Neustadt Im Winter bleiben die Fenster zu

Für Frischluftfanatiker ist es kaum zu glauben. Aber wer sich in diesen Tagen für eine Weile im Modellhaus des Haßlocher Umweltforums in der Scheffelstraße 1 aufhält, leidet nicht unter Sauerstoffnot. Und das, obwohl Architektin und Hausherrin Julia Eckert – nach eigener Aussage „eigentlich eine Lüfterin“ – seit sechs Wochen kein Fenster mehr geöffnet hat. Des Rätsels Lösung: In dem Effizienzhaus sorgt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung Tag und Nacht für die Zufuhr von frischer Luft. Selbst wenn man im Wohnzimmer vor den leistungsstarken sogenannten Weitwurfdüsen steht, die für Zuluft sorgen, ist nicht das geringste Brummen oder Surren zu hören. Die völlig geräuschlose Anlage mit drei Stufen laufe gerade auf der ersten Stufe , erklärt Julia Eckert. Diese sei für die Zeit gedacht, in der niemand zu Hause sei. Wann die Lüftung auf höhere Stufen gehe, sei gemäß ihrem Tagesablauf gespeichert und laufe automatisch ab. Die Anlage, die vom Technikraum im Keller aus gesteuert wird, dient sowohl zum Energiesparen als auch zum Verhindern von Schimmelbildung in dem gedämmten Haus. Bis zu 95 Prozent der Wärme aus der Abluft könne zurückgewonnen werden, sagt Hagen Eckert vom Haßlocher Umweltforum. Bei der Fensterlüftung gehe 100 Prozent der Heizenergie verloren, bei der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung jedoch nur zehn Prozent. Energieberaterin Christina Fraude hatte zu Anfang des Bauprojekts darauf verwiesen, dass der Einbau von teuren dreifach verglasten Fenstern wenig Sinn ergibt, wenn anderswo im Haus unkontrolliert Luft entweicht. Dies wurde in dem Modellhaus bereits im Rohbau untersucht und Löcher geschlossen. Mit dem so genannten „Blower-Door-Test“ sei das Haus dann zweimal auf seine Luftdichtigkeit geprüft worden, blickt Julia Eckert zurück. Die dicken roten Schläuche für Zu- und Abluft, die während der Bauphase an Wänden und Decken zu sehen waren, sind inzwischen hinter der Wandverkleidung verschwunden. Aus belasteten Räumen wie Küche, Bad und WC werde die Luft abgezogen und über die anderen Räume komme frische Luft herein, die sich über Belüftungsschlitze in den Türen im Haus verteile, erklärt Julia Eckert. Ein Wärmetauscher stellt sicher, dass der Abluft Energie entzogen und der Frischluft wieder zugeführt wird. Die Lüftungsanlage sei notwendig, da die Außenhülle durch die Dämmmaßnahmen sehr luftdicht sei. Damit kein Schimmel entsteht, zieht in der Scheffelstraße die Anlage die Frischluft im Garten an, führt diese über ein großes Rohr im Erdreich in den Technikraum im Keller und führt sie dort dem Zentralgerät zu. Die Schlaufe im Erdreich ermöglicht durch eine konstante Temperatur von rund acht bis zehn Grad ein Vorwärmen der Luft im Winter, ein Vorkühlen im Sommer. Vom Zentralgerät aus wird die Frischluft über Lüftungskanäle in die einzelnen Räume eingebracht. Aus belasteten Räumen wie Küche und Bad wird sie abgezogen. Im Zentralgerät selbst ist ein Kreuzwärmetauscher integriert, an dem die bereits erwärmte Abluft an der noch kühlen Frischluft vorbeistreicht und somit weniger Energie zur Erwärmung der Frischluft aufgebracht werden muss. Zu der eingebauten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für rund 13.000 Euro, die Zu- und Abluftöffnungen in jedem Raum hat, sieht das Umweltforum keine empfehlenswerte Alternative. Julia Eckert hat die Entscheidung dafür nicht bereut und möchte ihre Lüftungsanlage nicht missen: Diese sei „ein sehr großer Luxus“, findet sie. Denn das manuelle Lüften während der Heizperiode entfalle damit komplett. Und trotzdem sei die Luft in ihrem Rundum-Wohlfühl-Haus gut.

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