Neustadt Ein Gag wird zu Brauchtum und sportlichem Ansporn

Seit Kurzem ist es amtlich: Knutfeste gelten in der Pfalz als Brauchtum, hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd mitgeteilt (wir haben am 29. Dezember berichtet). Das ist auch ein Erfolg des Weidenthaler Fußball-Clubs Wacker, der schließlich als Erster das neue Brauchtum eingeführt hat. Am Sonntag, 10. Januar, findet das Fest zum 14. Mal statt.

Die Besonderheit in Weidenthal ist auch die Weltmeisterschaft im Weihnachtsbaumwerfen-Dreikampf. Der erlebt am Sonntag seine zehnte Auflage. Der weltweit einmalige Wettkampf brachte 2007 mit Hagen Friedrich aus Haßloch den ersten Weltmeister hervor. Seine damalige Siegesweite war mit 16,11 Metern noch recht bescheiden. Der Weltrekord steht heute bei 25 Metern und wird seit 2011 von Frank Schwender aus Frankeneck gehalten. Damen waren erstmals 2008 am Start. Erste Weltmeisterin Elisabeth Heilmann aus Bad Dürkheim mit 11,90 Metern. Den Weltrekord hält seit 2011 Uschi Schlenz aus Königsbach. Die ursprünglich mehr als Gaudi gedachte Veranstaltung wird heute mehr und mehr von vielen Teilnehmern richtig ernsthaft betrieben, was auch die Leistungsexplosion im Laufe der Jahre erklärt. Die Weltmeisterschaft besteht aus drei Disziplinen: dem Hochwurf über eine Stange, dem Weitwurf, ähnlich dem Speerwurf, und dem Schleuderwurf, in Anlehnung an das Hammerwerfen. Als der veranstaltende Weidenthaler Fußball-Club die WM vor einigen Jahren beim Deutschen Olympischen Sportbund als offiziellen Wettbewerb anmeldete, war das mehr als ein Gag gedacht. Der Sportbund ließ den offiziellen Antrag aber einfach unbeantwortet. Die „Wackeraner“ nahmen es mit Humor, machten trotzdem weiter und sind stolz auf ihre Idee. Das können sie auch sein. Mittlerweile ist die Meisterschaft weltbekannt. Filmberichte und Presseartikel rund um den Globus führten schon zu Anfragen von Medien aus Südafrika oder Amerika. Eine Weltmeisterschaft bei starkem Schneefall sorgte auch schon im thailändischen Hochsommer für staunende Zuschauer vor dem Fernseher. Auch viele deutsche Fernsehsender haben aus Weidenthal berichtet. Zum Beispiel die ZDF-Sportreportage mit Sport aus aller Welt und schon mehrfach die Landesschau Rheinland-Pfalz, die auch am kommenden Sonntag wieder mit einem Aufnahmeteam vor Ort dabei ist. Nach Auskunft von Herbert Laubscher, einem der Organisatoren des Festes, hat sich auch das russische Fernsehen (Channel One Russia) für die Weihnachtsbaumwerfen-Weltmeisterschaft angesagt. Sie werden dann auch den Titelverteidiger Hubert Fielenbach aus dem badischen Ubstadt-Weiher erleben, der 2015 mit 20,95 Metern den Titel holte. Erfolgreichster WM-Teilnehmer bisher ist immer noch unangefochten Frank Schwender mit drei Titeln in Folge (2011, 2012 und 2013). Der älteste Teilnehmer war ein 77 Jahre alter Sportler aus Niederkirchen in der Westpfalz. Und die jüngste Teilnehmerin war gerade mal vier Jahre alt. Sie meisterte den Wettkampf mit Hilfe ihre Papas ganz hervorragend. 1500 Gäste aus zahlreichen Nationen bedeuten den Besucherrekord. An der WM nahmen schon Sportler aus ganz Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Holland, England und aus Amerika teil. Die meisten WM-Teilnehmer gab es 2013: 42 Damen und 53 Herren waren am Start. Die 10. Weltmeisterschaft findet am Sonntag, 10. Januar, ab 13.30 Uhr, auf dem Sportgelände des FC „Wacker“ Weidenthal statt. Im Rahmenprogramm werden einmal mehr die Guggemusiker der Weihermer Schneckenschleimer für gute Laune sorgen. Nach der Siegerehrung findet die WM mit einem Abschlussfeuerwerk ihren Höhepunkt. Und mit einer Party gehen dann Knutfest und WM am späten Abend dem Ende entgegen. Jeder Gast, der seinen Weihnachtsbaum zum Verbrennen mitbringt, bekommt auch wieder einen Glühwein „fer umme“. Mit dem kollektiven Verbrennen der Bäume hatte schließlich alles begonnen. (uno)

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