Neustadt Die Sache mit dem Bärenklau

Ideales Wetter hat gestern bei der RHEINPFALZ- Sommertour mit Revierförster Jens Bramenkamp (Hohe Loog) geherrscht. Denn echte Wanderer lassen sich durch einen Regenguss nicht erschüttern, sie holen einfach ihre Anoraks aus dem Rucksack. Zumal die ersten 60 Minuten noch trocken waren.

Am Treffpunkt bei der Kaltenbrunner Hütte zeigt Bramenkamp eine „antike“ Revierkarte, an vielen Stellen geklebt. „Die Karte ist 25 Jahre alt und wird so nicht mehr hergestellt“, erklärt der Förster und weist auf die unterschiedlichen Farben hin. „Rosa“ überwiegt. Rosa steht für den auch heute noch großen Bestand an Kiefern. „Blau“ werde jetzt weniger, denn der Fichtenbestand gehe durch den Klimawandel zurück. Bramenkamps Lieblingsbäume, die stattlichen Eichen, sind noch zu selten vertreten in seinem Revier. Dann machen sich die Leser mit dem Förster und seiner Hündin „Freya“ auf den Weg. „Mittwochs ist unser regulärer Wandertag. Außerdem interessieren uns die Ausführungen durch einen Fachmann“, begründet Rainer Poh, wieso er mit seiner Frau dabei ist. Auch das Ehepaar Jehle ist gespannt auf die Erklärungen des Försters – der das Thema „Wald“ richtig gut rüberbringt. Bramenkamp ersetzt die Lektüre von Fachbüchern, wenn er an interessanten Stellen Pause macht. Er zeigt auf den japanischen Knöterich, ein „sehr aggressives Gewächs, das die heimischen Pflanzen verdrängt.“ Obwohl er erst den Bewuchs roden ließ, haben sich schon wieder Triebe ausgebreitet. Gegenüber steht der „Wiesenbärenklau“, nicht ganz so gefährlich wie der „Riesenbärenklau“. Tour-Teilnehmer Michael Bub kennt auch die Unterschiede zum „Ätzenden Riesenbärenklau“: „Er hat einen pelzigen Stamm und wird noch wesentlich höher.“ An den Angelweihern verrät Bramenkamp, dass die Weiher früher einmal dem Speyerer Bischof gehörten, um die Versorgung mit Fischen während der Fastenzeit zu gewährleisten. Damals seien sogar Biber heimisch gewesen, die dann während der offiziell fleischlosen Zeit als Wassertiere in den Kochtöpfen landeten. Im Kaltenbrunner Tal ist die Gruppe dabei schon lange nicht mehr, wie er zudem erläutert. Das windet sich nämlich am Parkplatz südlich in Richtung Hohe Loog den Berg hinauf. Der Weg zur Hellerhütte an den Seen vorbei führt folglich durchs Finstertal. Schließlich steigt der Pfad an, und die Wanderer hören einiges zur Waldbewirtschaftung. Eine prächtige Douglasie wächst sich schon seit 40 Jahren in den Himmel. Ihr haben die Forstarbeiter Platz gemacht, umstehende Bäume entfernt, ihren Stamm von Ästen befreit. Sie darf weitere 20 Jahre stehen. Dann wird geerntet. Vier Kubikmeter Holz wirft sie ab. Ein weißer Ring schützt sie und verleiht ihr das Prädikat „Zukunftsbaum“. Außer für die Eiche schlägt das Herz des Försters auch für die Buche. Er zeigt Bucheckern und verrät, dass die jungen Buchenblätter gut in einen Salat passen. „So ökologisch wie möglich“ möchte Jens Bramenkamp seinen Wald bewirtschaften. Wirtschaftlich müsse es aber auch sein: „Die Stadt möchte einen Ertrag sehen, schließlich sollen drei Förster und drei Assistenten bezahlt werden.“ (kle)

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