Neustadt Eine dampfende Erfolgsgeschichte

Mit einem dreitägigen Fest begeht das Kuckucksbähnel, das von Neustadt über Lambrecht mit verschiedenen Haltestationen nach Elmstein fährt, seinen 30. Geburtstag. Die historische Bahn, 1984 nach langem Dornröschenschlaf wieder zum Leben erweckt, gilt als besondere touristische Attraktion.

Als in den 1980er Jahren interessierte Bürger versuchten, die Bahn wieder zum Leben zu erwecken, standen viele dem Unterfangen skeptisch gegenüber. „Kritiker gaben dem Unternehmen keine allzu großen Zukunftsaussichten“, erzählt Horst Kayser, Mann der ersten Stunde. Dass die Strecke überhaupt wieder aktiviert werden konnte, hat sie nicht zuletzt der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) mit dem Eisenbahnmuseum am Neustadter Bahnhof zu verdanken. Ohne deren Sammelleidenschaft, technischem Können und Engagement für die Restaurierung historischer Bahnen gäbe es heute kein Kuckucksbähnel. Die gleichen Helfer sind es auch, die sich gemeinsam mit Behörden für die Reaktivierung der Bahnstrecke einsetzten. Kayser, von jungen Jahren an passionierter Modellbahnbauer, begeisterte sich für die Museumsbahn in Achern bei Freiburg, die von der DGEG unterhalten wird. „Von 1969 bis 1971 bin ich dort als Heizer mitgefahren und überlegte mir, ob man ein solches Angebot nicht auch bei uns in der Pfalz verwirklichen könnte.“ Der Lindenberger Stahlbauingenieur fand interessierte Mitstreiter und Unterstützung bei der Stadtverwaltung, der Verbandsgemeinde Lambrecht sowie im Landkreis Bad Dürkheim. Ab 1972 wurde das Eisenbahnmuseum eingerichtet, das heute 40 nostalgische Loks und Waggons beherbergt, von Vereinsmitgliedern gewartet, auf Vordermann gebracht und stetig erweitert wird. „Immer wieder gab es Bestrebungen, die stillgelegte Bahn zu reaktivieren, über die politische Schiene oder durch die Fördergemeinschaft Romantisches Tal“, so Kayser. Es habe dann über zehn Jahre gedauert, das Projekt zu verwirklichen. Zunächst wurde im alten Lokschuppen am Bahnhof gearbeitet, das Dach abgedichtet, die Bausubstanz stabilisiert. Die Neustadter Sammlung der DGEG erwarb sich nach und nach einen erweiterten Bekanntheitsgrad, seit 1981 nennt sich die Anlage „DGEG-Eisenbahnmuseum Neustadt“ und ist jeweils an Wochenenden und Feiertagen zu besichtigen. Originalloks aus der Pfalzbahn habe man leider nicht auftreiben können, sich dafür aber sogenannte Länderbahnfahrzeuge beschafft, beispielsweise die „Speyerbach“, die preußische T 3 und einige Fahrzeuge der Württembergischen Staatseisenbahn aus den Jahren um 1900. Ebenso aus alten Beständen stammen die Waggons. „Ausrangierte Züge verkaufte die Bahngesellschaft auch an privat, und so wurde manches nostalgische Objekt erhalten und nicht verschrottet“, erzählt Kayser. Ehe das Kuckucksbähnel am 2. Juni 1984 erstmals mit vier Wagen und 350 Passagieren in Betrieb gehen konnte, wurde ein Förderverein gegründet, parallel dazu die Kuckucksbähnel Betriebs GmbH mit den Gründungsmitgliedern Stadt Neustadt, Verbandsgemeinde Lambrecht und Verein Burg Spangenberg. Fördervereins- und Museumsmitglieder mussten in wochenlanger Vorarbeit die Strecke von Buschwerk befreien und die Gleise der Bahnlinie, die der Landkreis Bad Dürkheim der Bahn für 400.000 D-Mark abkaufte, instand setzen. Die ersten sieben Kilometer Gleis gehören der Deutschen Bahn, für deren Nutzung eine Gebühr fällig ist. Dann geht es ab Lambrecht über 13 Kilometer bis nach Elmstein. Rund 32.000 Personen befördert das Kuckucksbähnel im Jahr auf etwa 25 Plan- und 25 Sonderfahrten. Dabei ist man mit Zwischenstopps und Fotoaufenthalt etwa eine Stunde und 15 Minuten unterwegs. Das ist weniger, als der Zug, der 1907 in Betrieb genommen wurde, in früheren Zeiten benötigte. Zwar hätte man die Strecke in einer knappen Stunde bewältigen können, jedoch waren damals viele Fahrten mit Rangierstopps verbunden. Ursprünglich diente die Bahn in erster Linie dem Holztransport ins Tal. Längere Aufenthalte an den Verladestationen, wo Holz für den Grubenbau in der Westpfalz und im Saarland umgeladen wurde, waren unvermeidlich. Auf der 20 Kilometer langen Strecke von Elmstein bis Neustadt war man 150 Minuten unterwegs. Nach dem Ausbau der Straßen in den 1960er Jahren setzte die Deutsche Bahn vermehrt Busse für den öffentlichen Nahverkehr Richtung Elmstein ein. Die Fahrtzeit reduzierte sich auf knapp eine halbe Stunde, das Bähnel verlor an Bedeutung.

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