Neustadt Bürckel-Grab: Stein soll nun bleiben

In Sachen Bürckel-Grab schlägt die Verwaltung nun vor, dass der Grabstein, den die Denkmalbehörde zu den „unbequemen Denkmalen“ zählt, im Neustadter Friedhof verbleibt, aber an anderer Stelle aufgestellt wird. Josef Bürckel war NS-Gauleiter und für Massendeportationen von Juden verantwortlich.

Zur Vorgeschichte: Der Grabstein war abgeräumt worden, ohne dass die Verwaltung darauf hingewiesen hatte, dass er denkmalschutzrechtlich als Zeitzeugnis betrachtet wird (wir berichteten). Nachdem das Versäumnis offenkundig geworden war, gab es Gespräche zwischen Denkmalpflege und Stadtverwaltung. Mit den Nachkommen Bürckels ist der jetzt vorliegende Vorschlag allerdings noch nicht besprochen worden. Unterdessen hat Oberbürgermeister Hans Georg Löffler betont, dass er in der Sache keineswegs „selbstherrlich“ gehandelt habe. Wie es zu der Abräumung des Grabs kam, erklärt er so: Nach Ablauf der Ruhezeiten im vergangenen September hätten Gespräche mit der Familie stattgefunden. Dabei habe er die Frage, ob die Stadt sich im Falle einer Verlängerung des Grabs an den Grabnutzungsgebühren beteiligen würde, verneint. Daraufhin habe die Familie zunächst erwogen, ein kleineres Grab zu kaufen und den Stein dort aufzustellen. Dass die Familie von diesem Vorhaben abkam, habe er „nicht auf dem Schirm“ gehabt. Er habe jedoch bereits in früheren Jahren verschiedene Gespräche über den Umgang mit dem Grab geführt, gerade vor dem Hintergrund, dass von verschiedenen Seiten immer wieder gefordert worden sei, das Grab zu entfernen. Nach dem jüngsten Bericht in der RHEINPFALZ habe er die Mail eines in Neustadt lebenden Österreichers erhalten, der sich bei ihm „von Herzen für die Beseitigung dieses Schandflecks“ bedankte. Massive Kritik an der Verwaltung hat dagegen Wolfgang Ressmann (SPD) geübt. Dass das Grab ohne Rücksprache abgeräumt worden ist, sei „ein weiterer Skandal im Umgang mit dem schrecklichen Erbe der NS-Diktatur in Neustadt“, schreibt Ressmann. Als Ratsmitglied empfinde er Scham. Das alles sei nicht nur peinlich, sondern zeige, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit gerade heute sei. Jahrzehntelang sei die Aufarbeitung dieses Geschichtskapitels kaum fundiert betrieben worden - ganz im Gegenteil. „Als Gründer der Weinstraße waberte der ach so volksnahe Josef Bürckel noch zum 50. Geburtstag der Weinstraße Mitte der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch die Weinberge“, so Wolfgang Ressmann. Die Aufarbeitung habe jetzt mit jahrzehntelanger Verspätung endlich begonnen. Josef Bürckel bekleidete als Gauleiter und Reichskommissar im Nazi-Staat hohe Positionen, unter anderem in der Pfalz und in Österreich. Er starb 1944 in Neustadt, wo er beerdigt wurde. Zunächst im Ehrenfeld, 1947 wurde er umgebettet. Der Grabstein stammt von dem ursprünglichen Grab. (kkr)

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