Neustadt Am Rande der Bande:

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Gemütlichkeit gilt als typische Pfälzer Eigenschaft. Tatsächlich lassen sich Pfälzer allgemein nicht leicht aus der Ruhe bringen. Für Pfälzer Fußballfans gilt dies allerdings weniger, was insbesondere bei Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern zu beobachten ist. Seit Jahrzehnten werden zu viele Querpässe des eigenen Teams mit Pfiffen quittiert. Das schnelle und direkte Spiel nach vorne ist das, was der Pfälzer Fußballfan sehen möchte. Ein langsamer Spielaufbau wird oft despektierlich als Rasenschach bezeichnet und gilt als verpönt. Dies bekommt seit Saisonbeginn auch die erfolgreichste Elf des Fußballkreises Rhein-Mittelhaardt zu spüren: der 1. FFC Niederkirchen, aktuell mit vier Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten SG Andernach souveräner Tabellenführer der Frauenfußball-Regionalliga Südwest und auf dem besten Weg zum direkten Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga. Es ist nicht die Art und Weise, in welcher der FCK seine größten Erfolge feierte und mit der die Niederkirchenerinnen sieben ihrer bisher acht absolvierten Punktspiele gewannen. Es ist eher das Wissen um die eigene Überlegenheit gegenüber den Gegnern und das entsprechende Selbstbewusstsein, wie es auch beim FC Bayern München zu erkennen ist. Auch ein noch so defensiv eingestellter Gegner verführt den FFC nicht dazu, dass irgendwann planlos hohe Bälle in den Strafraum des Kontrahenten geschlagen werden, weil die bisherige Taktik nicht zum erhofften Erfolg führt. Ruhig lassen die Spielerinnen den Ball weiterhin durch die eigenen Reihen laufen, auf Fehler des Gegners und Löcher in dessen Abwehrverband lauernd. Manchen FFC-Fan brachte diese Gelassenheit der Mannschaft schon gelegentlich zur Verzweiflung, aber am Ende musste jeder feststellen, dass sein Team so zum Erfolg kam. Ausschlaggebend dafür ist zweifellos der Mann, der sich beim 1. FFC Niederkirchen im wahrsten Sinne des Wortes am Rande der Bande befindet. Trainer Niko Koutroubis ist nicht der Arbeitertyp, wie er bei den meisten Vereinen auf Funktionärsebene zu finden ist, sondern mehr ein Mann, der von einer weltmännischen Aura umhüllt seine Anweisungen gibt. Dem Gefühlsausbrüche am Spielfeldrand ebenso fremd sind wie Ausdrücke derben Inhalts und der auch modisch immer zugleich elegant und trendy ist – ein Hauch der großen, weiten Fußballwelt, die im Sommer in Niederkirchen angekommen ist. Dazu passt Koutroubis Antwort auf die Frage, ob im deutschen Frauenfußball die Zweite Bundesliga bezüglich des Niveaus deutlich stärker als die Regionalliga sei: „Das kann ich nicht beurteilen. Ich komme aus der Ersten Bundesliga.“ Mancher FFC-Verantwortliche und Fan träumen sicherlich von der Rückkehr der Niederkirchener Frauen in die Erstklassigkeit, wo sie sich auch schon lange befanden und 1993 die deutsche Meisterschaft feiern durften. (dil) Wasserball in Neustadt ist international. Das zeigt sich alleine in der Aufstellung des Bundesligisten SC Neustadt. Mit Laurence Tummings spielt ein dunkelhäutiger Deutsch-Amerikaner mit jamaikanischen Wurzeln. Kevin Oliveira ist Brasilianer. Neuzugang Levan Mosashvili kommt aus Georgien. Zudem sind drei kroatische Spieler und mit Davorin Golubic auch ein kroatischer Coach im Team. Neu am Beckenrand als Zuschauer war beim ersten Heimspiel der jetzigen Saison auch ein Ehepaar aus Manchester: Jane und Toni Johnson kamen nicht zufällig im Stadionbad vorbei, sondern waren von Heinz und Inge Weigert eingeladen. Das Neustadter Paar unterstützt den SCN als überzeugte „Wasserball-Eltern“, denn der 18-jährige Sohn Johannes hat es schon in den Erstliga-Kader geschafft und einige Einsätze in der höchsten Spielklasse absolviert. Weil die Johnsons von der Insel „total sportbegeistert und an allen Sportarten interessiert sind“, war es Ehrensache, dass die Freunde und Geschäftskollegen von Heinz Weigert die Partie gegen den SV Weiden mit großem Interesse verfolgten. „Ich kenne überhaupt keine Regeln. Es ist mein erstes Wasserballspiel“, gestand Toni Johnson. Er habe in seiner Jugend Kricket gespielt und interessiere sich für Rugby und Fußball. Jedoch ist „sein“ Team nicht etwa Manchester United, wo inzwischen Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger am Ball ist, sondern der Nachbarclub Manchester City. Auch für Wasserball können sich die beiden Briten jetzt begeistern. „Ein sehr harter Sport. Es geht sehr schnell. Man kann gar nicht alles registrieren, was im Becken passiert. Es wird sehr körperbetont gespielt“, so ihre Erkenntnisse. Ihr Aufenthalt in der Pfalz war nach wenigen Tagen beendet. Aber ausgeschlossen ist es nicht, dass sie bei ihrem nächsten Besuch erneut bei einem SCN-Heimspiel mit Familie Weigert im Stadionbad auftauchen. (kle)

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