Neustadt Der Verkauf ab Hof hat Vorrang

Das neue Kelterhaus wurde im Juli 2014 mit Weinprobiertagen der Öffentlichkeit vorgestellt. Der 2013er Jahrgang war der erste, der dort angenommen wurde. Es wurden zwei Tankpressen angeschafft, der Hof wurde gastlicher gestaltet. Für dieses Jahr sind Investitionen in eine Hefefilteranlage mit Trubaufbereitung, in Drucktanks für die Süßreserven und Koffertanks aus Edelstahl geplant. Diese Tanks werden den Kellerräumen angepasst und vor Ort zusammengeschweißt. Das ist nicht die billigste Lösung, sorgt aber für die optimale Ausnutzung des Raums. Damit hat sich der Edelstahltank, doppelwandig für gekühlte Gärung, dann komplett durchgesetzt. Die letzten Stahltanks werden entsorgt, kündigt Geschäftsführer Dietmar Bonn an. Die Investitionen für 2014 und 2015 beziffert Bonn auf knapp über eine Million Euro. Ziel der Investitionen: „Schlagkräftiger werden.“ Das heißt, die Trauben schnell und frisch verarbeiten, schonend pressen, wenig pumpen. Das kommt der Aromatik zugute, weiß der technische Betriebsleiter Michael Kiefer. Maßvoll, aber kontinuierlich investieren ist die Richtlinie beim Winzerverein. Auf dem Gelände mitten in der Forster Ortslage, zwischen der Dorfstraße und der innerörtlichen Umgehungsstraße, spielt sich auch der Hauptverkauf der Weine ab. Und dem gilt die nächste Qualitätssteigerung. „Für 2016 ist der Neubau einer Vinothek geplant“, kündigt Dietmar Bonn an. „Zeitgemäß, aber nicht zu futuristisch“ soll sie sein. Damit wäre dann auch das Problem der räumlichen Enge aus der Welt geschafft. „Wir haben derzeit keine Räume, um tagsüber Weinproben zu veranstalten.“ Das wird dann vorbei sein. Die Attraktivität für Kunden ist kein Selbstzweck. Der Verkauf vor Ort ist für den Winzerverein existenziell wichtig: 45 Prozent der Weine werden ab Hof verkauft. Ideal für die kleine Genossenschaft: So erzielt sie gute Erlöse (im Schnitt vier Euro netto pro Liter, also ohne Mehrwertsteuer, Rabatte und Glas). Und es stärkt die Kundenbindung. Drei Viertel der Weine gehen an Privatkunden, 25 Prozent an Fachhandel und Gastronomie. Der Vorteil: Es kann kein dominierender Großkunde ausfallen und den Winzerverein so in eine Absatzkrise stürzen. Das Geschäft bleibt stabil. Vermarktet wird ausschließlich über die Flasche. So werden im Schnitt 1,1 Millionen Liter pro Jahr verkauft. Bei Bedarf kauft der Winzerverein über die Forster Weinkontor GmbH bei befreundeten Betrieben und Genossenschaften zu. Die Lagerkapazität in den Tanks hat der Winzerverein inzwischen auf 1,7 Millionen Liter erhöht, ergänzt mit einer Kapazität von 500.000 Flaschen. Flucht von Mitgliedern ist bei den Forstern kein Thema. Wachstum um jeden Preis auch nicht. Vielmehr setzt der Winzerverein seit Jahren darauf, im hochwertigen Segment stärker vertreten zu sein. Das hat er erreicht mit dem Pachten von Flächen der Weingüter Mossbacherhof (seit 1999) und Dr. Pioth (seit 2007). Damit hat der Forster Winzerverein Weinberge in Spitzenlagen wie Ungeheuer, Musenhang und Pechstein hinzugewonnen. Die Spitzengewächse werden als Sonderlinien vermarktet. Unter 100 Mitgliedern des Winzervereins sind 28, die Trauben anliefern. Die relativ kleine Anzahl erweist sich als Vorteil, sagen Bonn und Kiefer. Man kann in überschaubarer Runde alle Qualitätsprojekte besprechen. Die Lese kann ganz kurzfristig entschieden werden, je nach Wetterlage, Gesundheitszustand der Trauben und Mostgewichten. Die Auszahlungen (Bonn: „Da haben wir eine Spitzenposition in der Pfalz“) ist konsequent auf Qualität ausgerichtet. Die Lagen sind intern klassifiziert. Elf Einzellagen lassen es zu, den Riesling auch lagentypisch auszubauen und so auf Vielfalt zu setzen. Der Riesling macht 85 Prozent der Weine aus, hinzu kommen Burgundersorten, Silvaner, Müller-Thurgau, Dornfelder und Merlot. Kontinuität in der Leistung zahlt sich auch bei der Prämierung der Weine aus. Von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) ist der Forster Winzerverein 2014 mit dem Großen Staatsehrenpreis ausgezeichnet worden, nachdem er viermal in Folge den Staatsehrenpreis erhielt. An großen Weinwettbewerben beteiligen sich die Forster sonst kaum. Eine Ausnahme war 2014 die AWC Vienna, eine Weinverkostung mit Prämierung in Wien, an der sich mehr als 1800 Produzenten aus 40 Ländern beteiligt haben. Acht Forster Weine wurden angestellt, fünfmal gab es Gold für den Winzerverein. Der Forster Winzerverein verspürt keinen Drang zu fusionieren. Seine Größe mit 130 Hektar bewirtschafteter Fläche lässt es zu, dass die Endverbraucher als Hauptzielgruppe erhalten werden können. „Es geht fast familiär zu“, sagt Dietmar Bonn, der auch als Geschäftsführer immer mal hinter dem Tresen steht und Wein verkauft. Er sieht den Forster Winzerverein gut gerüstet für den 100. Geburtstag. Den feiert die kleine Genossenschaft im Jahr 2018. (ff)

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