Neustadt Ausgefallene Blickwinkel

NEUSTADT. Kreativität, Experimentierfreude und ausgefallene Blickwinkel markieren die Ausstellung des „Fotoforums Neustadt“, deren Vernissage das Publikum am Montagabend in der Stadtbücherei feierte. Zwölf der inzwischen 40 Mitglieder der Amateur-Gruppe präsentieren ihre neuesten Arbeiten des Jahres zu den Themen „Meine Stadt ganz nah“, Technik und Schwarz-Weiß-Fotografie.

Auch zahlreiche Porträts sind diesmal zu sehen, so ist gleich zu Beginn des Rundgangs die in leuchtenden Farben gehaltene Reihe „Sarah“ von Armin Huck ein Blickfang – eine fotografische Liebeserklärung an eine blonde junge Frau. Einen sachlich-nüchternen Kontrast dazu bildet die im Technik-Museum Sinsheim entstandene Arbeit „Unter der Haube“ von Doris Karbach, die eine wie ein Alien anmutende Frau zeigt. Sehenswert Karbachs Collage „Kellerluken“ und „Ameisenjungfer“. Wolfgang Frohnweilers Leidenschaft für Flugtechnik spiegeln die beiden in Sinsheim aufgenommenen großformatigen Aufnahmen der „Concorde“. Im Panoramaformat bannt er, der als einziges Mitglied der Gruppe noch analog fotografiert, die eleganten Maschinen. Mit seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen lenkt Uwe Steiner, neu in der Gruppe, den Blick auf scheinbar alltägliche, dennoch originelle Objekte: den Schatten einer Palme, ein zerbrochenes Glas in „Nach der Hochzeit“ oder den wie eine Sichel anmutenden Ausschnitt der „Zeitraum Spirale“ auf dem Neustadter Hetzelpatz. Ebenfalls zum Thema Schwarz-Weiß-Fotografie hält Stefanie Zehfuß unter dem Titel „Jüdischer Friedhof“ einen Grabstein mit hebräischer Inschrift fest. Von dieser Fotografin sind im Innenbereich der Ausstellung Aufnahmen ganz anderer Art zu sehen, darunter das bei einer Wanderung der Gruppe entstandene beeindruckende Landschaftsbild „Morgendämmerung auf der Wolfsburg“, eine durch Langzeitbelichtung eingefangene Lichtmalerei. Aus ungewöhnlicher Perspektive aufgenommen sind Jürgen Schwärzels Fotografien zum Thema „Im Detail – Meine Stadt ganz nah“: das Portrait des Hammerwerfers im Rathaushof, „Dem Zeitungsleser über die Schulter geschaut“ und, kaum zu erraten, „Spirale mit Sonnenstern im Gegenlicht“, die Spirale auf dem Hetzelplatz. „Nur mit einer stark geschlossenen Blende kann der Stern in der Mitte der Spirale entstehen,“ erklärt Schwärzel. Auf weiteren Aufnahmen im Inneren der Ausstellung bannt er den Kontrast zwischen Hell und Dunkel in der Komposition einer Dünenlandschaft in Namibia und weniger entfernt eine „Allee im Schatten“. Dieses Foto habe er zunächst digital in Farben aufgenommen und dann in Schwarz-weiß konvertiert, erläutert der Fotograf. Neue Mitglieder des Fotoforums sind Brita und Stefan Leiser. Sie ist mit vier Aufnahmen präsent, darunter „Up in the Sky“, Ausschnitt eines Flugzeugs, und „No 5“, eine Kundennummer in einem Café. Stefan Leiser ließ sich in Sinsheim zu „Phönix“, einem in graue Wolken hineinfliegenden Flugzeug, inspirieren. Außerdem sind zu sehen: „Krokodil“ (Name einer alten Lok aus der Schweiz) und das sich in einer Pfütze spiegelnde und daher auf dem Kopf stehende „Wasserflugzeug“. Ironisch betitelt er die mit Plakaten beklebte alte Karstadt-Fassade in Neustadt mit „Place of Interest“. Einen höchst lebendigen Kontrast zur Technik-Thematik bilden die drei Portraits von Roland Hartmann, in denen sich als durchgängiges Motiv die Signalfarbe Rot findet: „Meine Tochter Cornelia“, „Nepalesin“ und „Vaterstolz“. Eine Huldigung an Neustadt sind Heinz Horaks Nah-Aufnahmen „Kleiner Drache“, „Maske und Rosette im Gepäck“, „Relief auf der Kaiserkrone“ und „Am Paradiesbrunnen“. Ein atemberaubendes Panoramabild von Neustadt kreierte Jürgen Meßler, Kursleiter des „Fotoforums“, mit seinem „Blick von der Wolfsburg“, das bei der gleichen Wanderung entstand. Digital wenig bearbeitet, nahm er es in Langzeitbelichtung bei Frost auf, wie er erklärt. Bernd-H. Menck, langjähriges Mitglied des „Fotoforums“, überzeugt mit sieben Aufnahmen. „Tanz der Elfen“ ist eine Hommage an den Königsbacher Maler Ludwig Fellner. Seinen Sinn für Humor beweist der Fotograf mit „Wirklich? Ein Löwe!“, wenn zwei Betrachter sich über die Löwenplastik von Barbara und Gernot Rumpf auf dem Marktplatz wundern, und mit „Elwedritsche-Fang“, Hände, die den Schatten einer Elwedritsche einfangen. In seiner „Trilogie der Treppen“ bannt Menck das Faszinosum verschiedenartigster Treppenansichten. Die Mitglieder des „Fotoforums“ arbeiten derzeit übrigens auf Hochtouren an ihrer bisher größten Ausstellung, die Ende Februar im Herrenhof Mußbach eröffnet wird. Das Thema, wie könnte es in der Pfalz anders sein, ist Wein.

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