Deidesheim Bienenrettung leicht gemacht mit Futterautomat

Saatgut statt Kaugummi im Ausgabefach: der Bienenfutterautomat vor der Deidesheimer Kindertagesstätte „Vogelnest“.
Saatgut statt Kaugummi im Ausgabefach: der Bienenfutterautomat vor der Deidesheimer Kindertagesstätte »Vogelnest«.

Eine schöne Kindheitserinnerung: Münze in den Schlitz, Drehung nach rechts, und schon klackert’s im Ausgabefach. Kaugummiautomaten gab es früher an jeder Ecke. Heute rosten die meisten still vor sich hin. Es sei denn, sie bekommen eine zweite Chance. Als Bienenfutterautomat.

Was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben: Ein Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird. „Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr“, mahnte einst der berühmte Wissenschaftler. Tatsächlich hätte das globale Sterben der Bienen massive Auswirkungen auf Flora und Fauna und in der Folge auch für die Menschen. Deshalb ist es besorgniserregend, dass die Populationen dieses für unser Ökosystem so immens wichtigen kleinen Insekts zurückgehen. Etwa ein Drittel aller landwirtschaftlichen Nutzpflanzen werden von Bienen bestäubt, die Pollen bei ihrer Nahrungssuche von Blüte zu Blüte weitertragen. Auch bei der Erhaltung der Artenvielfalt spielen sie eine zentrale Rolle, weil sie für die Verbreitung zahlreicher Pflanzen sorgen, die wiederum andere Tierarten als Nahrungsquelle brauchen. Nicht zuletzt der Mensch trägt zum globalen Bienensterben bei, indem er die Umwelt immer bienenunfreundlicher gestaltet.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass jeder einzelne dazu beitragen kann, dass die fleißigen Bienen überleben. Und an dieser Stelle kommen die eingangs erwähnten Kaugummiautomaten ins Spiel. Denn 2019 hatte ein gewisser Sebastian Everding aus Dortmund eine tolle Idee. Ausgediente klassisch rote Kaugummiautomaten rüstet sein Unternehmen seither zu knallgelben Bienenfutterautomaten um. Statt Kaugummikugeln – und an äußerst seltenen Glückstagen auch ein kleines Taschenmesser oder ein garantiert echter Metallring – plumpsen hier regional angepasste Samenmischungen und Blumenzwiebeln in die Ausgabeschale. Das bundesweite Projekt läuft in fachlicher Kooperation mit der Initiative „Bienenretter“ des Frankfurter Instituts für nachhaltige Entwicklung (FINE).

Blumensamen-Kapsel für 50 Cent

Die originalen Automaten, alles Einzelstücke aus den 1960er- bis 1990er-Jahren, erfüllen einen neuen, äußerst sinnvollen Zweck: Für 50 Cent kann man sich eine mit Blumensamen gefüllte Kapsel ziehen. Das Saatgut wird auf dem Balkon oder im Garten eingepflanzt. Wenn es dann blüht, freut sich nicht nur der Mensch über den schönen Anblick, sondern auch die Biene über das Futter. Ziel ist es, dass sich möglichst viele Menschen am Automaten bedienen und ihren Ort aufblühen lassen. Neue Nahrungsquellen für Wild- und Honigbienen schaffen und Klein und Groß gleichzeitig spielerische für das akute Thema des Insektensterbens sensibilisieren: Das soll mit den Bienenfutterautomaten erreicht werden.

An über 385 Standorten in Deutschland hängen mittlerweile unter dem Motto „Bienenrettung leicht gemacht“ solche gelben Metallkästen, manche davon auch mit ein paar noch sichtbaren Schrammen – kein Wunder, denn ausnahmslos haben sie ein Vorleben als Kaugummispender hinter sich. Einer davon befindet sich seit zwei Jahren vor der städtischen Kindertagesstätte „Vogelnest“ in der Deidesheimer Turmstraße 2a. Fürs Frühjahr ist er wieder mit bienenfreundlichem Saatgut bestückt worden.

Das Ganze funktioniert nachhaltig: Nach dem Öffnen und der Aussaat wird die Verpackungskapsel in den Rückgabe-Behälter neben dem Automaten geworfen. Die gesammelten Kapseln werden dann an die Bienenretter zurückgeschickt. In die gereinigten Kapseln wird von Hand frisches Saatgut gefüllt, und es geht wieder von vorne los. Als Kooperationspartner stellt das Sozialunternehmen „Bienenretter Manufaktur“ das Füllmaterial mit heimischen Pflanzen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Vom Verkauf jeder Kapsel geht ein Förderbeitrag an die Bienenretter Bildungsarbeit.

„Dadurch soll die Nahrungsvielfalt für Bienen, Schmetterlinge und Co. in unseren grauen Orten verbessert werden“, erklärt Uli Stepic, die Leiterin der Kita Vogelnest. „Wir freuen uns sehr, einen Beitrag für Bienen und die biologische Vielfalt leisten zu können.“

Noch Fragen?

Weitere Informationen zum Bienenfutterautomaten: www.bienenautomat.de, www. bienenretter.com/bienenautomat/

x