Neustadt Der „Mann im Mond“ ist schuld

Maikammer. Daniel Anton Schwaab ist auf der Suche. Der gelernte Elektroinstallateur aus Maikammer, der seinen Beruf für eine Karriere als Musiker an den Nagel gehängt hat, vermisst aber nicht etwa einen Schlüssel, sein Portemonnaie oder einen sonstigen Gegenstand, der sich leicht verlieren lässt. Schwaab ist vielmehr auf der Suche nach sich selbst. Dabei hilft ihm die Musik des kanadischen Songpoeten Leonard Cohen.

Cohens Veröffentlichung „Live in London“ ist Schwaabs unumstrittene Inselplatte, die Scheibe aus der er immer wieder Inspiration und Ansporn für sein eigenes musikalisches Schaffen zieht. Der 33-jährige Sänger, Gitarrist, Komponist und Texter ist momentan gerade dabei, seine erste CD zu produzieren. Vier Songs sind bereits im Kasten, am Rest wird noch geschrieben. Was am Schluss dabei herauskommt, dürfte ein traditionelles Singer/Songwriter-Album sein, auf dem Schwaab alle Erlebnisse und Einflüsse, die ihn bisher geprägt haben, in Noten und lyrischen Aussagen verarbeitet. Und auch hier geht er konform mit Cohen, dessen Texte stets auf eigenen Erfahrungen basieren. Den Entschluss, Musiker zu werden, fasste Schwaab, als er 1995 im Fernsehen einen MTV-“unplugged“-Auftritt der „Cranberries“ gesehen hatte. Von da an war für ihn klar, dass er eines Tages selbst einmal auf der Bühne stehen wollte. Die Liebe zur Musik hatte ihm sein Vater, selbst Gitarrist, schon als Kind förmlich in die Wiege gelegt, als er ihm zum Einschlafen immer wieder den Heinz Rühmann-Klassiker „La-Le-Lu – Nur der Mann im Mond schaut zu“ vorspielte. Mit 13 erhielt Daniel dann seine erste eigene Gitarre. Mit Unterstützung seines Vaters brachte er sich die ersten Griffe bei und schon bald spielte er Lieder von Reinhard Mey nach. Er trat dem Instrumentalkreis der Katholischen Kirche Maikammer bei und lieferte für seine Stammesbrüder von den Maikammerer Pfadfindern am Lagerfeuer die Gitarrenbegleitung zu den Hits von Neil Young und Cat Stevens. Seine gesanglichen Fähigkeiten entdeckte er schließlich, als er durch eine Bahnhofsunterführung lief, dabei lauthals „Are you lonesome tonight“ von Elvis Presley schmetterte und von dem, was da von den Wänden widerhallte, selbst angenehm überrascht war. Schwaab gründete „Das Dütt“, dann die Coverband „Chordyard“ und schließlich, gemeinsam mit der Cellistin Stefanie Semlinger, das Duo „Cellitar“. Mit ihr zusammen lässt er sich gerne für feierliche Anlässe, wie Hochzeiten, Geburtstage oder sonstige Feierlichkeiten buchen, und hat deshalb ein dementsprechendes Repertoire zusammengestellt. Ein Stück, dass dafür geradezu prädestiniert erscheint, ist „Hallelujah“ von Leonard Cohen. „Ich habe es 2010 zum ersten Mal öffentlich gespielt und seither ist es zu einem Teil von mir geworden“, erzählt der in Kirrweiler aufgewachsene Schwaab, „der Song hat die Liebe zu Leonhard Cohen und dessen Songs in mir reifen lassen.“ Ein Jahr vorher war auch „Live In London“ auf den Markt gekommen. „Die Scheibe läuft seither ständig bei mir, ob zuhause oder unterwegs“, erzählt Schwaab. „Ich mag alle Songs, die darauf zu finden sind, von ,So long, Marianne’ über ,Bird On A Wire’ bis hin zu ,Suzanne’. ,Hallelujah’ ist aber mein absolutes Lieblingslied geblieben.“ Besonders beeindruckt ist er davon, weil in dem Song Text und Musik gleichwertige Faktoren darstellen. „Es geht um Liebe. Cohen zeigt, dass die nicht nur schön, sondern manchmal auch sehr schmerzlich sein kann. Dazu zitiert er auch die Bibel und erzählt die Geschichte von Samson und Delilah“, erklärt Schwaab. „Samson verfügt, dank seines lang gewachsenen Haares, über übermenschliche Kräfte und ist dazu ausersehen, die von den Philistern unterdrückten Israeliten zu retten. Als er die Philisterin Delilah trifft und sich in sie verliebt, gibt er ihr das Geheimnis seiner Kraft preis, obwohl er weiß, dass sie ihn verraten wird.“ Daniel Anton Schwaab, selbst ein gläubiger Mensch, hat in „Hallelujah“ weitere Bibelbezüge gesucht und auch gefunden: „Leonhard Cohen hat mit dem Lied wahrscheinlich versucht, Schritte zur eigenen Glaubensfindung zu gehen und seine Zweifel an Gott aus dem Weg zu räumen“, vermutet er. „Ich habe meine Auffassung religiöser Ansichten mit seinen verglichen, Übereinstimmungen entdeckt und positive Energie daraus gezogen.“ Ein weiterer Höhepunkt der „Live In London“-Doppel-CD ist für Schwaab, der mit „Chordyard“ am morgigen Samstag bei der Weinkerwe in St. Martin, am 9. August beim Deidesheimer Weinfest und am 30. August bei der Vorabendfeier zum „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ in Rhodt auftritt, der fünfte Titel Nummer auf der zweiten: „Recitation w/N.L“. „Der Sprechgesang Cohens, nur begleitet von einer im Hintergrund gehaltenen Orgel, ist Wahnsinn. Der Text wirkt total auf mich. Ich finde, Cohen ist hier nur vergleichbar mit Shakespeare. Unglaublich, wie er es schafft, so viele Bilder mit so wenigen Worten zu erzeugen.“ Schwaab ist Cohen-Fan durch und durch. Seit er den inzwischen 79-jährigen 2013 in Mannheim live erleben durfte, ist seine Bewunderung für ihn nur noch größer geworden. Bleibt zu hoffen, dass sein eigenes Album wenigstens einen Teil des Erfolges erzielen kann, den seine Inselplatte „Live in London“ für sich verbuchte.

x