 17-21 Uhr, und Sonntag, 29. November, 11-18 Uhr, zur Werkschau in sein Atelier, Deidesheimer Straße 16, in Königsbach. Um telefonische Voranmeldung unter 0174/3125757 wird gebeten.

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