Neustadt „Es knirscht in den Knochen“

Herr Drews, wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Als Jugendlicher war ich ein völlig verklemmter Typ, der in der Pubertät nicht wusste, was er mit sich anfangen soll. Mein Vater hat mich mit 17 bei einer Jazzband angemeldet und dann auf die Bühne geschubst. Das war für mich die beste Therapie. Ab da war ich kein Tagträumer mehr. Sie hatten Hemmungen? Das glaubt man kaum. Und wie! Ich hatte bis zu den Les Humphries Singers niemals gesungen, immer nur Gitarre und Banjo gespielt. Mit 15 war ich sogar bester Banjo-Spieler Schleswig-Holsteins. Aber ich habe mich eben immer an meinem Instrument festgehalten. Wie kamen Sie dann zum Singen? Durch Zufall, wie alles in meinem Leben. Les Humphries wollte mich für eine Tour mitnehmen, die Mädels fanden mich ganz gut und er wollte mich hauptsächlich fürs Auge. Aber ich sollte auch singen, das habe ich zuerst abgelehnt. Auch da hat mein Vater zu mir gesagt, jetzt mach doch mal die Tour mit denen und sing! Aus der einen Tour wurden dann fünf. Die Jüngeren kennen Sie heute als den König von Mallorca, der dort ständig Party auf der Bühne macht. Dabei gibt und gab es da noch mehr. Stimmt, ich liebe zum Beispiel Dixieland. Oder Rock und Pop. Auf Wunsch von Ramona und Joelina, meiner Frau und meiner Tochter, habe ich letztes Jahr mehrere dreistündige Konzerte gegeben, die ich „Zeitreise“ nannte. Da habe ich Jazz, Rock, Pop, Schlager und Partysongs gespielt und gesungen. Die Leute waren baff. Und wenn Sie jemand als Schlagerfuzzi bezeichnet? Das ist mir völlig wurscht. Ich hatte nie vor, Party zu machen. Ich hatte nie vor, Schlager zu machen. Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kind. Alles in meinem Leben war nicht geplant, ich wollte Mediziner werden. Mit knapp 70 eine anstrengende Sache, oder nicht? Ja, das stimmt. Manchmal bin ich echt müde und es knirscht in den Knochen. Aber kaum bin ich auf der Bühne, dann passiert was mit mir. Ich hab’ da so viel Bock drauf, mit denen zu feiern. Mein Job ist auch mein Hobby. Aber ich bin auch gern immer wieder in meinem Haus in Dülmen und genieße dort das Familienleben. Wie schaffen Sie es, locker 20 Jahre jünger auszusehen, als Sie sind? Logischerweise hat das was mit den Genen zu tun. Es ist wichtig, nicht exzessiv zu leben – außer bei der Musik natürlich. Ich trinke so wenig Alkohol, dass es schon wieder gesund ist. Ich habe nie geraucht, nur ein bisschen Dope in den 70ern und das unter Aufsicht meines Vaters. Außerdem fühle ich mich mit meiner Frau Ramona tierisch wohl. Sie ist mein bester Freund. Dieses Gefühl hält jung. Am 2. April werden sie unglaubliche 70 Jahre alt. Wie ist das für Sie? Älterwerden ist scheiße, aber da gibt es nichts dran zu ändern. Alles ist vergänglich. Ich versuche, das Beste draus zu machen. Ich bin froh, dass ich heute gut mit Menschen umgehen kann. Ich mag es, wenn mich Leute auf der Straße ansprechen, das wäre früher undenkbar gewesen. Am Sonntag treten Sie als Unterstützer der Stiftung Lebensblicke in der Ludwigshafener Friedenskirche auf … Was, wo trete ich auf? Wie kommen Sie eigentlich zum Thema Darmkrebs? Die Stiftung steht für die Früherkennung von Darmkrebs. Das unterstütze ich gern. Die Darmspiegelung ist eine präventive Maßnahme, die sehr wichtig ist. Ich gehe selbst regelmäßig alle zwei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung, denn früh erkannt, kann man Darmkrebs heute gut heilen. Waren Sie schon mal in Ludwigshafen, kennen Sie die Stadt? Ja natürlich, da bin ich zum Beispiel in der Eberthalle mit den Les Humphries aufgetreten – wahrscheinlich schon vor Ihrer Geburt. Wie ist das für Sie, in einer Kirche aufzutreten? Ganz ehrlich – ein bisschen eigenartig, das ist natürlich was ganz anderes als in den großen Arenen. Aber ich bin Profi durch und durch und werde den Leuten ein tolles Programm präsentieren. Ich spüre sehr schnell, auf welche Art Musik die Leute vor mir Lust haben. Das kann ich Ihnen geben. Und wie werden Sie Ihren 70. Geburtstag feiern? Ich mache mir selbst ein Geschenk und trete im Berliner Hofbräuhaus mit großer Band auf. Wir spielen von „Mama Loo“ über „Bett im Kornfeld“ bis zu „Satisfaction“ von den Stones alles, was Spaß macht. Und ich spiele endlich mal wieder Banjo. Darauf freue ich mich.

x