Neustadt Am Rande: Ostgoten statt Orks und Elben

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Neustadt-Mussbach. Manchmal dauert es eben etwas länger: Was es mit einer merkwürdigen Runen-Inschrift auf einem Findling auf sich hat, der ganz im Süden der Mußbacher Gemarkung an einem Feldweg am Rande des Autobahnzubringers steht, wollten wir im Januar nach einer entsprechenden Anfrage der „Mußbacher Mäher“ an uns von unseren Lesern wissen, doch der entscheidende Hinweis zur Lösung des Rätsels erreichte uns erst dieser Tage – und die Bestätigung fand sich dann wo? Ausgerechnet im RHEINPFALZ-Archiv, auffindbar allerdings nur, wenn man weiß, wonach man suchen soll. Demnach wurde der Stein 1991 zur Erinnerung an die Flurbereinigung im Raum Mußbach aufgestellt und nachträglich von dem inzwischen verstorbenen Mußbacher Heimatforscher Ernst Ost mit einer 17-zeiligen Ritz-Inschrift versehen. Die Zeichen stammen dabei nicht, wie wir im Januar spaßeshalber gemutmaßt hatten, aus Tolkiens Mittelerde, sondern aus dem Ostgotischen und müssen von rechts nach links gelesen werden. An der Spitze findet sich die Jahreszahl 1991, darunter der Name des Runenritzers. Dem folgt ein Satz aus der Rede des Indianerhäuptlings Seattle von 1855, in dem die Zerstörung der Natur durch den weißen Mann beklagt wird. Ziemlich passend, schließlich ist auch eine Flurbereinigung ein ausgesprochen massiver Eingriff in die natürlichen Verhältnisse. Allerdings kann man sich schon fragen, warum eine so wichtige Aussage in einer Schrift verewigt wird, die heute kaum einem mehr zugänglich ist. |hpö

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