Neustadt Iggelbach: Jahrelange Missstände führten zu Beschlagnahmung der Tiere
62 Tiere hat die Kreisverwaltung Bad Dürkheim am Mittwochnachmittag auf einem Anwesen in Iggelbach beschlagnahmt. Ein Ehepaar fällt seit Jahren wegen Problemen mit der Tierhaltung auf. Missstände bei einer Kontrolle am 1. April haben den Ausschlag für die Sicherstellung der Nutztiere gegeben.
39 Enten, Gänse und Hühner, 15 Schafe, drei Pferde, drei Ponys und zwei Minischweine hat die Veterinärabteilung der Kreisverwaltung Bad Dürkheim am Mittwochnachmittag mit Unterstützung von Beamten der Polizeiinspektion Neustadt auf einem Anwesen am Ortseingang von Iggelbach beschlagnahmt. In einem Beschluss des Amtsgerichts Bad Dürkheim war die Durchsuchung des Geländes und die Sicherstellung der Tiere angeordnet worden. Thomas Witte, Anwalt des Ehepaars, dem die Tiere gehören, hat Beschwerde gegen die Entscheidung des Gerichts eingelegt. Die Pferde und die Ponys hätten kein Futter und kein Wasser gehabt, und die Ponys seien stark abgemagert gewesen, nennt Sina Müller, Sprecherin der Kreisverwaltung, als Grund für das Eingreifen der Amtstierärztin. Dies sei bei einer tierärztlichen Kontrolle am 1. April festgestellt worden.
Regelmäßige Kontrollen zeigen Missstände
Probleme wegen der Tierhaltung gibt es schon seit Jahren (die RHEINPFALZ berichtete mehrfach, zuletzt im November 2017). Auch diverse Bauten, die ohne Genehmigung auf dem Grundstück errichtet wurden, dort abgestellte alte Autos sowie Verunreinigungen sorgen für Ärger. Seit 2015 kontrolliere die Veterinärabteilung der Kreisverwaltung die Tierhaltung „regelmäßig“, so Müller. Nach früheren Angaben waren es im Jahr 2016 drei Kontrollen und 2017 bis Oktober eine Kontrolle. Seitdem wird nach Angaben von Müller alle sechs bis acht Wochen kontrolliert. Dabei seien immer wieder Missstände bei der Haltung und der Versorgung der Tiere festgestellt worden. Wie die RHEINPFALZ am 4. November 2017 berichtete, standen im Oktober mehrere Pferde und Ponys bis über die Hufe in Pferdeäpfeln und fraßen mit Kot verdrecktes Stroh. Bei den Kontrollen durch die Veterinärabteilung hätten die Tiere teils nicht genug Futter oder Wasser gehabt, die Einstreu in den Unterständen sei nicht immer ausreichend gewesen. Zeitweise hätten Gegenstände in den Unterständen gelegen, an denen die Tiere sich hätten verletzen können, berichtet Müller. Das Ehepaar habe immer wieder zumindest teilweise für Abhilfe gesorgt, nennt die Sprecherin als Grund, warum die Kreisverwaltung nicht früher eingeschritten ist. „Wir nehmen nicht leichtfertig Tiere weg“, so Müller. Bei den nächsten Kontrollen seien wieder neue Unzulänglichkeiten entdeckt worden.
Tierhalterin brauchte ärztliche Betreeung
„Das geht nicht mehr so weiter“, habe die Amtstierärztin bei der jüngsten Kontrolle entschieden. Da nur die Polizei eine Durchsuchung vollziehen darf, war diese bei dem Einsatz am Mittwoch dabei. Nach Informationen der RHEINPFALZ haben sich die Polizei und ein von der Kreisverwaltung bestellter Tiertransporter zwischen 13 und 14 Uhr auf dem Gelände des SBK-Marktes in Lambrecht getroffen. Nach Angaben der Polizei hat die Tierhalterin die Tierärztin mit einem etwa 80 Zentimeter langen Aluminiumrohr angegriffen, einen Polizeibeamten ans Bein getreten und einen anderen beleidigt. Verletzt worden sei jedoch niemand. Die Tierhalterin sei so aufgeregt gewesen, dass sie ärztlich betreut werden musste. Ihr Mann habe sich ruhig verhalten.
Vorwurf der Verwahrlosung wird zurückgewiesen
Die beschlagnahmten Tiere seien bei mehreren landwirtschaftlichen Nutztierhaltern untergebracht worden, so Müller. Das Ehepaar soll eine Verfügung bekommen, in dem ihm die Haltung von Nutztieren untersagt wird. Anschließend hätten die beiden sechs Wochen Zeit, um ein Konzept für eine ordnungsgemäße Tierhaltung vorzulegen. Ansonsten würden die Tiere verkauft. Rechtsanwalt Witte weist den Vorwurf der Verwahrlosung der Tiere zurück, ansonsten wolle er derzeit keine Angaben machen. Bei der Kreisverwaltung könne sich niemand erinnern, dass schon einmal so viele Tiere beschlagnahmt wurden, sagt Müller. „Endlich ist vom Kreis etwas unternommen worden, viele Bürger beschweren sich immer wieder“, sagt der Elmsteiner Ortsbürgermeister Stefan Herter (SWG). Er habe die Beschwerden immer weitergeleitet. Herter hofft, dass nun auch wegen der sonstigen Missstände etwas unternommen werde. Erst vor zwei Tagen habe sich ein Anwohner wegen des Gerümpels und des Drecks beklagt.