Neustadt Auerochsen sollen Wald bremsen

In Frankenstein kommt der Wald seit Jahren den Häusern immer näher. Das Klima in dem Dorf neben Weidenthal wird kälter, feuchter und dunkler. Um dem Wald Einhalt zu gebieten, hat die Gemeinde ein Beweidungsprojekt initiiert. Eine kleine Auerochsenherde soll künftig die Landschaft beweiden und pflegen.

„Wir lieben unseren Wald, aber wir wollen nicht, dass er zu unserer Hintertür hereinwächst“, formulierte es Frankensteins Ortsbürgermeister Eckhard Vogel (FWG) bei einer Einwohnerversammlung vergangene Woche. Schon seit einigen Jahren seien die Veränderungen durch die zunehmende Verwaldung im Ort spürbar. Es werde dunkler, kälter und feuchter. Das führe schon jetzt zu Algen- und Schimmelbildung an einigen Gebäuden. Zudem mache sich ein erhöhter Energieverbrauch auf den Rechnungen der Bürger bemerkbar, da ein ordentlicher Kaltluftabfluss nicht mehr gewährleistet sei. Im Diemersteiner Tal weiden bereits Burenziegen und legen die Hänge an der Villa Denis frei. Um die Verwaldung zu stoppen, hat die Gemeinde nun ein weiteres Beweidungsprojekt vorgesehen. Auf einer Fläche von etwa zwölf Hektar soll eine Herde von fünf bis sieben Auerochsen den Wald nördlich der Hauptstraße vom Ortsrand fernhalten. Die Weide der Ochsen soll von Diemerstein, über die Dreispitz bis zum Wasserspeicher am Sommerberg ausgedehnt werden. Dabei soll es in Diemerstein und an der Dreispitz zwei Wegquerungen durch die Weide geben, die mit selbstschließenden Toren gesichert sind. Außerdem sollen an drei zentralen Punkten kleine Überstiege über den Elektrozaun errichtet werden, damit die Grundstückseigentümer nach wie vor freien Zugang zu ihrem Wald haben. Am Ortsrand soll der Zaun maximal 30 bis 50 Meter von den Häusern entfernt gezogen werden, „damit die Kuh nicht ins Schlafzimmer schaut“, wie es der Ortsbürgermeister beschreibt. Bevor die urigen Tiere jedoch im Frankensteiner Wald grasen können, muss ein Pflegeschnitt erfolgen. Einige Bäume werden gefällt, damit frisches Gras und Kräuter nachwachsen können. Doch gerade das macht den Anwohnern Sorgen. Sie fürchten durch die Baumfällungen ein erhöhtes Erosionsrisiko mit Schlammabgängen und Steinschlägen. Professor Sascha Henninger von der Technischen Universität Kaiserslautern betreut das Projekt und gibt Entwarnung. „Das Risiko von Steinschlägen und Schlammabgängen zum Beispiel nach Starkregenereignissen wird nicht höher werden.“ Die dichtere Vegetation von Gras, Kräutern und Stauden werde sich eher positiv auf die Bodenfestigkeit auswirken. Laut Vogel sollen einige Baumstämme in riskanten Steillagen quer zum Hang liegen bleiben, um diesen zu stabilisieren. Der Rest des geschlagenen Holzes gehöre den Grundstückseigentümern. In nächster Zeit sollen den insgesamt 86 Eigentümern die Pachtverträge zugestellt werden. Als Pächterin wird die Gemeinde Frankenstein auftreten, die ihrerseits die Grundstücke an einen Bewirtschafter unterverpachten wird. Pachtzins werden die Verpächter keinen bekommen, allerdings erhalten sie bei einer vertraglichen Mindestlaufzeit von zehn Jahren eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro pro Hektar. Insgesamt soll der Pachtvertrag aber rückwirkend vom 1. November 2014 bis 31. Oktober 2026, also zwölf Jahre, laufen. „Die Auerochsenweide wird die Bürger nichts kosten“, versichert Vogel. Durch umfassende Fördermöglichkeiten und Eigenleistung der Gemeinde entstünden für die Anwohner keinerlei Kosten. Auch die Haftung sei geklärt, falls die Tiere ausbrechen und Schaden anrichten. In diesem Fall springe die Haftpflichtversicherung des Bewirtschafters ein. (msim)

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